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Aktuell

Von – 1. Mai 2009

Wenn Worte wie Schläge sind

Plötzlich ergab alles einen Sinn. Hanne Imme erkannte, was sich zwanzig Jahre lang in ihrer Ehe abgespielt hatte. Ein Zeitungsartikel öffnete ihr die Augen und ließ sie erkennen, dass ihr Mann ihr Gewalt antut. Zwar schlägt er sie nicht, aber er ist ständig aggressiv, „vergisst“ Vereinbarungen oder macht sich über sie lustig. Das ist in der Summe nicht mehr harmlos.

Wenn Respektlosigkeit und Missachtung die Beziehung dominieren, hilft nur der Notausgang. Foto: Vojtech Vlk / Fotolia.com

Jahrelang hatte Hanne Imme alles versucht, um ihre Ehe trotzdem „hinzukriegen“. Hatte Gespräche verlangt, erklärt, diskutiert, ihr Verhalten geändert – aber nichts half. Unerklärlicherweise wurde ihr Mann sogar gerade dann besonders aggressiv, wenn sie gut gelaunt war und versuchte, Harmonie herzustellen. Bald gab es ihr und den beiden Kindern gegenüber täglich Wutausbrüche, Abwertungen, kontrollierendes und übergriffiges Verhalten. Trotzdem hat Hanne Imme lange den Grund bei sich selbst gesucht und wollte die Einheit der Familie um jeden Preis erhalten. „Dabei gab es diese Einheit gar nicht“, weiß sie heute.

Psychische Gewalt ist schwerer zu fassen als körperliche – für die Betroffenen selbst, aber auch für die Umwelt. Worte hinterlassen keine sichtbaren Spuren. Und doch können sie genauso zerstörerisch sein wie Schläge oder Fußtritte. Zumal psychische Gewalt, ebenso wie Schläge, meistens nur dann ausgeübt wird, wenn das Paar allein ist. Und wer glaubt schon, dass dieser charmante, hilfsbereite, erfolgreiche Mensch so grausam und mit voller Absicht verletzend ist?

Dabei tritt psychische Misshandlung nicht nur in Form von Wutausbrüchen, Geschrei, Abwertung und Dauerkritik auf – diese Formen sind lediglich am einfachsten zu erkennen. Aber auch andauernde Respektlosigkeit, Unhöflichkeit, Herablassung oder Bevormundung gehören in diese Kategorie: Es geht darum, Kontrolle über die Partnerin oder den Partner zu erlangen und sich selbst aufzuwerten.

Damit sich solche Verhaltensmuster nicht ausbreiten, empfiehlt Brigitte Meckler vom Evangelischen Zentrum für Beratung und Therapie in Eschersheim, in einer Beziehung von Anfang an klarzustellen, was akzeptables Verhalten ist und was nicht. In ihrer Beratungsarbeit stellt sie allerdings fest, dass es gerade Frauen oft schwer fällt, in einer Liebesbeziehung dem Partner klare Grenzen zu setzen.

Eine repräsentative Studie über Gewalt gegen Frauen in Deutschland hat ergeben, dass viele Opfer psychische Gewalt als besonders schlimm empfinden. Manche beschreiben sie als eine Form von „Gehirnwäsche“, die sie von ihrem eigenen Empfinden entfremdet. Seelische Gewalt zerstört das Selbstbewusstsein, die Betroffenen haben das Gefühl, sie würden „verrückt“. Hinzu kommt, dass viele Formen subtiler Gewalt heute quasi gesellschaftsfähig sind: Wenn Erfolg und Durchsetzungskraft die obersten Werte darstellen, hält man Menschen, die andere bloßstellen, belügen oder unter Druck setzen, unter Umständen auch noch für clever. Solange Beschimpfungen und Beleidigungen als Kavaliersdelikte durchgehen, suchen vor allem Frauen eher die Schuld bei sich selbst. Allerdings können auch Männer Opfer von psychischer Gewalt sein.

