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Aktuell

1. Dezember 2008

Schöne Räume für Obdachlose

p(einleitung). Der Tagestreff „Weser 5“ wurde renoviert und verschönert

„Das ist doch viel zu gut für uns, das hat doch so viel Geld gekostet“ – mit diesen Worten habe einer der Nutzer den Umbau kommentiert, erzählte Einrichtungsleiterin Renate Lutz bei der Wiedereröffnung des Tagestreffs Weißfrauen. „Das zeigt, dass bei vielen Hilfsbedürftigen das Selbstwertgefühl so gesunken ist, dass sie meinen, sie wären nichts wert.“

Tatsächlich ist das Untergeschoss der Diakoniekirche im Bahnhofsviertel, wo sich obdachlose Menschen tagsüber aufhalten können, nicht nur funktional, sondern richtig schön geworden. Und das soll auch so sein, betonte Pfarrerin Esther Gebhardt: „Wenn wir bauen, dann sagen wir damit auch etwas aus über die Art und Weise, wie wir als Kirche finden, dass Menschen miteinander umgehen sollten“, so die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes.

!(rechts)/2008/12/seite12_unten.jpg(Ein Ort, an dem sich Menschen ohne Wohnung richtig wohlfühlen können: der Tagestreff in der Diakoniekirche Weißfrauen im Bahnhofsviertel. | Foto: Rolf Oeser)!

Nach über zehn Jahren – der Tagestreff nahm 1997 den Betrieb auf – war eine Renovierung überfällig. Der Architekt Volker Max Engelhardt hat die im Laufe der Jahre entstandenen Zwischenwände entfernt und so den Grundriss der Kirche wieder freigelegt. In den großen Raum hat er zwei knallrote begehbare Würfel gestellt, in dem einen gibt es Tische für Gespräche, in dem anderen Computer mit Internetanschluss. In diesen Würfel-Räumen ist man sozusagen gleichzeitig geschützt und privat, ohne jedoch den öffentlichen Bereich des Treffs ganz zu verlassen. Die ehemalige Bühne am Ende des Kirchenraums wurde belassen, aber optisch mit auffälligen grünen Raumteilern abgetrennt. Hier stehen ausziehbare Holzliegen für alle, die sich ausruhen möchten. Auch ein Zimmerchen mit Bett gibt es, das insbesondere Frauen eine Rückzugsmöglichkeit innerhalb der überwiegend von Männern frequentierten Einrichtung bietet.

Die Küche, die Büros der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Sanitäranlagen wurden ebenfalls erneuert. Der Umbau hat insgesamt 487000 Euro gekostet, etwa die Hälfte davon finanzierte die evangelische Kirche selbst, der Rest kam durch Landeszuschüsse und Spenden zusammen. Die größte Summe, 141000 Euro, stiftete die „Aktion Mensch“.

Jeden Tag kommen nach Angaben von Renate Lutz im Schnitt rund 90 Besucher in die Einrichtung, und zwar nicht ausschließlich Wohnungslose, sondern in letzter Zeit auch immer mehr Arbeitslose, Rentner „und auch erschreckend viele junge Menschen.“ Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Armut in Deutschland zunehme.

Im Tagestreff kann man sich von den Strapazen der Nacht ausruhen, sich aufwärmen, duschen, etwas essen. Man kann die Computer benutzen, Zeitungen lesen oder sich von Sozialarbeitern beraten lassen. Der Treff ist ein Baustein im Hilfsangebot des Diakoniezentrums „Weser 5“, zu dem auch Straßensozialarbeit, eine soziale Beratungsstelle, Notübernachtungen sowie ein Übergangswohnhaus gehören.

p(autor). Antje Schrupp

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Dezember 2008 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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