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Aktuell

1. November 2006

Am liebsten mit Glockenturm

Entwurf für das „Kirchencentrum” am Riedberg kontrovers diskutiert

Wie baut man eine Gemeinde auf in einem Stadtteil, der gerade erst entsteht? Und wie könnte eine Kirche aussehen, die baulich in die heutige Zeit passt, Religion sichtbar macht, aber dabei nicht einfach das Aussehen früherer Kirchen kopiert? Solche Fragen werden derzeit am Riedberg engagiert und kontrovers diskutiert. 2000 Menschen wohnen bereits in dem neuen Stadtteil im Nordwesten Frankfurts, davon knapp 500 Evangelische. Bis zu 15000 Einwohnerinnen und Einwohner sollen nach Vorstellung der Stadtplaner zukünftig am Riedberg leben.

Pfarrerin Esther Gebhardt begutachtet den Entwurf von Jurij Martinoff für den Bau eines neuen Kirchenzentrums mit Kindergarten am Riedberg. Der Hamburger Architekt hat den Wettbewerb gewonnen, den der Evangelische Regionalverband und die Stadt Frankfurt gemeinsam für die geplante Bebauung an der Riedbergallee ausgeschrieben hatten. | Foto: Oeser

Pfarrerin Esther Gebhardt begutachtet den Entwurf von Jurij Martinoff für den Bau eines neuen Kirchenzentrums mit Kindergarten am Riedberg. Der Hamburger Architekt hat den Wettbewerb gewonnen, den der Evangelische Regionalverband und die Stadt Frankfurt gemeinsam für die geplante Bebauung an der Riedbergallee ausgeschrieben hatten.
Foto: Oeser

Der Evangelische Regionalverband wird in prominenter Lage, direkt an der Riedbergallee, in Höhe des Nelly-Sachs-Platzes, für 1,3 Millionen Euro ein Kirchenzentrum errichten. Angeschlossen wird – in Kooperation mit der Stadt Frankfurt – eine Kindertagesstätte. Gemeinsam haben Kirche und Stadt dafür einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben mit der Aufforderung, eine „architektonische Glaubensaussage“ zu entwerfen, so Pfarrerin Esther Gebhardt, Vorstandsvorsitzende des Regio­ nal­ ­ verbandes. Keine leichte Aufgabe, denn viele Vorbilder gibt es nicht: Der letzte evangelische Kirchenneubau in Frankfurt, das Gemeindezentrum in Kalbach, liegt immerhin bereits zwölf Jahre zurück. „Kirchengebäude orientieren sich immer auch an Gemeindekonzepten, die sich im Lauf der Zeit verändern“, machte Gebhardt deutlich. „Deshalb können wir nicht im Stil der alten Dorfkirchen bauen, aber auch nicht in dem der multifunktionalen Gebäude der 70er Jahre.“

Spiritualität sichtbar machen soll der neue Komplex ebenso wie große und kleine Gruppen und Versammlungen beherbergen, Platz bieten für die Wohnung der Pfarrerin sowie ein Café. Aus den insgesamt 27 Entwürfen hat eine Jury den Entwurf des Hamburger Architekten Jurij Martinoff mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Er sieht einen rechteckigen Bau aus weißem Sichtbeton im Erdgeschoss und einem holzverkleideten Obergeschoss vor. Im Zentrum liegt ein kleiner Innenhof, der Sakralraum ragt über zwei Stockwerke und ist mit einem in den Beton eingelassenen Kreuz zur Straße hin klar als Kirche erkennbar. Dieser Entwurf wird nun auf seine Realisierbarkeit geprüft und weiteren Planungen zugrunde gelegt.

Doch nicht alle am Riedberg sind davon begeistert. Bei einer Zukunftswerkstatt beschäftigten sich Ende September rund 50 Interessierte mit der Frage, wie das Gemeindeleben im Stadtteil im Jahr 2015 aussehen soll. Bei dem mehrstündigen Workshop wurde der Wunsch nach einem nachbarschaftlich offenen Stadtteil deutlich, der familienfreundlich ist und viele Plätze bietet, die zum Verweilen einladen. Die Architektenpläne für das neue Kirchencentrum fanden viele zu kühl und zu kahl, mehrfach wurde der Wunsch nach einem „richtigen Glockenturm“ laut.

Zahlreiche Ideen schmiedeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber auch für die zukünftigen Inhalte der Gemeindearbeit. In das Neubaugebiet Riedberg sind überwiegend junge Paare und Familien gezogen, und sie prägen auch die Zusammensetzung der schon vor zwei Jahren gegründeten evangelischen Gemeinde: Sie hat fast keine Mitglieder, die älter als 50 Jahre sind. Kein Wunder also, dass auch die Kirchengemeinde vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv sein soll. Im Kirchencafé soll es Lesungen und Konzerte geben, bei denen dann auch der Chor auftritt, der noch während der Zukunftswerkstatt ins Leben gerufen wurde.

Antje Schrupp / Gesine Bonnet

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. November 2006 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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