In der Regel verleugnen die Opfer lange, dass sie misshandelt werden, oder sie entschuldigen den Täter sogar. „Ich hielt mich einfach für zu empfindlich“, beschreibt eine Teilnehmerin in einem Internet-Selbsthilfeforum ihre Erfahrungen. Freundinnen oder Freunde, aber auch Eltern oder andere Vertrauenspersonen wie die Pfarrerin oder der Nachbar können hier die Maßstäbe gerade rücken, indem sie sagen: Du bist nicht verrückt, die Zustände sind wirklich untragbar. Sich das einzugestehen ist auch deshalb schwer, weil dann unweigerlich die Beziehung selbst auf dem Spiel steht. Viele missbrauchende Partner sind Meister der Entschuldigung. Wer wollte ihnen nicht glauben, dass sie sich in Zukunft bessern? Muss, wer liebt, nicht immer wieder verständnisvoll sein? Allerdings: Wenn man dem Partner ständig von Neuem die Grundlagen von Respekt und Höflichkeit erklären muss, wenn er partout nicht verstehen will, dass sein Verhalten verletzend ist, und vor allem: Wenn sich daran nichts ändert – dann hilft nur der Notausgang.

Den Ausstieg aus einer solchen Beziehung schaffen viele nur mit therapeutischer Hilfe, weiß Brigitte Meckler. Sie beobachtet, dass die Opfer sich häufig trotz ihres Leidens vom Partner abhängig fühlen. „Wir versuchen daher erst mal, das Selbstwertgefühl aufzubauen.“ Denn am Ende gilt: Gewalt und Liebe passen nicht zueinander. Wo Gewalt herrscht, egal ob körperlich oder seelisch, gibt es keine Liebe. Deshalb ist da auch nichts zu retten.

Woran man verbale Gewalt erkennen kann

  • Verbale Misshandlung spielt sich selten in der Öffentlichkeit ab. Sie tritt häufig unerwartet auf und passiert, wenn man sich gerade glücklich, motiviert oder erfolgreich fühlt.
  • Der Misshandler sucht nie die Versöhnung oder macht sich Gedanken über Konflikte. Die Misshandlung leugnet er oder gibt anderen die Schuld daran. Zwischen den Attacken „funktioniert“ die Beziehung. Schuldbekenntnisse, Reue oder Selbstkritik sind fast immer taktisch und haben zum Ziel, dass das Opfer wieder Hoffnung schöpft und „weiter macht“. Es gibt keine echten Fortschritte und keine Veränderung in der Beziehung. Das Problem wird nicht gelöst.
  • Mögliche Arten verbaler Misshandlung sind: sich entziehen, die Kommunikation verweigern, „aus Prinzip“ widersprechen, „scherzen“, verharmlosen und herunterspielen, kleine Bemerkungen „nebenbei“, absichtlich (zu) leise sprechen, Beschuldigungen und Vorwürfe, drohen und beschimpfen, „vergessen“ von Vereinbarungen, befehlen, leugnen, herumbrüllen und ausrasten.
  • Typische Aussagen, die auf verbale Gewalt hindeuten: „Du hast keinen Humor“, „Du bist zu empfindlich“, „Stell dich nicht so an“, „Du machst aus einer Mücke einen Elefanten“, „Du bist zu sehr bei deinen Gefühlen“, „Das bildest du dir bloß ein“, „Dann such dir doch jemanden, der besser zu dir passt“, „Ich kann sagen, was ich will“.
  • Buchtipps: Marie-France Hirigoyen: Die Masken der Niedertracht – Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann (dtv, 9,90 Euro), Heinz-Peter Röhr: Wege aus der Abhängigkeit – Destruktive Beziehungen überwinden (dtv 8,90 Euro), Patricia Evans: Worte, die wie Schläge sind. Verbale Misshandlung in Beziehungen (rororo, nur antiquarisch).
  • Internetseite zum Thema: www.re-empowerment.de.
  • Beratungstermine im Evangelischen Zentrum für Beratung und Therapie können unter Telefon 069-5302222 vereinbart werden.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Mai 2009 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Sandra Hoffmann ist Journalistin in der Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Barb El schrieb am 8. Juni 2012

    Danke für diesen Bericht. Wir brauchen mehr davon.

  • edeltraud nitzow schrieb am 11. September 2012

    genaugenommen weiß ich nicht, wo ich beginnen soll, weiß aber, dass ich hilfe haben muss.
    stand: nach 25 jahren ehe, die ohne gemeinsame freunde …..
    werde ich wieder, wieder verbal verletzt: “ ich wollte dich gar nicht heiraten“
    beschimpft: “ du altes stück dreckige scheiße“, “ an dich denke ich
    schon lange nicht mehr “ edel
    l

  • edeltraud nitzow schrieb am 11. September 2012

    konnte das denn ein mensch lesen ?

