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Von – 1. Juli 2004

Epilepsie bei Kindern: Selbstbewusstsein fördern

Am liebsten würden die Eltern den neunjährigen Frederick überhaupt nicht aus den Augen lassen. Täglich bringen sie ihn zur Schule und holen ihn auch wieder ab. Bis vor kurzem haben sie ihm auch keinen Sport erlaubt. Denn Frederick hat Epilepsie, und die Eltern fürchten, dass er bei einem Anfall bewusstlos werden und verunglücken könnte.

Zwar kann Epilepsie heute in sechzig bis siebzig Prozent aller Fälle gut mit Medikamenten ­ behandelt werden, ihre Unberechenbarkeit hat die Krankheit aber dennoch behalten. Gleichgültig ob sie schon im Säuglings­ alter auftritt, in der Pubertät oder erst im Erwachsenenleben, schnell wird nicht nur die richtige medizinische Behandlung zum Problem, sondern auch die Lebensführung. Fredericks Eltern haben sich an eine Beratungsstelle gewandt und sich überzeugen lassen, dass ihrem Sohn mehr Selb­ ständigkeit gut tun würde. Er darf jetzt Fußball spielen, der Sportlehrer hat versprochen, den Jungen im Auge zu behalten. Im kommenden Schuljahr soll er auch alleine den Schulweg machen. „Für die Eltern sind solche Entscheidungen natürlich schwierig“, sagt Elvira Neupert-Eyrich von der evangelischen Kontaktstelle für Körperbehinderte und Langzeitkranke. „Doch in der Kindheit werden die Weichen dafür gestellt, mit welchem Selbstbewusstsein epilepsiekranke Menschen ihrer Umwelt entgegentreten“, so Neupert-Eyrich.

Die wenigsten Epilepsiekranken trauen sich offen zu sagen: „Ich habe Epilepsie“. Astrid Schäfer hat es gemacht. Ihre Arbeitskollegen wissen, dass sie sie für einige Minuten abschirmen und Gefahrenquellen aus dem Weg räumen müssen, wenn sie plötzlich „abdriftet“, nicht ansprechbar ist und seltsame Bewegungen macht.

Im Nationalsozialismus wurde Epilepsie fälschlicherweise als Geisteskrankheit eingestuft. Das macht die Epilepsie bis heute zu einer besonders schweren Last. Auch Fredericks Eltern haben bisher über seine Krankheit geschwiegen. „Für viele Väter und Mütter ist ein offener Austausch aber sehr hilfreich“, sagt Neupert-Eyrich und bietet deshalb eine Gruppe für Eltern epilepsiekranker Kinder an (Kontakt unter Telefon 5302264).

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Juli 2004 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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