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Von – 1. Mai 2001

Die lieben Geschwister…

Geschwister bekommt man in aller Regel, ohne vorher gefragt zu werden. Zwischen Liebe und Rivalität entsteht die oft längste Beziehung des Lebens.

Geschwister haben ihre ganz eigene Beziehungsdynamik, sie schwankt zwischen „liebstem Spielgefährten“ und „größter Nervensäge“. Rita W. zum Beispiel, die Mutter von Jan (9 Jahre) und Simon (5 Jahre), schildert das so: „Es ist ein ständiges Hin und Her, manchmal kommt es mir so vor, als hätten Jan und Simon sich vorher abgesprochen, wer heute von ihnen verrückt spielt. Manchmal ist Simon brav, und Jan benimmt sich unmöglich; an anderen Tagen ist es wieder umgekehrt. Die Gründe für ihre Streitereien sind vielfältig, es gibt oft Streit ums Spielzeug, aber in der Regel ist es einfach der ewige Konkurrenzkampf unter ihnen. Manchmal ist mir nach Weglaufen zumute, aber wenn ich die beiden dann abends aneinander gekuschelt in einem Bett liegen sehe, bin ich immer ganz gerührt und froh, dass sie einander haben.“

So empfinden viele Eltern. Geschwisterstreit strengt ungeheuer an, gehört aber zu jedem Familienleben dazu. Die Eltern sind der Mittelpunkt im kindlichen Leben und mit allem, was Kinder tun, wollen sie vor allem die volle Aufmerksamkeit von Mutter und Vater auf sich lenken. Damit ihnen das gelingt, müssen sie mit ihren Geschwistern konkurrieren.

Es gibt kaum eine intensivere Beziehung als die zwischen Geschwistern. Und zu dieser Vertrautheit gehört es eben, dass man sich manchmal streitet, gereizt ist, eine andere Meinung hat und wütend wird. Die Vorstellung, dass Geschwister sich mögen müssen, entspricht nicht immer der Realität, die eben oft dem Idealbild einer heilen Familie widerspricht. Ob Erstgeborenes, Nesthäkchen, Mittelkind oder Einzelspross – jede Position in der Familie hat zwar ihre gewissen Eigenarten, aber dennoch hat jedes Kind seinen ganz besonderen, individuellen Charakter. Deshalb sind Kinder aus ein und derselben Familie oft so unterschiedlich. Während das eine Kind konfliktfreudig und chaotisch ist, kann das andere Kind eher ruhig und ordentlich sein. Für Eltern ist es nicht leicht, mit diesen Unterschieden umzugehen, aber es ist wichtig, die Kinder in ihrer Individualität wahrzunehmen und wertzuschätzen. Nur so können Eltern jedem Kind in der Erziehung gerecht werden.

Sich in die Konflikte der Kinder einzumischen ist nicht immer von Vorteil. Es entsteht dann leicht ein Muster: Die Kinder kommen abwechselnd zu Mutter und Vater gelaufen und spannen sie als Schiedsrichter in ihre Konflikte ein. Mit der Folge, dass sich eines der Kinder erneut benachteiligt und weniger gemocht fühlt. Es ist einen Versuch wert, sich dann mit einfachen Worten wie: „Macht das untereinander aus, ich muss jetzt meine Arbeit tun!“ rauszuhalten und abzuwarten, was passiert. Wenn Eltern das ein paar Mal gemacht haben, merken die Kinder bald, dass sie sich nicht so einfach in den Konflikt hereinziehen lassen – und stellen fest, dass Streiten langweilig ist, wenn kein Erwachsener den Schiedsrichter spielt.

Wer mehr über das geschwisterliche Zusammenleben erfahren möchte: Am Dienstag, 22.Mai, um 20 Uhr gibt es dazu einen Vortrag bei der Evangelischen Familienbildung, Darmstädter Landstraße 80. Anmeldung unter Telefon 60500411.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Mai 2001 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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