  • Antje Schrupp schrieb am 11. September 2012

    @Edeltraud nitzow – Jetzt kann Ihr Kommentar gelesen werden – die müssen bei uns immer erst moderiert werden. Danke, dass Sie Ihre Erfahrungen hier geteilt haben. Sie sollten sich auf jeden Fall Hilfe holen, etwa bei einer Beratungsstelle in Ihrer Stadt, oder, wenn Sie keine Adresse wissen, hilft immer auch die Telefonseelsorge – 0800 1110111 !

  • Peter schrieb am 3. November 2012

    „Die Masken der Niedertracht“ sollten Standardlektüre werden, schon in der Schule, wenngleich dieses Buch – wie die meiste Opferliteratur – stark aus weiblicher Perspektive geschrieben ist, was den Eindruck erweckt, dass vornehmlich Männer die Täter und Frauen die Opfer sind.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Dieser Eindruck ist unzutreffend.

    Unstreitig ist aber, dass seelische Gewalt nicht minder verheerende Folgen haben kann wie körperliche. Und gerade die Tatsache, dass sie zumeist im Geheimen, Versteckten, heimlich und hintenherum passiert und das Opfer lange Zeit gar nicht recht bemerkt, dass ihm massive Gewalt angetan wird, macht seelische Gewalt so unerhört gefährlich.

    Ebenso unstreitig ist, dass die Täter_innen immense psychische Störungen aufweisen, die therapiert werden müssen.

    Ein (u. U. einmaliger) körperlicher Gewaltakt lässt nicht unbedingt auf eine psychische Störung schließen.

    Jahrelang beständig und wohlweislich im Verborgenen ausgeübte psychische Gewalt hingegen schon. Hirigoyen spricht von „Masken der Niedertracht“. Sie hat jedes einzelne Wort wohl mit Bedacht gewählt, denn die Täter_innen tragen immer Masken, hinter denen sie ihren Charakter verstecken. Und es gehört ein geradezu unglaubliches Maß an Niedertracht dazu, einem Menschen Derartiges anzutun.

    Dennoch kommen die Täter_innen zumeist gänzlich ungeschoren davon. Was nicht beweisbar ist, ist auch nicht sanktionierbar. Das perfekte Verbrechen, denn wer – mit Ausnahme derer, die Derartiges selbst erleben mussten – ist schon hinsichtlich dieser Form der Gewalt sensibilisiert? Die Opfer werden einfach nicht ernst genommen.

  • Tanja schrieb am 17. Februar 2013

    Täter und Opfer gibt es nicht. Man hat auch eine Selbstverantwortung zu tragen. It takes two to tango! Wer sich selbst nichts wert ist, lässt alles mit sich machen! Selbstmitleid und Schuldzuweisungen führen nicht wirklich zum Ziel!

  • Danie schrieb am 7. März 2013

    Es gibt Täter und Opfer sehr wohl Tanja.Wenn man beschützt aufgewachsen ist,hat man vielleicht genug Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl mit auf den Lebensweg bekommen.Leider ist das bei vielen nicht der Fall.Gerade Deine Aussage versetzt mir als Opfer einen Tritt und gibt mir von neuem das Gefühl,ich sei selbst schuld,dass mir das zugestoßen ist.Ganz so einfach ist das aber nicht.Zu begreifen,was da Unrechtes mit einem passiert und aus dieser Situation auszubrechen bedarf viel Verstand und Mut.Ich habe zwanzig Jahre gebraucht,immer wieder gehofft,Angst vor der Trennung meines zynischen Mannes gehabt,Rücksicht auf die Kinder genommen.Letztes Jahr habe ich den Schritt gewagt,bin gegangen mit meinen Kindern und die erwartete Schlammschlacht ist genauso eingetroffen,wie ich befürchtet hatte.Er hat mich in meiner eigenen Familie mit Lügengeschichten so mies gemacht,dass sie den Kontakt zu mir abbrachen ohne zu hinterfragen,was meine wahren Gründe sind.Er ist ein guter Mensch in ihren Augen,weil er die Familie ernährt hat und ich bin ein undankbares Nichts,weil ich nur daheim saß und kein Geld verdient habe,während ich die ganze Woche allein 6 Kinder großgezogen habe.Man sollte mit Worten vorsichtig sein,gerade das ist ja das Thema hier,denn sie können verletzen und Wunden aufreißen,die nie wieder heilen.Hier geht es nicht um Selbstmitleid und gleich gar nicht um Schuldzuweisung.Wenn Du das dem Text irgendwo entnehmen konntest,hast Du das fehlinterpretiert.Dein Kommentar ist hier,wo Opfer sich Hilfe erwarten,in meinen Augen fehl am Platze und ich verstehe nicht,warum er überhaupt veröffentlicht wurde.Recht auf freie Meinungsäußerung sei hier mal dahingestellt.Tritt nach denen,die schon am Boden liegen hat hier nichts verloren.

