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Von – 1. April 2004

Ein Fürst für die Reformation

Wer bei Reformation nur an Luther, Zwingli und Calvin denkt, liegt verkehrt: Auch Staatsmänner haben im 16. Jahrhundert viel für die Verbreitung des neuen evangelischen Glaubens getan. Zum Beispiel Landgraf Philipp von Hessen, dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr landesweit mit Ausstellungen, Vorträgen, Konzerten und Theaterstücken gefeiert wird.

Philipp der Großmütige, 1504 in Marburg geboren, gilt als „Vordenker der Moderne“, der demokratische Ideen in Hessen verwirklicht und die Grundlagen der evangelischen Kirche gelegt hat. Bereits mit 13 Jahren wurde er Landgraf von Hessen und damit einer der mächtigsten Fürsten im damaligen Deutschen Reich. 1521 begegnete er auf dem Reichstag in Worms dem Reformator Martin Luther und drei Jahre später dessen Mitreformator Philipp Melanchthon. Fortan war der Landgraf ein politischer Vorreiter der Reformation, der für seine Überzeugung auch jahrelange Kerkerhaft in Kauf nahm. 1529 lud er Luther und den Schweizer Reformator Ulrich Zwingli zum Marburger Religionsgespräch in sein Schloss ein. Bei dem Treffen konnte keine Einigung über das Verständnis des Abendmahls erzielt werden, sodass sich die Reformation in die lutherische und die reformierte Tradition spaltete.

1531 lud Philipp die evangelischen Fürsten zur Gründung des Schmalkaldischen Bundes ein, der gelobt, die Reformation gegen militärische Übergriffe der katholischen Seite zu schützen. Der Bund wurde allerdings entscheidend geschwächt, weil Philipp eine verbotene Doppelehe führte. Nach seinem Tod fiel Hessen an vier seiner Söhne. Aus dieser Landesteilung entstanden die beiden hessischen Landeskirchen von Kurhessen-Waldeck und Hessen-Nassau. Obwohl Philipp auch Machtpolitik nicht fremd war und er jeden Aufruhr im Lande blutig niederkämpfte, begann er eine Politik der sozialen Fürsorge, gründete Hospitäler und unterstützte mit einem Hilfesystem Arme und Kranke. Aus seiner protestantischen Überzeugung heraus gründete er Schulen, damit seine Untertanen lesen lernen konnten. Philipp gilt auch als Erfinder der Konfirmation, die auf seine Initiative hin mitsamt dem Konfirmandenunterricht in Hessen eingeführt wurde. Mit der Gründung der Marburger Universität schuf er darüber hinaus die erste theologische Fakultät der Welt, um Pfarrer und Beamte auszubilden.

Das Programm des Gedenkjahres findet sich im Internet unter www.philipp-von-hessen.de.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. April 2004 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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