p(einleitung). Journalist lebte ein Jahr als Leiharbeiter
„Arm durch Arbeit“ – das mag sich zunächst nach einem Widerspruch anhören. Für den Journalisten Markus Breitscheidel ist es das aber keineswegs: Ein Jahr lang hat er im Sinne des investigativen Journalismus versucht, von Hartz IV und Leiharbeit zu leben. Seine Erfahrungen hat er in einem Buch dokumentiert. Im Februar berichtete er in der Gemeinde Nied von seinen Erfahrungen.
„Vor allem um Kinder und Jugendliche steht es schlecht, und damit auch um die Zukunft des Landes“, so sein Fazit. Familien, die mit den Hartz IV-Regelsätzen auskommen müssen, könnten sich häufig nicht einmal ausreichend mit Lebensmitteln versorgen, vom Mittagessen für die Kinder in der Ganztagsschule ganz zu schweigen. Auch sei oft nicht genug Geld für Kleidung oder Schulbücher vorhanden.
Die Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern beschrieb Breitscheidel als „katastrophal“. Er habe Arbeitsplätze mitten in ausgeschilderten Gefahrenzonen ohne Umkleidemöglichkeiten oder Toiletten vorgefunden. Arbeit auf Abruf oder im Vier-Schichten-System sei an der Tagesordnung. Ein Leiharbeiter verdiene nicht einmal die Hälfte des tariflichen Lohnes, was dann wiederum zu Angst und Mobbing führe: „Die tariflichen Arbeitsplätze werden zunehmend durch die billigen Leiharbeiter ersetzt, da hat dann jeder Angst um seine eigene Stelle.“ Gegensteuern könne man da nur mit der Devise „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, so Breitscheidel, und plädierte für einen Mindestlohn im Niedriglohnsektor. In anderen Ländern wie Irland habe man damit gute Erfahrungen gemacht.
Das sozialpolitische Abendforum gibt es jeden ersten Mittwoch im Monat. Am 1. April heißt es „Niedriglohn abschaffen?“ Beginn ist um 18.30 Uhr im Gemeindehaus St. Josef in Höchst, Schleifergasse 2-4.
p(autor). Sara Wagner