  • Josiah schrieb am 11. März 2013

    @Tanja – das ist die Aussage/Urteil von Frauen die gar keine Ahnung haben dass es solche Zustände wirklich gibt. Nur wer diese Hölle durchmacht/ oder durchgemacht hat, weiß warum es geht.

  • Susanne Tomm schrieb am 19. März 2013

    Zum Schluß ging es nur noch ums Überleben, so ausgelaugt und am Ende war ich. Bin spät , nach über 30 Jahren, aber nicht zu spät gegangen.
    Habe Mann und Haus verlassen und in einer kleinen Wohnung mein Leben neu geordnet, und selbst jetzt, 6 Jahre später, danke ich dem lieben Gott dafür, dass ich meinen inneren Frieden gewonnen habe und staune darüber, wie schön das Leben sein kann. Ich möchte allen Betroffenen von Herzen wünschen, dass sie den Ausgang finden, es ist zu schaffen ,bitte verliert nie die Hoffnung, gebt Euch nicht auf , Ihr könnt wieder gesund werden, tut es auch ganz besonders für Eure Kinder!

  • Tim schrieb am 1. April 2013

    Leider wurde oben schon ein wichtiger Kritikpunkt genannt – seelische Gewalt gegen Männer wird kaum irgendwo weiter thematisiert, obwohl ihre Existenz bekannt ist. Daher hier kurz einen Einblick in das, was mir widerfährt. Ich versuche eine Beschränkung auf die Hauptpunkte, v.a. auch deshalb, weil mir Anonymität wichtig ist.
    Ein typischer Satz von ihr lautet: „Wenn das/du so oder so (nicht) bist / das (nicht) tust, dann geh ich.“ Dieser Satz hat sich zwar im Lauf der Jahre verändert, inhaltlich läuft es aber stets aufs Gleiche hinaus.
    Ich selbst bin vollzeit berufstätig und sorge somit fürs Haushaltseinkommen. Überdies habe ich jahrelang den Haushalt (Kochen, Waschen, Putzen, Einkaufen) mehr oder weniger allein erledigt. Das hat sich zwar in den letzten Jahren ein klein wenig verbessert, aber eine echte und effektive Arbeitsteilung ist da immer noch nicht – aber es hat eben bei mir Hoffnungen genährt, es könnte doch noch etwas besser werden. Bin mir aber nicht sicher, denn ich habe ja zudem auf alle erdenklichen Weisen stets ihren Karriereweg unterstützt (Texte aller Art im Studium, Bewerbungen schreiben, exzerpieren, korrigieren, redigieren u.v.m. – all das i.d.R. nicht ganz freiwillig sondern durch Psychodruck und seit Jahren – „wenn du das nicht tust, dann brauch ich dich gar nicht“). Keine Frage- sie ist in ihrem Bereich eigentlich sehr gut (gute Noten) und dennoch selbst unter Druck, weil sich bislang kein fester Job ergeben hat. Daher muss ich mir aber jetzt seit längerer Zeit vorwerfen lassen, dass ich ihr keinen Job besorge, keine schlaue Idee habe, was sie tun könnte, um einen zu bekommen, und überhaupt hätte ich da noch nie etwas Schlaues beigesteuert, wie alle anderen Leute eben auch nicht, denen es halt auch „an Schlauheit mangelt“. – Wehe ich wage es, in dieser Situation mir unerlaubterweise selbst etwas Gutes zu tun und einen Film anzuschauen, wenn ich doch eigentlich mit ihr wieder einmal stundenlang sitzen sollte um ihre Probleme zu diskutieren oder alleine sitzen sollte um schlaue Ideen für sie zu entwickeln.
    Kinder haben wir keine und finanziell hat sie noch nie einen nennenswerten Beitrag geleistet, auch in den Phasen, wo sie aufgrund verschiedener Umstände durchaus locker dazu in der Lage gewesen wäre. Ihr Geld ist in ihr wichtige Projekte geflossen. Mein Konto war schon mehrfach wegen ihres Verhaltens im Minus. Das hat sich aber die letzten Jahre gebessert.
    Ich weiß, das klingt z.T. alles etwas vage, aber genauer kann und will ich hier nicht sein. Mir fehlt mittlerweile die Kraft für fast alles, auch für die Trennung. Wirklich gut geht es mir eigentlich nur, wenn ich in der Arbeit bin und nicht zu Hause.

