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Von – 1. September 2004

Engel sind unbestechlich

Zu fetten Putten verkitscht, als „geflügelte Jahresendfiguren“ zur Folklore gezählt oder als „gelbe Engel“ ganz ins Diesseits gezogen – Engel haben Konjunktur. Immer mehr Menschen schätzen sie als Helfer und Berater aus göttlicher Sphäre. Ob Parkplatz oder Arbeitsplatz, ob Schönheit oder Wohlstand, Engel können alles richten – sofern man es versteht, mit ihnen in Kontakt zu treten und sie günstig zu beeinflussen.

Dass Engel als dienstbare Geister von Menschen in Anspruch genommen werden könnten, widerspricht allerdings dem Glauben, der sich auf die Bibel beruft. Hier sind die Engel ebenso unverfügbar wie Gott selbst. Engel sind unbestechlich. Schon mit ihren Namen verweisen sie auf ihren Herrn: „Michael“ bedeutet „Niemand ist wie Gott!“, Gabriel heißt „Groß ist Gott!“ Entsprechend wird in ihnen immer und einzig Gott verehrt. Als himmlische Heerscharen („Zebaoth“) setzen sie streitbar Gottes Willen durch. Wenn Gott auf Erden etwas zu tun hat, bedient er sich oft der Engel. So gegenüber Mose, dem er in einem brennenden Dornbusch erscheint. Und nicht zuletzt offenbaren und erläutern Engel dem Menschen himmlische Ratschlüsse. So kündigt ein Engel die Zerstörung Sodoms an, ein anderer gibt die Geburt Jesu bekannt. Neben diesen Aufgaben einer „himmlischen Öffentlichkeitsarbeit“ leisten die Engel Schutz- und Hilfsdienste. Daniel etwa wird von ihnen vor den Löwen geschützt.

Die Existenz von Engeln ist ebenso wenig beweisbar wie die Gottes. Glaubt man dem biblischen Zeugnis, erfahren Menschen durch Engel Botschaften Gottes und spüren seine wohltuende, aber auch kritische Begleitung. Engelbegegnungen sind also Gottesbegegnungen, die auf das menschlich Fassbare heruntergebrochen sind. Dies erlaubt im Umkehrschluss die Frage: In welchen Begegnungen und Einsichten will mir womöglich Gott etwas mitteilen? Und wenn Gott die Menschen so anspricht, dass sie es auch verstehen, müssen dann die Engel unbedingt Flügel haben?

In der evangelischen Kirche kann am Michaelistag (29. September) über die Engel gepredigt werden. Martin Luther war ein Verfechter dieses Feiertags. Er deutete die Gestalt des Engelsfürsten Michael – so wie sie in der Offenbarung geschildert wird – auf Christus selbst: „Er ist, der mit dem Drachen, dem Teufel und Satan, streitet in seinem Himmelreich, das ist, in seiner Christenheit.“ Hinter dem Erzengel steht Gott, der an Ostern die Macht des Dunkels und des Todes besiegt und die Menschen mit seiner schützenden Stärke ins Leben geleitet.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. September 2004 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.