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Von – 1. Dezember 2005

Bei Demenz wird die Gefühlswelt wichtiger

Vor fünf Jahren fing es an: Die damals 81-jährige Frau L. wollte einkaufen gehen, obwohl der Kühlschrank voll war. Immer öfter wusste sie nicht, welche Tageszeit, welcher Monat oder welche Jahreszeit war. „Was ist nur los in meinem Kopf?“ klagte sie in klaren Momenten. „Ich möchte endlich mal wieder meine Eltern besuchen“, verlangte sie dann wieder – obwohl die schon vor langer Zeit gestorben waren. Die Diagnose: Altersdemenz. Die Symptome: zunehmende Desorientierung zeitlicher und räumlicher Art, später auch der Verlust von Alltagsfähigkeiten oder des Zeitgefühls, ausgeprägte Unruhe, auch Sinnestäuschungen oder Aggressionen.

Die Tochter tut sich schwer, mit diesen Symptomen umzugehen. Soll sie ihrer Mutter immer wieder sagen, dass deren Eltern nicht mehr leben? Der Wunsch, längst verstorbene Familienmitglieder zu besuchen, ist bei vielen demenzkranken alten Menschen ein Ausdruck der Suche nach Geborgenheit. Die Gegenwart wird ihnen fremd, kurz zurückliegende Ereignisse gehen vergessen, während die weitere Vergangenheit noch präsent ist.

Wenn die Verstandesleistungen nachlassen, wird die Gefühlswelt umso wichtiger, wissen Fachleute. Daher ist es wichtig, dass Demenzkranke möglichst viel Vertrautes umgibt: Möbel, Haushaltsgegenstände, Musik, Menschen. Dazu sollten sie ihre noch vorhandenen Fähigkeiten anwenden dürfen – wenn auch unter Anleitung. Viele pflegende Angehörige fühlen sich davon überfordert. Sie sollten sich nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Oft ist es schon eine Erleichterung, wenigstens stundenweise die Betreuung abgeben zu können – diesen Dienst bietet zum Beispiel das Evangelische Pflegezentrum an, wo Angehörige sich auch generell beraten lassen können (Telefon 25492113, Edith Ziehm). Eine Alternative zu Heim oder häuslicher Pflege bieten die Wohngemeinschaften der Evangelischen Gesellschaft. Dort finden alte Menschen Aufnahme, die durchaus noch zu vielen Verrichtungen in der Lage sind, aber trotzdem rundum Betreuung brauchen (Telefon 921056643, Annette Fitschen).

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Dezember 2005 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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