  • Nora schrieb am 21. Juli 2013

    Ich bin froh, dass ich diese Seite gefunden habe. Ich lebe schon lange mit verbalen „Entgleisungen“, wie ich es zunächst genannt habe, tatsächlich aber verbale Gewalt ist. Erklärungen dafür habe ich schon tausendfach für mich allein und mit Freundinnen durchgespielt. Der Beitrag von Tanja vom 17. Februar 2013 istauch für mich kaum zu ertragen, der Hinweis von Peter / Nov. 2012, dass die Täter immense psychische Störungen aufweisen, die therapiert werden müssen, bestätigt meinen eigenen Verdacht. Wie kann ich aber meinen verbal gewalttätigen Mann, der nach außen ein freundlicher und eher schüchterner Mensch ist, dazu bringen, sich so einer Therapie zu stellen, ohne dass ich damit drohe, ihn zu verlassen (was ich bereits einmal getan habe). Wir sind durch diese Situation bereits seit Jahren gesellschaftlich völlig isoliert. Ich kann die Zeiten, in denen wir zusammen glücklich sind, kaum noch genießen, weil ich jeden Moment damit rechnen muss, dass er wieder ausrastet. Nachdem ich jahrelang die Fehler und Gründe vorwiegend bei mir gesucht habe (und meine Freundinnen auch …), habe ich jetzt verstärkt das Gefühl, dass er zwanghaft reagiert und eigentlich keine Kontrolle über diese verbale Attacken gegen mich hat.

  • Reality2 Netzwerk schrieb am 19. Oktober 2013

    Wir sind auch der Meinung, dass es noch viel mehr solche Berichte braucht! An dieser Stelle herzlichen Dank an den Ersteller dieses Beitrags.
    Daher haben wir ein Netzwerk von Betroffenen gegründet und vor einigen Tagen unsere Community Website online gestellt.
    Dort gibt es Informationen zum Thema, Erfahrungsberichte, ein geschlossenes Forum zum gegenseitigen Austausch und hoffentlich bald noch viel mehr.
    Hier der Link zur Seite: http://www.reality2.ch
    Wir würden uns sehr freuen, wenn sich uns noch mehr Betroffene anschliessen. Du bist nicht allein!

  • Ingrid schrieb am 10. Dezember 2013

    Danke für diese Seite. Sie bestätigt mir genau das,was ich 40! Jahre ertragen musste. Habe niemals daran gedacht, dass Menschen so teuflisch sein können. Draußen und in der Familie war er immer der sorgende und liebevolle, aufmerksame Mann. Zuhause habe ich die Hölle erlebt. Demütigungen, Beschimpfungen, Geiz, Ablehnung, Ignoranz – all diese schrecklichen Dinge habe ich durchgemacht. Das schlimmste war, dass seine Familie mitgeholfen hat, mich auszugrenzen, zu demütigen und sich dabei selbst als die Creme de la Creme zu bezeichnen. Für sie kam ich aus der „Gosse“.
    Ich konnte nicht gehen, hatte keine Kraft und keine Hilfe, habe öfter mit einer vollen Sektflasche an seinem Bett gestanden während er schlief und am liebsten zugeschlagen. Habe es aber nicht getan.
    Seit ca. 5 Jahren ist eine Wandlung erfolgt. Seine gesamte Familie ist verstorben. Nun hat er nur noch mich. Er ist sehr zuvorkommend, liebevoll???
    Bin durch eine Therapie stark geworden. Vielleicht gehe ich noch.

  • Marie schrieb am 10. April 2014

    Ich stimme dir vollkommen zu Danie… es ist ja das Problem, dass man in der Beziehung um die Schuld bekommen hat…und einem eingeredet hat, dass man selbst Schuld ist, wenn man verletzt wurde…Ich find es auch total daneben von jemanden zu hoeren (der es wohlmoeglich nicht erlebt hat), dass es Opfer und Taeter nicht gibt. Wie soll man es denn sonst nennen?

