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1. Mai 2007

„Dann hat sich der Tag gelohnt“

p(einleitung). Wolf Lüben steht anderen als Krankenhausseelsorger bei

Als Wolf Lüben, Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, vor vier Jahren pensioniert wurde, wollte er endlich nicht mehr mit Technik zu tun haben, sondern mit und für Menschen arbeiten. Grund genug, nach der Pensionierung eine einjährige Ausbildung zum ehrenamtlichen ökumenischen Krankenhausseelsorger zu machen. Der praktische Teil fand im Markus-Krankenhaus statt, wo Lüben jetzt seit vier Jahren einen halben Tag in der Woche von Zimmer zu Zimmer geht und sich als Krankenhausseelsorger vorstellt.

!(rechts)2007/05/seite02_rechts.jpg(Foto: Oeser)!

„Das ist immer wieder spannend, weil jeder Mensch ganz anders ist, und ich ja gar nicht weiß, was auf mich zukommt. Aber nur sehr selten wird ein Gespräch ganz abgelehnt.“ Lüben nimmt sich Zeit und hört genau zu, teilt Sorgen und Ängste vor Diagnosen und Operationen, aber auch die Vorfreude auf eine Entlassung. Über Gott und den Glauben spricht er nur, wenn die Patientin oder der Patient „deutliche Signale setzt“. „Ich versuche keinesfalls, eine Botschaft rüberzubringen, sondern bin einfach da. Aber wenn jemand gerne möchte, bete ich auch das Vaterunser mit ihr oder ihm. Das entfaltet dann eine große Kraft.“

Schon immer hatte Wolf Lüben im Glauben und in der Kirche eine Heimat gefunden. Die letzten Kriegsjahre war er mit seiner Familie im Kloster Benediktbeuren untergebracht worden: Wie die Nonnen während der Angriffe im Luftschutzkeller das Vaterunser beteten, hat ihn nachhaltig beeindruckt. In den 1970er Jahren zog er mit seiner Frau und den beiden Kindern für zweieinhalb Jahre nach Südafrika und fand Anschluss in der evangelischen Gemeinde in Johannesburg. Neun Jahre war er nach seiner Rückkehr nach Deutschland Kirchenvorstandsmitglied in Fechenheim, jetzt singen er und seine Frau im Kirchenchor in Bergen-Enkheim, wo sie seit zehn Jahren leben.

„Die Kirche war einfach immer da“, erzählt der 66-Jährige, „auch wenn im Berufsleben andere Dinge mehr im Vordergrund standen. Aber ich glaube, die Kirche muss auch zu den Menschen kommen, besonders, wenn sie alt und krank sind. Die Kirche muss präsent sein.“ Und sie ist es gerade eben auch durch Ehrenamtliche wie Wolf Lüben. Eigene Kraft tankt er im Gebet. „Schweres gebe ich an Jesus Christus weiter“, sagt er, Unterstützung findet er auch im Gespräch mit seiner Frau und in der vierwöchentlich stattfindenden Supervisionsgruppe, in der etwa auch besprochen wird, warum man mit manchen Kranken einfach nicht in Kontakt kommt.

„Es stimmt schon: Gutes tun tut gut“, sagt der ehrenamtliche Seelsorger. „Wenn ich mit dem Fahrrad nach Hause fahre, denke ich oft: Der Tag hat sich gelohnt. Außerdem gehe ich auch im Privaten ganz anders auf Menschen zu, seit ich diese Arbeit mache. Ich bin offener geworden.“

Wolf Lüben engagiert sich nicht nur im Krankenhaus. Vor einem Jahr hat er sich der ambulanten Hospizgruppe der Stiftung „Bürgerinstitut“ angeschlossen und begleitet jetzt einen schwerkranken Mann. Dreimal in der Woche berät er im „Bürgerinstitut“ Interessierte zu den Themen Patientenverfügung und Versorgungsfragen und steht im Notfall auch als gesetzlicher Betreuer zur Verfügung.

Außerdem gestaltet Wolf Lüben das Layout fürs Gemeindeblatt und spielt auch Geige im Orchester der Epiphaniaskirche am Oederweg. Es bleibt aber trotzdem genug Zeit, um mit Freunden zu wandern, Skilanglauf zu machen oder einfach im Wochenendhaus im Vogelsberg zu lesen oder Musik zu hören. „Fünf Tage die Woche im Krankenhaus arbeiten, könnte ich auch wieder nicht. Ich glaube, die Vielfalt macht’s.“

p(autor). Stephanie von Selchow

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Mai 2007 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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