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Von – 1. Dezember 2002

Kinder und Eltern stärken

Bei vielen Eltern wächst die Unsicherheit. Sie müssen wieder lernen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die ihrer Kinder zu entwickeln.

Der kleine Kevin strampelt munter mit den Beinen und scheint schon losrobben zu wollen. Neben ihm der gleichaltrige Jonas. Er liegt auf dem Rücken und ist ganz versunken in das Spiel mit seinen Händen. „Er will sich immer noch nicht umdrehen“, wendet sich die Mutter mit etwas bangem Unterton an die Leiterin der Krabbel-Gruppe. Offensichtlich ist sie unsicher – ist ihr Kind vielleicht nicht „normal“?

„Wir haben in unserer Arbeit den Eindruck, dass die Unsicherheit der Eltern wächst“, sagt Angelika Rohde, pädagogische Mitarbeiterin der Evangelischen Familienbildung. Immer häufiger muss man Mütter und Väter offensichtlich an ihre „natürlichen“ Kompetenzen erinnern: „Zwar sind es die Eltern, die ihrem Kind am nächsten sind, aber sie vertrauen eher dem Rat von Fachleuten als ihren eigenen Fähigkeiten, die Bedürfnisse ihres Kindes wahrzunehmen“, hat Rohde beobachtet, „Eltern lassen sich sehr stark von Erwartungen und Bildern leiten, die an sie herangetragen werden, es fällt ihnen schwer, sich auf das eigene Kind einzulassen und seine besonderen Fähigkeiten zu entdecken“. So wie bei Jonas, der zwar nicht loskrabbelt, bei dem aber die Feinmotorik der Hände schon ganz wunderbar funktioniert. Es sei wichtig, das Vertrauen der Eltern in sich selbst und ihr Kind zu stärken, meint Rohde.

Das Problem spitzt sich zu, wenn es auf natürlichem Weg mit dem Kinderkriegen nicht klappt und Methoden der Fortpflanzungsmedizin zur Anwendung kommen. Die In-vitro-Fertilisation (IVF), bei der Ei- und Samenzelle außerhalb des Körpers im Reagenzglas zusammengeführt werden, ist einerseits der letzte Rettungsanker für viele Paare, das ersehnte Kind doch noch zu bekommen. Andererseits geben die Eltern dadurch unweigerlich noch mehr Verantwortung an die medizinische Technik ab. „Wenn nach aufreibender Hormonbehandlung die Befruchtung außerhalb des Körpers stattfindet und auch die Schwangerschaft als sehr risikoreich erlebt wird – woher soll da die Vertrauensbeziehung zum eigenen Kind kommen?“ fragt Angelika Rohde.

Die Angst, etwas falsch zu machen, und der verständliche Wunsch nach medizinischer Kontrolle ist bei IVF-Schwangerschaften besonders hoch und steht einer spontanen und emotionalen Beziehung zum eigenen Kind entgegen. Das hat auch eine kürzlich veröffentlichte Studie des Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf ergeben. Die Erkenntnisse sprechen natürlich nicht gegen „IVF-Kinder“, von denen es allein in Deutschland inzwischen mehr als 20.000 gibt. Aber sie zeigen, wie wichtig gerade für deren Eltern eine umfassende psychosoziale Begleitung über die Geburt hinaus ist. Im Gegensatz zu den hohen Kosten der eigentlichen IVF-Behandlung wird eine solche Betreuung von den Krankenkassen jedoch nicht übernommen.

Die Evangelische Familienbildung bietet neben Kursen zur Geburtsvorbereitung und Familienbegleitung auch Beratung in Einzelgesprächen an. „Wir möchten einen Raum bieten, wo Mütter und Väter mit ihren alltäglichen Fragen hinkommen können“, sagt Angelika Rohde. „Im Einzelgespräch gibt es die Möglichkeit, alles in vertrauter Atmosphäre zu besprechen und gemeinsam Lösungswege zu finden.“ (Kontakt: Telefon 6050-0411).

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Dezember 2002 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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