p(einleitung). Die Frankfurter Pietistin Johanna Eleonora Merlau
Sie war eine bedeutende Persönlichkeit für den Frankfurter Pietismus: Johanna Eleonora von Merlau zu Merlau, verheiratete Petersen, hat die hiesige Kirche in den glaubenspolitisch bewegten Jahren des späten 17. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst. Die große Bedeutung von Frauen für die pietistische Frömmigkeit ist erst in jüngster Zeit gewürdigt worden. Zu dieser Entdeckung trägt auch das neue Buch von Gerlind Schwöbel bei: „Sehnsucht nach dem Vollkommenen“ hat die Frankfurter Theologin, die als Autorin schon viele kirchengeschichtlich interessante Frauen vor dem Vergessen bewahrt hat, ihre Biografie der Merlau betitelt.
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Geboren 1644 in Frankfurt und aufgewachsen in Heddernheim, wurde Johanna von Merlau nach dem Tod ihrer Mutter im Alter von 12 Jahren Hofjungfer bei Anna Margaretha von Hessen-Homburg. Doch das höfische Leben befriedigte die junge Frau nicht. Intensiv beschäftigte sie sich mit religiösen Schriften und nahm 1672 Kontakt zu Philipp Jakob Spener auf: Der Senior der Frankfurter Pfarrerschaft bemühte sich um eine Reform der erstarrten lutherischen Kirche, suchte nach Wegen zu mehr innerer Frömmigkeit. Zwischen den beiden entwickelte sich eine lebhafte Korrespondenz und eine enge Freundschaft.
1675, mit 31 Jahren, kündigt Johanna Eleonora Merlau bei Hofe und zieht zurück nach Frankfurt. Gemeinsam mit der kürzlich verwitweten Juliana Baur von Eyseneck und deren Kindern zieht sie im Saalhof ein, einem altenFrankfurter Handelshaus direkt am Main (in der Nähe des heutigen Historischen Museums). Die beiden Frauen sammeln hier einen Kreis von radikalen Reformerinnen und Reformern um sich. Diese „Saalhof-Pietisten“ waren in vielerlei Hinsicht radikaler als Spener – zum Beispiel gingen sie so weit, die Gültigkeit des Abendmahls der aus ihrer Sicht verknöcherten lutherischen Kirche in Zweifel zu ziehen. 1678 erließ deshalb der Rat der Stadt sogar eine Ausweisungsandrohung gegen Merlau und andere. 1684 heiratete sie den Theologen Johann Wilhelm Petersen und zog mit ihm nach Eutin, später nach Lüneburg. Nun begann sie zu schreiben: In mehr als 20 Büchern legte sie ihre religiösen Überzeugungen dar. In der Tat wird darin „Sehnsucht nach dem Vollkommenen“ deutlich: einem vollkommen gläubigen und Gott unmittelbar verbundenen Mensch sein.
p(autor). Antje Schrupp
p(hinweis). Zum Weiterlesen: Gerlind Schwöbel: Sehnsucht nach dem Vollkommenen – Johanna Eleonora von Merlau zu Merlau, Lembeck, Frankfurt 2007, 13 Euro. Ruth Albrecht: Johanna Eleonora Petersen. Theologische Schriftstellerin des frühen Pietismus, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, 59 Euro.