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Von – 1. Oktober 2005

Wenn der Sohn ständig am Computer klebt

Kann das Internet süchtig machen? Diese Sorge treibt manche Eltern um, wenn ihre Söhne tagelang nicht vom Computer wegkommen. „Ich komme einfach nicht an ihn heran“, klagt zum Beispiel die Mutter eines 15-Jährigen, „er reagiert nicht, wenn man mit ihm spricht, trifft keine Freunde mehr, ist jeden Morgen unausgeschlafen.“ In den letzten Monaten häufen sich ähnliche Anfragen von Müttern, berichtet Joachim Otto, der Leiter der Evangelischen Suchtkrankenberatung. Sie machen sich Sorgen, vor allem wenn die Schulnoten dramatisch schlechter werden.

Wenn Jugendliche jeden Tag stundenlang am Bildschirm kleben, ist der Hintergrund oft ein virtuelles Rollenspiel. Fast immer sind es Jungen, Mädchen scheinen daran weniger Spaß zu haben. Die Spieler tauchen gewissermaßen in eine künstliche Welt ein, wo sie eine bestimmte Figur darstellen und zusammen mit anderen – vernetzt über das Internet – Abenteuer erleben.

„Diese Spiele haben durchaus ein Suchtpotenzial“, meint Otto, „es kommt nämlich darauf an, dass man möglichst lange und oft dabei ist. So sammelt man Kompetenzen, wird besser und wichtiger. Und es kann sozialer Druck entstehen, wenn etwa im Rollenspiel ein Kampf ausgetragen wird, und der Spieler seine Gruppe nicht im Stich lassen will.“

Die Eltern aber verstehen meist gar nicht, was hier vor sich geht. Die Jugendlichen wiederum reagieren auf Mahnungen genervt und gereizt. Otto rät den Müttern, sich erst einmal dafür zu interessieren, was am Computer gespielt wird, sich die Spielregeln erklären zu lassen oder Fragen zu stellen. „Wichtig ist es, überhaupt wieder ins Gespräch zu kommen,“ sagt Otto. Nur dann ist es vielleicht möglich, ein gewisses Zeitlimit für das Computerspiel auszumachen – das dann aber auch eingehalten werden muss, selbst wenn das zu Konflikten führt.

Um vorzubeugen, sollten Eltern ihre Kinder von klein auf nicht längere Zeit alleine am Computer lassen, sondern Interesse und Verständnis dafür entwickeln, was sie da eigentlich tun. „Diese Spiele haben nämlich in der Tat eine große Faszination“, meint Otto. Wer das nicht verstehen kann, ist für die Jugendlichen nicht glaubwürdig. Sinnvoll sei es bei schwierigen Fällen auch, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen – etwa in einer Einzelberatung oder in einer Angehörigengruppe. Kontakt: Evangelische Suchtkrankenberatung, Telefon 15059030.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Oktober 2005 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.