Kirchenmusikverein präsentierte Monteverdi
Die komplette Präsentation einer Sammlung von Claudio Monteverdis „Selva morale e spirituale“, eine breite Einzelstück-Palette von der Messe im „Stile antico“ über weltliche Madrigale bis hin zu konzertanten Psalmvertonungen, Hymnen und Solo-Motetten, ist in der Aufführungspraxis nicht unproblematisch: Lassen sich die Werke so anordnen, dass sich – etwa im Fall der Psalmen und Hymnen – liturgische Einheiten ergeben?
Die Hofheimer Akademie, unterstützt vom Kammerchor Hofheim und von Concerto Palatino, behalf sich beim jüngsten Konzert des Frankfurter Kirchenmusikvereins in der Heiliggeistkirche damit, sinnvolle Psalmenreihen zusammenzustellen und sie mit weiteren Offiziums-Stücken alternieren zu lassen. Hans-Georg Dechange, am Dirigierpult die drei Klangkörper konzentriert zusammenführend, entschloss sich zur Zusammenstellung einer Vesper für ein Märtyrer-Fest, weil die in der Sammlung enthaltenen Hymnen dazu passen. Die ausgewählten mehrstimmigen Vesperpsalmen und das Magnificat ergänzte er zu diesem Zweck mit gregorianischen Antiphonen. Eine ausgezeichnete Idee, denn so bekam das Publikum einen Eindruck davon, wie die in der „Selva“ enthaltenen Vesper-Kompositionen ursprünglich in einen liturgischen Zusammenhang eingebaut wurden.
Das interpretatorische Niveau war durchweg sehr gut. Dechange produzierte die „Selva“ in drei Etappen mit teils unterschiedlichen Besetzungen. Insbesondere die Aufteilung der Musiker und Sänger an verschiedenen Plätzen im Gotteshaus bei einigen Werken war eine glänzende Idee. So konnte man sich einen nachhaltigen Eindruck von der räumlichen Strahlkraft der Musik machen.
Das nächste Konzert des Kirchenmusikvereins Frankfurt findet am Montag, 18. Dezember, um 20 Uhr in der Heiliggeist kir che am Börneplatz statt. Dann stehen die ersten drei Teile von Bachs Weihnachtsoratorium auf dem Programm.
Joachim Schreiner