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Aktuell

1. Mai 2009

Am 21. Juni sind Wahlen

p(einleitung). Die evangelische Kirche baut sich von unten her demokratisch auf. Wer mitbestimmen will, was „evangelisch“ bedeutet, hat bei den Wahlen am 21. Juni die Gelegenheit.

Wer an den Kirchenvorstandswahlen teilnimmt, gestaltet ein Stück evangelische Kirche in ganz Deutschland mit: Nach ihrem Amtsantritt Ende Oktober wählen die neuen Kirchenvorstände jeweils Delegierte in die Frankfurter Dekanatssynoden, die dann die Mitglieder der hessen-nassauischen Kirchensynode bestimmen. Von dort werden Abgeordnete in die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland entsandt: Die evangelische Kirche baut sich konsequent demokratisch von unten her auf.

!(kasten)2009/05/seite04_oben.jpg(Diskutieren, sich eine eigene Meinung bilden und dann demokratisch mitbestimmen – das ist gute evangelische Tradition. Hier eine Abstimmung im Kirchenvorstand der Riedberggemeinde. | Foto: Rolf Oeser)!

Das Herzstück der Tätigkeit eines Kirchenvorstands ist die Gestaltung des lokalen Gemeindelebens. Dazu gehören die Gottesdienste, die Kinder- und Jugendarbeit, die Erwachsenenbildung, die Seelsorge, die diakonische Verantwortung der Gemeinde und die Öffentlichkeitsarbeit.

Die Kirchenvorstände wirken bei der Besetzung von Pfarrstellen mit und tragen Personalverantwortung für die Gemeinde-Angestellten. Ebenso bestimmen sie über die Finanzen der Gemeinde und über die kirchlichen Gebäude und Gründstücke.

„Ich wünsche mir richtige Gegenüber in meinem Kirchenvorstand“ sagt Pfarrerin Ilona Nord von der Gemeinde am Riedberg. „Ohne Kirchenvorstand wäre die Arbeit in der Gemeinde nicht zu schaffen“, erklärt auch Pfarrer Jürgen Seidel aus Sachsenhausen, „zumal in einer so großen Gemeinde wie unserer Dreikönigsgemeinde. Mal ganz abgesehen von der Fachkompetenz in vielerlei Sachfragen, die mein Theologiestudium nicht abgedeckt hat.“

Lisa Neuhaus, Pfarrerin in der Petersgemeinde im Nordend, bilanziert: „Ein kollektives Leitungsamt bewahrt vor Irrtümern, Einseitigkeiten und dem Zwang, als Pfarrerin ein Allroundtalent zu sein.“ Ähnlich sieht es Ilse Lang, die stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende in der Friedensgemeinde im Gallusviertel: „Je mehr Geschäftliches ich dem Pfarrer abnehme, desto mehr kann er sich auf seine seelsorgerliche Arbeit konzentrieren.“

Die Listen der Kandidaten und Kandidatinnen wurden von einem Benennungsausschuss aufgestellt, dem Pfarrerinnen und Pfarrer, Mitglieder des Kirchenvorstands sowie einige bisherige Gemeindemitglieder angehören. Dabei wurde ein Viertel mehr Namen benannt als nötig, damit auch wirklich eine Auswahl besteht.

Wer die Menschen, die sich in der eigenen Gemeinde zur Wahl stellen, nicht kennt, kann sich in der aktuellen Gemeindezeitung, sowie in vielen Gemeinden auch über die Internetseite darüber informieren.

p(autor). Stephanie von Selchow

h2. Kirchenvorstand – warum kandidieren Sie?

