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Aktuell

1. September 2008

Mehr als nur Schreien

p(einleitung). Pfingstkirchen als Herausforderung

In großen Teilen Lateinamerikas, Afrikas und anderer Länder der Dritten Welt boomt das Christentum pfingstlich-charismatischer Richtung. Auch in Deutschland gewinnt es an Stärke, sei es durch Zuwanderung oder durch Wachsen der deutschen Pfingstgemeinden. Doch selten wird sich systematisch mit dieser Glaubensrichtung auseinandergesetzt.

Die evangelische Christus-Immanuel-Gemeinde im Westend bemüht sich um Dialog: „Wir haben ständig Kontakte zu Christen anderer Glaubensrichtung und Sprache und müssen auch den Dialog mit den Gemeinden charismatischer und pfingstlerischer Prägung suchen“, sagt Claus Ludwig Dieter vom Kirchenvorstand. Ein Forum dafür war in diesem Sommer die Reihe „Gemeinde im Gespräch“ im Ökumenischen Zentrum Christuskirche.

Als Gesprächspartner war Pfarrer Reimer Dietze vom Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden eingeladen. „Ich glaube, dass ich als Pfingstler auch die Ökumene voranbringen kann“, sagte er vor rund einem Dutzend interessierter Gäste. Alle Menschen wünschten sich Gott sicht- und greifbar. Für dieses Erleben von religiösen Erfahrungen stünden die Pfingstler. „Grundsätzlich hat bei uns die Emotionalität im kirchlichen Raum Platz, doch wir wollen darauf nicht reduziert werden. Das Lachen, Schreien, Hüpfen und auf dem Boden Liegen vor Gott ist ein Spezifikum der pfingstlich-charismatischen Gottesdienste. Aber auch für uns kommt der Glaube in erster Linie aus dem Wort, wie es gute lutherische Tradition ist“, erklärte Dietze. Ausführlich ging er darauf ein, was „In Zungen reden“ bedeutet: „Es sind unverständliche Worte, die gläubigen Menschen zugeflossen kommen, wenn sie vom Heiligen Geist berührt und überwältigt werden.“

In den vergangen hundert Jahren habe sich die klassische Pfingstbewegung immer wieder erneuert und differenziert. Die deutsche Pfingstbewegung gehe auf eine Erweckungsbewegung im Jahr 1906 und das Wirken des Zeltmissionars Jonathan Paul zurück. Dietze stimmte der Kritik zu, dass sich unter dem Dach des Pfingstlertums auch Strömungen herausgebildet haben, die einen überzogenen Wunderglauben hegen oder Geistererfahrungen suchen, die den Alltag dämonisieren. Das sei eine Form des Fundamentalismus, die zur Sektenbildung führen könne. Mit dem klassischen Erweckungschristentum sollten diese Gruppen allerdings nicht einfach gleichgesetzt werden.

p(autor). Anne-Rose Dostalek

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. September 2008 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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