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Von – 1. September 2004

Dem Zwang zur Prostitution den Boden entziehen

Sie heißen Olga oder Ludmilla, stammen aus Russland oder der Ukraine. Die Geschichten der Mädchen ähneln sich, nur der Name, das Alter und das Herkunftsland sind unterschiedlich. Gelockt von dem Angebot eines nicht existierenden Jobs, lassen sie sich illegal nach Deutschland einschleusen. Doch nicht die versprochene Heirat oder Arbeit als Kellnerin erwarten sie hier: Brutal werden die Mädchen zur Prostitution gezwungen.

Rund 100 000 Frauen werden jährlich nach Deutschland eingeschleust, schätzt Andrea Bode, Mitarbeiterin bei „Frauenrecht ist Menschenrecht“ (FiM), einem Frankfurter Verein, der sich für Menschenhandelsopfer einsetzt. Er ist hervorgegangen aus einer Initiative kirchlich engagierter Frauen, der früheren „ökumenischen Asiengruppe“, und gehört zum Diakonischen Werk in Hessen und Nassau.

„Da ich kein Deutsch sprach, wusste ich nicht, wie ich aus dieser Situation jemals wieder herauskommen sollte“, erinnert sich Dasha (Name von der Redaktion geändert) nach ihrem Horrortrip. Eine Polizeirazzia machte der Zwangsprostitution ein Ende. „Die Opfer werden an FiM vermittelt – vorausgesetzt, sie wollen es“, erklärt Andrea Bode. Sie bekommen seelische Unterstützung, eine sichere Bleibe und werden psychisch und sozial stabilisiert. Für Opfer, die sich als Zeuginnen melden, wird versucht, die bis zum Prozess verbleibende Zeit mit Sprach- und Weiterbildungskursen zu überbrücken. Im Jahr 2003 konnten 54 Frauen begleitet werden, die Opfer von Menschenhandel waren. Die Gesamtzahl der Klientinnen lag jedoch weit höher.

Während sich der Verein früher um Frauen aus Osteuropa und Asien kümmerte, hat sich das Zuständigkeitsgebiet kürzlich erweitert.
FiM führt seit März die Beratungsarbeit der insolventen Arbeitsgemeinschaft gegen sexuelle und rassistische Ausbeutung (agisra) fort und unterstützt jetzt auch Frauen aus Lateinamerika und Afrika. Dabei handelt es sich nicht nur um Opfer von Menschenhandel, sondern auch um Heiratsmigrantinnen, Frauen in der Illegalität sowie Migrantinnen, die selbstbestimmt in der Prostitution tätig sind.

Die Einrichtung ist hessenweit die einzige interkulturelle Beratungsstelle, die Unterstützung für Migrantinnen aus Ländern von vier verschiedenen Kontinenten anbietet. Kontakt unter Telefon 707 5430.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. September 2004 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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