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Aktuell

1. Oktober 2008

Moderne Altstadt

p(einleitung). Stadtplaner will mutige Architektur

Keine andere deutsche Stadt hat eine Skyline wie Frankfurt. Die hochaufragenden Paläste aus Stein, Stahl und Glas spiegeln seit Jahrzehnten die Wirtschaftskraft der Mainstadt. Und doch wünschen sich viele das andere, alte, kleinteilige Frankfurt der Vorkriegszeit zurück, zumindest im Herzen der Stadt.

Wie also soll zwischen Dom und Römer gebaut werden, wenn das Technische Rathaus fällt und die Abrissbirne dem Historischen Museum zu Leibe rückt? Fast wäre darüber ein Streit entstanden, als Frankfurts Stadtplaner Dieter von Lüpke im Dominikanerkloster zum Thema „Die Frankfurter Innenstadt im Wandel – von der Zerstörung und dem Aufbau bis zu aktuellen Planungskonzepten“ sprach. Doch Joachim Proescholdt vom einladenden Evangelisch-lutherischen Predigerministerium glättete die Wogen und wies darauf hin, dass es darum gehe, den Blick zu weiten auf zurückliegende Planungen, die für das heute sichtbare Stadtbild sorgten. „Ich war Zeitzeuge und habe erlebt, wie das alte Frankfurt in Trümmer fiel und eine neue Stadt entstanden ist“, sagte Proescholdt und bat darum, dem Frankfurter Chefplaner erst einmal zuzuhören.

Das Wort vom „neuen Frankfurt“ griff Lüpke auf und wies auf ein Charakteristikum hin, das Frankfurt in der Nachkriegszeit von allen anderen deutschen Städten abhob: Zum Ziel wurde nicht der Wiederaufbau der alten, kleinteiligen Innenstadt samt Stadtpalästen, sondern eine neue Stadt. Rings um den Dom entstanden grüne Wohnquartiere. Statt der engen mittelalterlichen Gassen wurden breite Straßen angelegt, und in den sechziger Jahren wuchsen im Stadtzentrum die ersten Hochhäuser. Das hat es in keiner anderen deutschen Stadt gegeben.

„Die Erinnerung ist verloren gegangen, dass viele diese Entwicklung euphorisch begrüßten“, sagte Lüpke. Mit den Hochhäusern wollte Frankfurt damals demonstrieren, dass es – wenn es schon nicht Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland werden konnte – zumindest das Zeug zur Wirtschaftshauptstadt hatte. Und die mittelalterlichen Häuser und Gassen rings um den Dom hatten längst nicht alle geliebt. Galten sie doch als düster, unwirtlich und Wohnstätten der Armen.

Modernisierer und Altstadtfreunde stritten sich schon damals. „Aus heutiger Sicht ist vieles, was die Aufbauzeit nach dem Krieg hinterlassen hat, unvollkommen und verbesserungswürdig“, so Lüpke. Ziel des Stadtplanungsamtes sei es, den Stadtraum spannender zu formulieren und Bausünden vorsichtig zu beheben. Beschlossen sei etwa ein „Deckel“ auf dem Trichter an der Hauptwache. Die innerstädtischen Plätze und Straßen sollten stärker gegliedert werden und durch eine Blockrandbebauung Konturen erhalten. Zustimmung fand Lüpke, als er für eine moderne und mutige Architektur plädierte, die alte Bauformen und Strukturen aufnimmt.

p(autor). Anne Rose Dostalek

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Oktober 2008 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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