h3. Reinhold Strauß (50), Prokurist

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Angefangen hat es mit den Krabbelgottesdiensten für meine Kinder in der jungen Gemeinde Riedberg. Da haben mich unsere sehr engagierten Pfarrerinnen gefragt, ob ich in den kommissarischen Kirchenvorstand komme. Am 21. Juni wird hier nun zum ersten Mal ein Vorstand gewählt. Ich kandidiere, weil ich einen Beitrag zum Aufbau der Kinderarbeit in unserem Neubaugebiet leisten will. Ich finde es wichtig, dass wir unseren Kindern von Anfang an Werte vermitteln. Dazu gehört, dass sie schon mit einem Monat in der Kirche willkommen sind. Außerdem ist es sehr interessant, beim Aufbau einer Gemeinde mitzuwirken. Am Riedberg wird nächstes Jahr die Kirche gebaut, der Kindergarten muss beantragt, die Jugendarbeit ausgebaut werden. Ich bin auch im Finanzausschuss. Das fällt mir leicht, da ich auch beruflich mit Zahlen zu tun habe.

h3. Anne Wisseler (23), Teamassistentin

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Ich bin Pfarrerstochter, habe also einen Bezug zu dem, was die Kirche ist. Als ich vor zwei Jahren nach Frankfurt gezogen bin, bin ich gleich in die Johanniskantorei in Bornheim eingetreten. Jetzt kandidiere ich für den Kirchenvorstand, weil ich grundsätzlich etwas für die Gemeinde tun will. Ich bin sehr kontaktfreudig und kann gut organisieren. Diese Fähigkeiten will ich nicht nur kommerziell, in meinem Beruf, nutzen, sondern auch der Kirche zur Verfügung stellen. Ich will einfach dort anpacken, wo es nötig ist. Natürlich liegt mir die Kirchenmusik am Herzen, ich interessiere mich aber auch für Religionspädagogik. In meinem Alter im Kirchenvorstand zu arbeiten, finden viele eher exotisch. Aber ich scheue die Mühe nicht und würde gerne daran mitarbeiten, dass der Ruf von „altem Muff“, den Kirche bei vielen hat, verschwindet.

h3. Klaus-Dieter Drescher, (57), Richter

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In der evangelischen Kirche steht demokratische Mitwirkung nicht nur auf dem Papier, sondern man kann wirklich etwas bewegen. Ich leite jetzt seit zwölf Jahren den Vorstand in der Gemeinde am Dornbusch. In dieser Zeit wurde die Kirche umgebaut, und mir war es wichtig, die Gemeinde daran zu beteiligen. Die Diskussionsprozesse haben sich gelohnt: Die Kirche ist so schön geworden, dass sich der Gottesdienstbesuch fast verdoppelt hat. Ich mache auch viel Öffentlichkeitsarbeit. Unser Gemeindeblatt ist gleichzeitig Stadtteilzeitung und wird in jeden Haushalt gebracht. Wenn ich wieder gewählt werde, steht die Neuordnung der Gemeinderäume an. Man hat uns mitgeteilt, wir hätten 250 Prozent Raum, also viel zuviel. Aber wo, wenn nicht im Gemeindesaal, sollen wir etwa unseren jährlichen Flohmarkt machen? Die 10000 Euro Einnahmen brauchen wir.

h3. Christa Hartmann, (62), Erzieherin

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Obwohl in religiösem Umfeld aufgewachsen, dachte ich früher, ich wäre zu aufmüpfig für den Kirchenvorstand. Bis ein junger Pfarrer mir versicherte, ich wäre genau richtig für dieses Amt, so, wie ich bin. Ich habe viel Freude an dieser Arbeit: Bei unseren Sitzungen lachen wir viel und streiten produktiv. Mir geht es darum, die Auseinandersetzung mit dem Evangelium in praktisches Handeln umzusetzen. Bei uns in Bonames gibt es soziale Brennpunkte und viele Alleinlebende. Ich möchte wahrnehmen, wo Hilfe gebraucht wird, versuche zum Beispiel, Pflegende zu entlasten und auch, andere zum Helfen anzustiften. Ich möchte, dass die Kirche noch verständlicher wird und den Menschen zur Seite steht. Nicht nur hier, sondern auch in unseren Projektgemeinden in Südamerika und Afrika. Denn da gibt es wirklich arme Leute.

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Mai 2009 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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