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Aktuell

1. Dezember 2008

„Entweder du holst dir Hilfe oder ich gehe“

Eine Frau und ein Mann, die zusammenleben, streiten: immer heftiger, hin und her, bis er zuschlägt. Eine Dynamik, die sich nicht selten immer wieder nach ähnlichem Muster wiederholt. Auch in Trennungssituationen setzen einige Männer ihre Frauen materiell oder sexuell unter Druck und werden handgreiflich. Vor allem wenn sie sich gekränkt fühlen, schlagen Männer manchmal auch ganz unvermittelt zu.

„Zum Glück sind die jüngeren Frauen heute selbstbewusster geworden“, sagt Martin Erhardt vom Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und zweiter Vorsitzender des Männernetzes Hessen. Zwar habe jede vierte Frau in Deutschland schon einmal Gewalt in Beziehungen zu Männern erlebt – und zwar quer durch alle Schichten. Aber die Frauen lassen es heute nicht mehr einfach so dabei bewenden. „Oft geben sie ihren Partnern den entscheidenden Anstoß, zur Beratung zu gehen“, so Erhardt. „Sie sagen: Entweder du holst dir Hilfe oder ich gehe.’“

Gewalt ist aber nicht nur deshalb ein „Männerproblem“, weil sie fast immer von Männern ausgeht. Männer erleiden auch selbst die Gewalt anderer Männer: So sind außerhalb des Haus- und Familienbereichs drei Viertel aller Gewaltopfer männlich. Gründe genug für das Männernetz Hessen, zusammen mit der Arbeitsgruppe „Häusliche Gewalt“ des Landespräventionsrates einen „Wegweiser für die Beratung von Männern mit Gewaltproblemen“ zusammenzustellen. Darin sind hessenweit 29 Beratungsstellen aufgeführt, an die sich Männer wenden können, die entweder zur Gewalt neigen oder selbst schon einmal Opfer geworden sind.

Bei einer „Gewaltberatung“ wird der Täter mit seiner Tat konfrontiert. Das soll ihn befähigen, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen und Aggressionen „zivilisiert“ auszudrücken. Sie soll ihm helfen, seine Partnerschaft zu retten und seine Elternschaft verantwortlich zu leben.

Denn auch Kinder leiden darunter, wenn in der Familie Gewalt herrscht, auch wenn es die Mutter und nicht sie selbst „trifft“. Gewaltberatung hilft, negative Paardynamiken zu durchbrechen, eigene Gewalt- und Ohnmachtserfahrungen zu bearbeiten und eingefahrene Männer- und Frauenbilder zu reflektieren.

„Täterarbeit ist ein wichtiger Baustein des Opferschutzes” , betont Erhardt. „Selbstverständlich muss ein Mann, der gewalttätig geworden ist, Verantwortung für seine Tat übernehmen. Aber er muss auch in die Lage versetzt werden, es in Zukunft besser zu machen.“ Mehr zum Thema im Internet unter: „www.zentrumbildung-ekhn.de“:http://www.zentrumbildung-ekhn.de.

p(autor). Stephanie von Selchow

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Dezember 2008 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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