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Aktuell

1. November 2007

Anlass zur Umkehr gibt es genug

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Vor gut zehn Jahren verschwand er als gesetzlicher Feiertag, und heute, so scheint es, ist er schon völlig in Vergessenheit geraten: der Buß- und Bettag. Selbst die evangelische Kirche scheint ihn nicht so richtig ernst zu nehmen. Wie sonst ist es zu erklären, dass auch der Terminkalender kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am 21. November so prall gefüllt ist wie an jedem anderen Tag? Das ist wohl auch der Grund, warum der zentrale Gottesdienst in der Katharinenkirche an der Hauptwache von 10 Uhr auf 19 Uhr verlegt wurde. Auch der kirchliche Betrieb legt eben für den Buß- und Bettag keine Pause mehr ein.

So halbherzig wie die evangelische Kirche mit diesem protestantischen Feiertag umgeht, so halbherzig hat sie seinerzeit auch ihre Stimme gegen seine Abschaffung erhoben. Schließlich sollte der Verzicht auf den arbeitsfreien Tag einem guten Zweck dienen, nämlich der Finanzierung der Pflegeversicherung: Die Mehrarbeit der Arbeitnehmer sollte die Mehrbelastung der Arbeitgeber ausgleichen. Übrigens gab es den Buß- und Bettag als arbeitsfreien Tag auch in der DDR. Dort hat man ihn 1966 für die Einführung der Fünf-Tage-Woche gestrichen.

Am Buß- und Bettag geht es um die Umkehr zu Gott, um eine Haltungsänderung also. In Frankfurt gab es früher die Tradition eines ökumenischen Bußgangs an diesem Tag. Es war ein Gang zu Orten der Stadtzerstörung und der sozialen Herausforderung. Heute wären wohl das Arbeitsamt und die Obdachlosenunterkunft, die Stadtautobahn oder der Hauptbahnhof geeignete Stationen. Schließlich schreien Themen wie Arbeitslosigkeit, Armut, Umweltzerstörung oder Privatisierung der Bahn geradezu nach Umkehr. Es ist gut, wenn Christinnen und Christen konkrete Schlussfolgerungen aus dem Auftrag ziehen, die Schöpfung zu bewahren. Doch mit der Abschaffung des Buß- und Bettages wurde ein regelmäßiger Anlass dafür aus dem kollektiven Gedächtnis entfernt.

Die Abschaffung des Buß- und Bettages war ein Schritt hin zu einer Gesellschaft, die zwischen Alltag und Feiertag nicht mehr unterscheidet. Nur mühsam und mit Einschränkungen gelang es, den Sonntag vor den Interessen des Einzelhandels vorerst zu schützen. Doch die Begehrlichkeiten bleiben. Kurzsichtiges Konsumdenken sollte das Kulturgut der arbeitsfreien Tage nicht zerstören. Menschliches Leben ist mehr als Arbeiten und Konsumieren. Dafür stehen Feiertage. Sie abzuschaffen macht die Einzelnen, aber auch eine säkular geprägte Gesellschaft ärmer.

p(autor). Kurt-Helmuth Eimuth

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. November 2007 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe .

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