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Aktuell

1. September 2008

Lust auf Ewigkeit

p(einleitung). Neu: „Frankfurter Religionsgespräche“

Die Beziehung zwischen Gott und der Welt treibt längst nicht nur fromme Kirchgänger um. Unter dem Titel „Frankfurter Religionsgespräche“ will daher die Evangelische Stadtakademie am Römerberg theologische Fragen mit dem gesellschaftlichen Diskurs und künstlerischen Interpretationen verknüpfen.

Zum Auftakt der Reihe ging es um die Frage „Lust auf Ewigkeit?“, wobei das Theater Willy Praml zur Einstimmung eine Performance beisteuerte. In der Diskussion warnte die Sozialwissenschaftlerin Marianne Gronemeyer vor dem „krankhaften Beschleunigungswirbel unserer Zeit“. Die Hoffnung auf das Unvergängliche sei in modernen Gesellschaften nur noch ein „Störfaktor“, das halte sie für bedenklich.

Das Leben werde zu einer „Art von Schnäppchenjagd“ degradiert, bei der man sich „stets auf der falschen Party wähnt“. Das Credo vom Schneller, Höher, Weiter schüre bei den Menschen nur die Angst, etwas zu verpassen. Jeder Gedanke an den Tod werde dabei verleugnet – er würde nur irritieren. Gläubige Menschen seien hier deutlich besser dran, so Gronemeyer.

Das Christentum verbinde die Ewigkeitsvorstellung mit dem praktischen Tun und verleihe damit dem Diesseits einen Sinn. Peter Scherle, Direktor des Theolo­ gischen Seminars in Herborn, übersetzte den Begriff Ewigkeit mit: „Gott setzt sich im Kosmos durch.“Gott habe einen Raum eröffnet, den Menschen mit Hilfe seiner „kreativen Co-Präsenz“ gestalten können.

Als evangelischer Christ sieht sich Udo Steffens eher „diesseits gewendet“. Für den Präsidenten der Frankfurt School of Finance and Management ist es zwar „tröstlich zu wissen, dass es ein zeitliches Kontinuum gibt“. Doch statt auf das Heil in einem jenseitigen Paradies zu warten, nehme er lieber die Möglichkeit wahr, „das Leben konkret zu lenken“. „Wir sollten für mehr Gerechtigkeit auf Erden sorgen“, findet Steffens und nennt „Nachhaltigkeit“ einen „Schlüsselbegriff für die große Arbeit an der Bewahrung der Schöpfung“.

Bei Anette Rein, der Direktorin des Frankfurter Museums der Weltkulturen, rufen solche Schlagworte eher Skepsis hervor. Sie habe „zu lange in Kulturen gelebt, in denen man Ewigkeit nicht als eine vom Leben zu trennende Kategorie begreift“. Die Grenzziehung zwischen Diesseits und Jenseits verschuldet ihrer Ansicht nach das „Kennzeichen unserer Zeit“: Es gebe „keine Verantwortung mehr für die nächste Generation“. Man müsse sich nicht nur fragen: „Wieviel materiellen Wohlstand wollen wir?“, sondern auch dem „seelischen Wohlstand“ Beachtung schenken.

p(autor). Doris Stickler

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. September 2008 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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