  • Marie schrieb am 10. April 2014

    Wenn man z.B. aus heiterem Himmel, ganz unerwartet Sätze zu hören bekommt wie „ Ich war von dir eh nie überzeugt“, „Ich kann dich jetzt gerade nicht lieben“, „Mir ist es peinlich mit dir in der Öffentlichkeit… das Aussehen gehört halt dazu…“ , „Du übertreibst“, „Ja, ich bin immer der Böse“ und man dann sagt wie einem das verletzt und dass man das nicht begreift warum sowas plötzlich gesagt wird…und man dann zu hören bekommt, dass man „nicht wieder ein Drama machen soll“, „dass man selbst Psychoterror macht“ weil man es anspricht und versucht zu verdeutlichen… Man glaubt derjenige weiß wirklich nicht, dass es schmerzt….
    Dann denke ich nicht, dass man da eine Selbstschuld trägt. Man selbst bekommt vom Partner ja immer wieder die volle Schuld und Verantwortung dafür wie gut die Beziehung laeuft…man hat kein Feedback über Gefühle zu geben…man ist dann „streitsüchtig“ oder man macht „Probleme“.
    Der einzige Knackpunkt ist doch, dass man demjenigen so sehr vertraut und der Preis zu hoch erscheint…es nicht zu verzeihen…denn es gibt ja auch diese „liebevollen Momente“ und man glaubt, dass er doch noch lernt, dass man sowas nicht sagt…dass er endlich zuhört und versteht, dass es weh tut…es begegnen einem zwei Extreme und für das eine Extrem, sieht man über das andere Extrem hinweg…und merkt gar nicht wie schädlich es für die Seele ist. So schleichend und clever, dass man es erst merkt, wenn man voll drin hängt…zu viel gegeben hat, zu viel vertraut, zu viel geopfert…dass es einem für unmöglich erscheint loszulassen.

  • Ingrid schrieb am 11. April 2014

    Liebe Marie,
    das alles kommt mir so bekannt vor. Ich finde die Abwertungen und Ausgrenzungen mit am schlimmsten. Mein Mann ist mit mir, als ich hochschwanger war, nicht in die Öffentlichkeit gegangen. „mit einer dicken Frau zeige ich mich nicht“.. Er ging dann mit seinen Eltern (erwachsender Mann von 33!) spazieren. Seine Mutter wog 150 kg. Die war dann nicht „dick“.
    Ich bin mittlerweile stark geworden, nachdem ich gemerkt habe, dass er ein kleines „Würstchen“ ist. Er fürchtet jetzt die Trennung und tut alles, um mich zu halten. Er macht mir nichts mehr aus, weder poslitiv noch negativ.
    Versuche du einfach durch eine Therapie stark zu werden und denke daran, dass er klein ist. Wäre er groß, würde er sich nicht so verhalten.
    Kopf hoch!

  • Günter schrieb am 23. Juni 2014

    Liebe Leser/-innen,

    es ist bezeichnend, dass dieser Artikel sich an Frauen richtet – und der Kommentar von Tim vom April 2013 unkommentiert bleibt.
    Insbesondere psychische Gewalt in Form von Ausgrenzung zu Bezugspersonen, Intrigen und Zerstörung von Beziehungen zu Dritten ist eine Gewaltform, die traditionell und aufgrund geschlechtsspezifischer Sozialisation durch Frauen ausgeübt wird – weil Frauen darin stark sind. Männer tendieren eher zu physischer Gewalt.

    Die Verunsicherung von Jungen durch Abwertung des männlichen Geschlechts durch öffentliche Medien, Gerichte, Schulen und Behörden führt zu einer 2-Klassengesellschaft, durch das Geschlecht werden Opfer- und Täterrollen definiert. Frauen lernen, ihre Probleme und Befindlichkeiten zu zelebrieren und sich durch Gespräche Unterstützung und Zuspruch zu schaffen. Männer werden bei Scheidungen von ihrer Familie ausgegrenzt. Sie haben ab dem Alter von 40 eine signifikant höherer Suizidrate, dürfen aber nicht klagen, sondern haben sich gefälligst als Täter zu betrachten. Tausende von weiblichen Gleichstellungsbauftragten habe ihre berufliche Position in Deutschland in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen.

    Im Grund findet hier ein Hütchenspiel statt, das politisch inszeniert wird. Männer machen Politik, Frauen Frauenpolitik. Die evangelische Kirche sollte etwas wissenschaftlicher vorgehen. Danke.

    Munter bleiben.

