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Aktuell

1. Mai 2007

Flexibilität und Entlastung für Familien

p(einleitung). Auch in Frankfurt gibt es noch viel zu wenige Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Zwar werden zunehmend Kinderkrippen gegründet – allein das Diakonische Werk des Evangelischen Regionalverbandes hat in den letzten Jahren sieben Einrichtungen mit 165 Plätzen in Betrieb genommen, eine weitere folgt im Sommer. Doch in vielen Fällen werden auch Tagespflegemütter gebraucht.

Oskar ist nach dem Mittagsschlaf noch etwas verträumt. Teresa, 2 Jahre, sucht seinen Schnuller und hält ihn dem 18 Monate alten Freund fürsorglich an den Mund. Die beiden Kinder kennen sich inzwischen gut, teilen Spiel- und Wohnraum miteinander – tagsüber, wenn sie sich bei ihrer Tagespflegemutter Steffi Schneider wie in einer Großfamilie geborgen fühlen.

!(rechts)2007/05/seite03_mitte.jpg(Steffi Schneider, eigentlich Verlagskauffrau, hat nach der Geburt ihres zweiten Kindes die Kinderbetreuung zu ihrem Beruf gemacht – in den eigenen vier Wänden. | Foto: Pollmeier)!

Entstanden ist diese Gemeinschaft mit Hilfe des Vereins für Babysitter- und Tagespflegevermittlung, der seit acht Jahren über eine Kooperation mit dem Frankfurter Jugend- und Sozialamt fest in das Kinderbetreuungs-Netzwerk der Stadt eingebunden ist. Ziel ist es, Eltern, die für ihr Kind eine verlässliche und auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmte Betreuung suchen, mit gut ausgebildeten Tagespflegemüttern oder -vätern zusammenzuführen. Hervorgegangen ist die Babysittervermittlung aus der Evangelischen Familienbildung, in deren Mutter-Kind-Gruppen das Dilemma der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten immer wieder ein Thema war.

„Kindertagespflege, Krabbelstube und Kita stehen nicht in Konkurrenz zueinander“, betont Mechthild Nauck, die als Vorsitzende seit 1996 den Verein systematisch weiterentwickelt hat. „Unser Ziel ist es, jungen Familien in ihrer speziellen Lebenssituation das jeweils ideal passende Betreuungsmodell zu ermöglichen.“ Ad acta also mit dem Stigma der Rabenmutter, die schon ihr Kleinstes in fremde Hände gibt. Stattdessen gilt es, in allen Betreuungsbereichen gleichermaßen Qualität zu garantieren. „Früher hat jeder einen Zettel an den Supermarkt gehängt und gesagt, ich betreue noch ein Kind mit“, erzählt Ulrike Tarnow, die für den Verein geschäftsführende Aufgaben in der Tagespflegebörse übernommen hat. Heute gibt es gesetzlich festgelegte Regeln: Wer mehr als 15 Stunden pro Woche und länger als 3 Monate ein Kind in der eigenen Wohnung betreut, muss eine Erlaubnis zur Kindertagespflege beantragen.

Steffi Schneider hat sich diesem Netzwerk angeschlossen. Sie ist Verlagskauffrau und arbeitete früher in einer Werbefirma. Nach ihrem zweiten Kind entschied sie, die Tagespflege zu ihrem Beruf zu machen: Heute kommen täglich fünf Kinder in ihr wohnliches Heim und spielen auf den Holzdielen selbstvergessen mit Bagger und Polizeiauto.

Im Unterschied zu Krippe oder Kita macht es Steffi Schneider möglich, auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten Kinder in ihre Obhut zu geben: „Das Kind einer Lehrerin kommt an Tagen, an denen sie in der ersten Stunde unterrichten muss, schon um 7.15 Uhr zu mir“, erzählt sie. In diesem individuell gestalteten Zusammenspiel übernimmt die Tagespflegebörse eine wichtige Funktion. Sie stellt nicht nur den Erstkontakt her, sondern kümmert sich auch um die mit der neuen Gesetzgebung Pflicht gewordene Aus- und Weiterbildung. Kinder, die durch eine gemeldete Tagespflege betreut werden, sind in der betreuten Zeit versichert und können gegebenenfalls Zuschüsse erhalten.

Trotz dieser Fortschritte sieht Mechthild Nauck weiterhin politischen Handlungsbedarf: „Noch ist die Kindertagespflege kein abgesicherter Beruf, der eine angemessene Altersversorgung und so­ ziale Absicherung ermöglicht. Langfristig wünschen wir, dass die Kindertagespflege als eigenständiger Beruf anerkannt und dem Angebot in Krippen und Kitas gleichgestellt wird.“

p(autor). Andrea Pollmeier

h3. Angebote für Eltern und Kinder

Die verschiedenen Phasen im Zusammenleben der Generationen begleitet die Evangelische Familienbildung in Frankfurt mit einem umfangreichen Kurs- und Veranstaltungsprogramm. Das beginnt bei der Geburtsvorbereitung und Kursen zur Babypflege (auch zum „Auffrischen“) und reicht über Kreativ- und Well-nessangebote bis hin zu Vorträgen und Workshops für spezielle Zielgruppen und Lebensphasen.

Dabei sind schon seit einiger Zeit nicht mehr nur die Mütter, sondern auch die Väter im Blick. Auf die Spuren biblischer Väterfiguren begibt sich zum Beispiel ein Workshop für Männer am Samstag, 19. Mai, von 10 bis 18 Uhr. „Brauchen Jungen Väter?“ heißt ein Tagesseminar am Samstag, 23. Juni, von 10 bis 17 Uhr. Die Veranstaltungen finden in der Darmstädter Landstraße 81 in Sachsenhausen statt, Info und Anmeldung sowie das komplette Programmheft der Familienbildung unter Telefon 60500411.

In der Alten Nikolaikirche am Römerberg gibt es regelmäßige „Krabbelgottesdienste“. Am Sonntag, 13. Mai, ist das Thema passend zum Wolkenkratzerfest „Der Turm zu Babel“. Am 24. Juni geht es um den Propheten Elia – mit anschließendem Picknick. Beginn jeweils um 11.15 Uhr.

p(autor). Antje Schrupp

h2. Roland Koch besuchte Kita

!(rechts)2007/05/seite03_unten.jpg(Foto: Eimuth)!

Da musste selbst der Ministerpräsident in die Knie gehen – als die Kinder des Kindergartens der Versöhnungsgemeinde im Gallus Roland Koch selbstgemalte Bilder überreichten. Der Ministerpräsident kam, um sich über die beispielhafte multikulturelle Arbeit in der evangelischen Kita zu informieren. Mit Hilfe des Projektes „Frühstart“ wird hier gezielt die Sprachkompetenz gefördert. Auch Koch betonte die Bedeutung der Sprachför­ derung, zumal in Frankfurt, wo 70 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund hätten.

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Mai 2007 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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