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Aktuell

1. April 2009

Noch zu wenig „Öko“ beim Kirchenbau

p(einleitung). Die Ökobilanz der Frankfurter Kirche sieht durchwachsen aus. Zwar gibt es eine Reihe vorbildlicher Initiativen für den Umweltschutz. Doch bei der flächendeckenden Umsetzung ökologischer Prinzipien hapert es.

Das Altenheim Marthahaus in Sachsenhausen und das Alten- und Pflegeheim Anlagenring GmbH können sich seit Ende 2008 „Ökoprofit-Betriebe“ nennen. Mit zehn weiteren Betrieben wurden die beiden Häuser in evangelischer Trägerschaft kürzlich von Umweltdezernentin Manuela Rottmann ausgezeichnet. Energiesparbirnen, Erneuerung von Heizungspumpen, Optimierung von Steuerung und Licht in den Aufzügen, die nachts nicht durchgängig beleuchtet sein müssen – die Maßnahmen sind nicht spektakulär, aber effektiv.

!(rechts)2009/04/seite05_oben.jpg(Solarzellen auf dem Dach des Gemeindehauses: Die Martinusgemeinde in Schwanheim ist in punkto Umweltfreundlichkeit ein Vorbild in Frankfurt. | Foto:Rolf Oeser)!

Allein die Optimierung des Abfalltrennsystems spart im Altenheim Anlagenring eine halbe Tonne Restmüll pro Woche, dazu werden 6000 Blatt Papier und 500 Kubikmeter Wasser jedes Jahr weniger verbraucht – das spart Kosten in Höhe von 4481 Euro. Das Altenheim am Anlagenring hat bereits eine Solaranlage auf dem Flachdach, das Marthahaus plant ein eigenes Blockheizkraftwerk. Damit könnte es seine Energiekosten im Jahr um bis zu 10000 Euro reduzieren.

Zwei schöne Beispiele für mehr Umweltschutz sind das. Ansonsten aber lasse die Ökobilanz der evangelischen Kirche in Frankfurt eher zu wünschen übrig, meint der Vorsitzende des Umweltausschusses im Dekanat Nord, Werner Divé: „Der Umweltschutz ist in den Gemeinden in den letzten Jahren in den Hintergrund getreten.“ Nur zwei der vier Dekanate hätten einen Umweltausschuss, bedauert Divé, der auch dem Vorstand des Regionalverbandes angehört.

Vor zwei Jahren hat das Frankfurter Kirchenparlament einen Antrag des Dekanates Nord abgelehnt, in Zukunft sämtliche Neu- und Umbauten in Passivbauweise durchzuführen. Man beschloss lediglich, zwei Gemeindehäuser – in Zeilsheim und am Riedberg – sowie die neue Kindertagesstätte in Bonames als Pilotprojekte in Passivbauweise zu errichten, und am Riedberg wird nun doch nicht in dieser energiesparenden Weise gebaut. „Und das in einer Landeskirche, die von der Schöpfungsverantwortung spricht, und die sich in ihren Leitlinien vorgenommen hatte, ihren Energieverbrauch durch ökologisches Bauen um 25 Prozent zu senken“, ärgert sich Divé: „Wir haben so viele gute Erklärungen in der Kirche und müssen sie nur umsetzen.“

!(rechts)2009/04/seite05_mitte.jpg(Werner Divé, der Vorsitzende des Umweltausschusses im Dekanat Nord, bleibt hartnäckig: Umweltschutz ist für ihn ein Top-Thema, auch in der Kirche. | Foto: Ilona Surrey)!

Die Leiterin der Bauabteilung im Evangelischen Regionalverband, Friederike Rahn-Steinacker, weist allerdings darauf hin, dass es zuweilen – wie etwa am Riedberg – durchaus Gründe gebe, warum der Passivhausstandard nicht erreicht werde. „Dafür muss ein Gebäude richtig zur Sonne stehen, und das ist aus städtebaulichen Gründen nicht immer gegeben.“ Am Riedberg würden nun zusätzliche ökologische Maßnahmen geprüft, damit dennoch eine gute Energiebilanz gewährleistet ist. Frankfurtweit, so Rahn-Steinacker, sollen in Zukunft rund 500000 Euro pro Jahr aus dem Ökofonds der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zur Verfügung stehen, um durch Wärmedämmung und andere Baumaßnahmen die bestehenden Gebäude ökologisch umzurüsten.