  • Nora schrieb am 24. Juni 2014

    Ja, Günter, ich kann nachvollziehen, was du meinst und zwar obwohl ich selbst massiv und seit vielen Jahren von (m)einem Mann psychisch und verbal drangsaliert werde. Frauen taktieren gern „hintenherum“ und zwar -so mein Verdacht – weil sie es nicht anders gelernt haben. Weil sie es oft so von ihren Müttern übernommen haben. Meine Mutter nannte das „diplomatisch“ sein, was nicht immer liebevoll gemeint war, wir Schwestern „stichelten“ uns gegenseitig aus dem Weg und von Freundinnen habe ich oft erst Jahre später erfahren, was sie tatsächlich von mir hielten. Ich hoffe, du hast das mitbedacht. Möglicherweise ist aber die verbale Gewalt von Männern in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, weil die physische Gewalt gesellschaftlich wesentlich stärker sanktioniert wird. Interessant wäre dann, wie schnell die Männer auf die verbale Schiene umgestiegen und damit besonders bei gebildeten Frauen sehr erfolgreich sind.

  • Sammy schrieb am 2. Juli 2014

    Schön, Euch gefunden zu haben.
    Ein herzliches Guten Tag miteinander.
    An einem Austausch, werde ich mich sehr gern beteiligen wollen.
    Wenn ich bei Euch willkommen bin ?
    Demnächst kürzer-versprochen !!!
    Ich habe verbale, sowie auch körperliche Gewalt erlebt, nach einer glücklichen, von Achtung, Respekt u. Wertigkeit getragenen Ehe.
    Dazu, aber ein anderes Mal.
    Schlimmer kann es wohl kaum noch kommen.
    Ich möchte mich gern zum Thema Frauen u. Gewalt einmal äußern.
    Doch, das ist fair, den Herren unter uns, das wollen wir doch bitte sein.
    Ich befand mich voriges Jahr in einer Gruppe, Frauen helfen Frauen,
    nach meiner 3 monatigen Zugehörigkeit, wurde diese aus Kostengründen gestrichen.
    Dort lernte ich(65J,verw. seit 97, eine Frau(73J) kennen, die bereits 2,5 J diese Gruppe besuchte, ebenfalls verw. seit ca. 3J.
    Die ständig weinte, über den Sohn ganz furchtbar klagte, zudem ihr Mann habe sie nicht gut versorgt, was nicht stimmt, 2.500,- € Einkommen im Monat, na ? Ich nahm mich ihrer an, konnte/ wollte ? damit meine schlimme Geschichte „zudecken“????
    5 Monate nahm sie mich Tag u. Nacht in Beschlag, immer war irgend etwas, ich hatte nirgend Ruhe vor ihr.
    Flüchtete in eine Pflegestelle,24h weg nur weg, ich halte es nicht mehr aus.
    Selbst dort hatte ich keine Ruhe.
    Ganz schnell stellte ich fest, das sie ganz massiv verbale Gewalt ausübte, für meine Begriffe, seht Ihr das anders ?
    die sich irgendwann auch auf mich richtete.
    Du bist ein dämlicher Teenager, anderen meine Meinung aufzwingen,
    ein bockiges Kind uuu, meine erlebte Gewalt sei keine Gewalt,
    1X forderte ich eine Entschuldigung, sie blieb aus, stattdessen, 2 Tg später guten Morgen meine Liebe,SMS
    es wechselte ständig,
    Die Entschuldigung ?“ Habe nicht gedacht, das sie Dir noch wichtig ist“.
    Du bist, Du bist, hörte ich ständig, ich zucke zusammen, das habe ich bis vor kurzem auch gehört, dann, zuletzt die Aussage, ich stelle mich wie eine beleidigte Leberwurst an, ich sei doch keine Diva.
    Am kommende Tag, was ist denn bloß los ?
    Ob mir die Freundschaft nichts wert sei?
    Und dann, ob ich die schönen, warmen harmonischen Std. vergessen habe, ich vermisse Dich.
    Ich nahm Rücksprache, das sei doch so in Ordnung, einerseits mich wach rütteln zu wollen, mit dem Du bist—-
    alles sei in Ordnung, für mich nicht, verdammt noch mal.
    Ich bin von einem solchen Ekel erfüllt, solche SMS auch des nachts 1.15h.
    Ihr Mann habe, endlos—–
    Dem armen Kerl hat sie , ich kann nicht anders urteilen, das Leben zur Hölle gemacht, er hatte Hodenkrebs, es lief nicht mehr, wie gehabt,
    jammern, klagen, anklagen.
    Sie ist inzwischen, 1.5 J in einer neuen Wohnung, ihr fehlt es an nichts,
