Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

1. März 2008

Vertonte Passion

p(einleitung). Jesu Leidensgeschichte als Musik

Die Matthäuspassion, im Bachschen Familienkreis auch die „Große Passion“ genannt, suchte zum Zeitpunkt ihrer ersten Aufführung 1727 ihresgleichen in der noch jungen Gattung der oratorischen Passion, sowohl was die monumentalen Ausmaße des fast dreistündigen Werks betraf als auch im Hinblick auf die dramaturgische Gestaltung des Stoffes. Das „Königsstück der Passionen“ ist Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion, seit ihrer Wiedererweckung durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829 in einer vielfältigen Aufführungstradition, bis auf den heutigen Tag geblieben.

So auch Anfang März in der restlos ausverkauften Heiliggeistkirche am Dominikanerkloster: Es gelang den Ausführenden überzeugend, das Werk in seiner gesamten Pracht zu interpretieren. Als überaus eindrucksvoll erwiesen sich die Vokalsolisten. Danilo Tepsa, in der hohen Lage fast einen Countertenor singend, gab einen ausdrucksstarken Evangelisten, und Andreas Czerney vereinte in den Christusworten jugendliche Kraft mit einer bereits in die andere Welt entrückten Erhabenheit.

Im Solistenquartett der Arien entstand ein reicher Kosmos der Affekte: Christian Eberls voluminöser Bass vermittelte Innigkeit und Fassung, der leidenschaftliche Tenor Thomas Volle kündete vom Aufruhr der gepeinigten Seele. Die hohen Stimmen zeigten weniger stark ausgeprägte Kontraste; der schlanke Sopran von Fanie Antonelou strahlte makellose Sinnlichkeit aus, und Alexandra Paulmichels warmer und kräftiger Alt kündete gleichermaßen von Leidenschaft und Ernst.

Bachs dramatische Gestaltung der Leidensgeschichte Jesu schließt immer eine tiefe musikalische Reflexion der christlichen Glaubenswahrheit mit ein, vermittelt, dass im Opfertod Jesu die erlösende Heilstat Christi geschieht; innig verwebt der Komponist die bestürzende biblische Schilderung mit der Verkündigung der Heilsbotschaft, die in dieser Geschichte offenbar wird. So gelang es dem emphatisch leitenden Dirigenten Paulus Christmann bei bedächtig gewählten Tempi energisch die Kräfte zu bündeln, die Deutschen Philharmoniker, die Frankfurter Singakademie und den Kinderchor dieses Ensembles zu einer homogenen Leistung führend.

In der Passions- und Osterzeit gibt es in Frankfurt weitere Gelegenheiten, Passionsvertonungen verschiedener Komponisten zu hören. Alle Konzerte stehen im Internet unter „www.frankfurt-evangelisch.de“:http://www.frankfurt-evangelisch.de.

p(autor). Joachim Schreiner

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. März 2008 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+