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Von – 1. November 2004

Dicke Kinder: loben statt strafen

“Fette Nudel … Sonnenfinsternis … Rollmops!“ – „Wenn du aufs Klo gehst, platzt das Rohr“ – dicke Kinder werden gerne und sehr gemein gehänselt. Die Folge: Sie ziehen sich zurück, gucken mehr fern, essen dabei Süßes, nehmen noch mehr zu. Jedes fünfte Kind, so aktuelle Studien, ist inzwischen zu dick, und sogar jeder dritte Jugendliche, Tendenz steigend.

Damit der Teufelskreis aus falscher Ernährung, wenig Bewegung und sozialer Isolation gar nicht erst in Gang kommt, können Eltern vorbeugen, etwa durch den Verzicht auf Fertignahrung: Sie ist teuer, enthält viele Zusatzstoffe, oft Gentechnik und birgt Allergierisiken. Frische Kost dagegen ist billiger, enthält keine Konservierungsmittel und sonstige Zusätze, dafür aber mehr Vitamine und Mineralstoffe. Regelrechte Fett-Fallen sind übrigens spezielle Kindermilchprodukte. Hilfreich ist es auch, sich mit dem Kind auf eine Tages- oder Wochenration an Süßigkeiten zu einigen und darüber hinaus keine Vorräte anzulegen. Und man sollte den Bildschirmkonsum vor Fernseher oder Computer einschränken und lieber körperliche Aktivität fördern: Freunde, Spiel, Sport.

Ernährungsbewusste Erziehung muss dabei schon im Kindergartenalter beginnen. Die evangelischen Kindertagesstätten in Frankfurt stellen sich darauf ein und bilden ihre Erzieherinnen entsprechend fort. Dabei gilt auch hier die alte pädagogische Faustregel: Loben ist besser als Strafen. Im integrativen Kindergarten der Martinus-Gemeinde in Schwanheim zum Beispiel wird darauf geachtet, dass dicke Kinder genauso angenommen werden wie alle anderen auch. „Die einen“, so Stefanie Wiese, die stellvertretende Leiterin, „haben vielleicht ein Problem mit der Schule, die anderen eben mit der Figur. So erklären wir das auch den Kindern.“

Wer möchte, kann im Kindergarten eine Diät machen: Viel Gemüse und Obst, kein Zucker, kein Weißmehl, wenig Fett, kaum Fleisch. Auch eine der Erzieherinnen hält sich an diesen Plan. „Dann fragen die anderen Kinder natürlich: Warum essen die nicht dasselbe wie wir?“, erzählt Stefanie Wiese. „Und schon ist gesunde Ernährung ein Thema in der ganzen Gruppe geworden. Wir alle lernen hier voneinander.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. November 2004 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".