Auch sonst ist schon manches auf den Weg gebracht. Immerhin fünf Frankfurter Gemeinde- und Pfarrhäuser haben Photovoltaikanlagen auf dem Dach, das Kalbacher Gemeindehaus hat eine Regenwassernutzungsanlage und das vom Diakonischen Werk betriebene Wohnheim für Frauen im Ostend ein Blockheizkraftwerk. Für das „Haus am Weißen Stein“ in Eschersheim, das kirchliche Beratungsstellen beherbergt, wurde eine Ökologiebilanz erstellt.

Allerdings handelt es sich hier um positive Einzelbeispiele. An einer konsequenten und flächendeckenden Umsetzung ökologischen Denkens fehle es jedoch, kritisiert Werner Divé. Dabei stehe Frankfurt im Vergleich zu den Kirchengemeinden im Umland sogar noch ganz gut da. „Aber im Vergleich mit der Kommune haben wir großes Veränderungspotenzial. Uns fehlen eine Stabstelle und qualifizierte Leute, vergleichbar mit einem Umwelt- oder Energiereferat.“

Eine solche Stelle könnte die Kirchengemeinden zum Beispiel auffordern, Daten zu erheben und auch zurückzumelden, sie könnte beraten, informieren und motivieren. Derzeit haben einzelne Gemeinden nämlich keinen unmittelbaren Nutzen vom Energiesparen – Strom- und Wasserkosten werden zentral vom Evangelischen Regionalverband bezahlt. Das Problem ist auch in der Bauabteilung erkannt. Bereits jetzt gebe es ein Energiecontrolling, das diese Daten auswertet, so Friederike Rahn-Steinacker, und noch in diesem Jahr soll dafür eine halbe Stelle eingerichtet werden. Möglicherweise können dann in Zukunft Gemeinden ganz unmittelbar davon profitieren, wenn sie Strom und Heizkosten sparen.

Für die Neuwahlen der Kirchenvorstände im Frühsommer sei es wünschenswert, wenn das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ eine wichtige Rolle spielt, sagt Werner Divé. So wie schon seit langem in der Schwanheimer Martinusgemeinde. Der dortige Umweltausschuss hat den ganz konkreten Auftrag, Energie-, Wasser-, Materialverbrauch und Abfall zu reduzieren. Das Restmüllvolumen in der Kindertagesstätte hat sich bereits erheblich verringert, die Gemeinde nutzt grundsätzlich nur noch Mehrweggeschirr und serviert bevorzugt Speisen und Getränke aus heimischem Ökoanbau.

Vor drei Jahren wurde die Martinusgemeinde als erste Kirchengemeinde in Hessen und Nassau mit einer Umwelturkunde ausgezeichnet. Werner Divé hofft, dass das Beispiel Schule macht: „Es reicht nicht zu wissen, was man tun muss, man muss es dann auch tun.“

p(autor). Gunda Höppner / Antje Schrupp

h3. Tipps zum Sparen

Müssen Gottesdienste auch im Winter immer in der Kirche stattfinden? Sind Computer, Kopierer, Video- und sonstige Geräte dauernd im Standby? Eine Handreichung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum „Energiesparen in Kirchengemeinden“ enthält Verbesserungsvorschläge und Anregungen, die auch für einen ganz normalen Haushalt nützlich sind. Die Checkliste kann von der Webseite „ekhn.de“:http://www.ekhn.de heruntergeladen oder bei Renate Rehberg bestellt werden (Telefon 06151-405103, E-Mail: „renate.rehberg@ekhn-kv.de“:mailto:renate.rehberg@ekhn-kv.de).

Einen Überblick über ökologische Projekte in Frankfurt gibt es im Internet unter „stadtplan.frankfurt.de/klimaschutz“:http://stadtplan.frankfurt.de/klimaschutz.

p(autor). Gunda Höppner

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. April 2009 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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