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Von – 1. Dezember 2000

Hier tifft man sich „uff de Gass“

Die Kirche ist hier im Dorf wenn Pfarrer Jürgen Ackermann den bekannten Spruch zitiert, so gilt das in seiner Gemeinde in mehrfachem Sinne. In Nieder-Erlenbach steht die 655 Jahre alte Kirche tatsächlich in der Dorfmitte. Und wenn Ackermann mit dem Fahrrad unterwegs ist, dann trifft er seine Gemeindemitglieder auf der Straße oder beim Bäcker. Nicht selten führt eine zufällige Begegnung zu einem intensiven Gespräch uff de Gass, das sonst so vielleicht gar nicht zu Stande gekommen wäre. Die dörfliche Übersichtlichkeit macht es leichter, den Menschen nahe zu sein, so seine Erfahrung. Denn der Stadtteil im nördlichsten Zipfel von Frankfurt ist immer noch dörflich geprägt, auch wenn heute nur noch wenige landwirtschaftliche Betriebe dort existieren.

Nähe zu den Menschen zeigt die Gemeinde Nieder-Erlenbach auch durch ihre Jugendarbeit und trägt damit der Tatsache Rechnung, dass der Ort noch vor nicht allzu langer Zeit als der kinderreichste von Frankfurt galt. Die 1.600 Personen umfassende Gemeinde verfügt über gemeindepädagogische Stellen und stellt damit allerhand auf die Beine. Das reicht vom Kinderklub für Schulanfänger über Computerkurse für Kinder, einen Computerklub für Jugendliche bis zum beliebten Skatertreff für die 17- bis 18-Jährigen. Ihre Skateranlage haben sie erst jüngst mit Materialhilfe von der Stadt erneuert und kümmern sich auch weiterhin um den Unterhalt. Sicher eine Besonderheit ist auch die Reparaturgruppe, in der schon Neun- bis Zehnjährige unter Anleitung von Gemeindepädagoge Walter Staudinger Computer oder auch mal Elektrokleingeräte reparieren. Der wöchentliche Jugendklub schließlich versammelt die 16- bis 25-Jährigen bei Musik und Gespräch. Hat der Pfarrer keine Angst, dass im Zuge der Sparmaßnahmen auch die Gemeindepädagogenstellen zur Disposition stehen könnten? Dann müssten wir das Ganze eben anders organisieren, zeigt sich Ackermann zuversichtlich, ist doch der Schwerpunkt Jugendarbeit vom Kirchenvorstand ausdrücklich gewollt.

Als eine Form der Jugendarbeit kann auch der andere besonders außenwirksame Schwerpunkt der Gemeinde gesehen werden: die Kirchenmusik. In mehreren Flötenkreisen lernen zum Teil schon Schulkinder ein Instrument spielen. Die Ausgestaltung von Gottesdiensten und kleinere Konzerte sind ein weiterer Anreiz zum Mitmachen. Das gilt im Übrigen auch für den Bläserkreis (Posaunenchor) und den Chor.

Die vom Pfarrer so geschätzte Dörflichkeit hat jedoch vor nun fast zwei Jahren einen kleinen Dämpfer bekommen, als Nieder-Erlenbach bisher im Dekanat Bad Vilbel beheimatet zum Dekanat Frankfurt-Nord kam. Damit wurde auf kirchlicher Ebene vollzogen, was auf Verwaltungsebene schon seit 1972 galt: die Eingliederung nach Frankfurt. Die Nieder-Erlenbacher fühlen sich durchaus als Frankfurter. Doch im kirchlichen Bereich vermisst Ackermann die Übersichtlichkeit und die kurzen Wege eines kleineren Dekanats. Und das gilt für gegenseitige Vertretungen genauso wie etwa für die Reparatur einer Heizung.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Dezember 2000 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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