    Alles hat seinen Platz gefunden.
    Das große Foto Ihres Mannes stand auf dem Fußboden, es war furchtbar, das mit anzusehen. warum denn das ?
    Es habe zuvor im Haus auch bereits auf dem Boden gestanden, habe ich jetzt von Anderen gehört.
    Ein wunderbar offenes Gesicht.
    Meine Beziehung war von Sadismus geprägt, von unendlich viel verbaler Gewalt, was war das jetzt ? Übertreibe ich ?
    Andere Besucher haben das doch auch gesehen, genau dem Sofa gegenüber——immer in Sichtweite.
    Mir ist heute noch immer spei-übel, bei diesen Gedanken daran.
    Ekelhaft, einen Toten, zu bestrafen, ich kann es nicht anders sehen.
    Wie Ihr? Bin ich jetzt zu empfindlich geworden ? Spinne ich jetzt ?
    Irgendwann sprach ich mit ihr darüber, sachte u behutsam.
    Das hatte zum Ziel, das sie es tatsächlich aufhängte.
    Eine Woche später, nachts um 1.30h eine SMS, ihr Mann habe Geburtstag, sie habe einen liebevollen Blick auf ihn werfen können,
    ein wenig—? habe das Gespräch wohl dazu beigetragen.
    Die Masken der Niedertracht habe ich auch gelesen, es sind viele Tränen geflossen.
    Mir geht es noch einmal wieder sehr schlecht, zumal ich erst seit April den Absprung aus meiner eigenen Katastrophe habe schaffen können.
    Nach 4 Jahren, er nannte das aus dem Loch holen, in dem er allerdings auch war, als ich ihn kennen lernte, ohne Übertreibung,
    Hallo Helfersyndrom——
    eine Partnerschaft war gar nicht angedacht, dazu Gewalt ohne Ende, wenn Du am Boden bist, dann steh auf u. gehe ?
    Dazu bist Du erst einmal nicht in der Lage, es sei denn jemand zieht Dich da heraus.
    Das ist so,
    am Ende , es ist nicht zu glauben, aber wahr, ich las ein Buch, habe mich mit dem Schriftsteller, dessen Werten , meinen, wohl so sehr identifiziert, am anderen Morgen wachte ich auf, irgend etwas sagte mir, bist Du Dir nicht mehr wert?
    Ja, bin ich, ich schrieb in dieses Buch, meinem Peiniger entronnen,
    fühle mich noch heute, wie eine Person, die im Frauenhaus sitzt, fragt, und nun ? wie weiter ?
    Einen anderen dafür eingefangen.
    Da heraus, da herein ?
    Liebe Männer, Ihr seid bei Leibe nicht allein die Täter, man sollte auch mal dahinter sehen.
    Es sind eine ganze Reihe, Menschen aus der Pflege unter Euch, ich geselle mich dazu.
    Ich kam 2008 aus einer Beziehung, die mit körperlicher Gewalt endete.
    Ich ging zu einem Therapeuten, verständlich ?
    Und bekam zur Antwort, Menschen aus sozialen Berufen, sind eben einzig u. allein dazu da, um die—-anderer Leute, von deren—-zu wischen.
    das war wörtlich so gesagt.
    Irgendwie kommen wir da heraus, irgendwie schaffen wir es ,
    Wir schaffen das !!!!!!!
    Danke, fürs zuhören/lesen
    Eure Sammy

  • Nora schrieb am 8. Juli 2014

    Hallo Sammy,
    ich habe vor ein paar Tagen Deinen Beitrag gelesen, war dann allerdings unterwegs und komme erst jetzt zu einer Antwort.
    Worauf ich eingehen möchte ist auf Folgendes und ich zitiere Dich:

    „Du bist, Du bist, hörte ich ständig, ich zucke zusammen, das habe ich bis vor kurzem auch gehört“.

    Hierin besteht für mich die Kränkung und, je nachdem wie der Satz weitergeführt wird (z.B. mit: ein Arschloch, zum Kotzen, die Pest, sau blöd, debil, unerträglich) verbale – GEWALT. Es ist nicht der Ausdruck eines in Rage gebrachten Menschen, der sich über etwas, was du gemacht hast, furchtbar geärgert hat, einmal Dampf ablassen muss und sich eines bestimmten Vokabulars bedient (über das man, wenn der „Streit“ vorbei ist, sogar lachen könnte), sondern die Beschreibung, wie man wahrgenommen wird und was man offensichtlich für den/die andere i s t . Es heißt nämlich nicht: du hast schon wieder Scheiße gebaut, wieso hast du nicht oder warum hast du etc., sondern, dass du so und nicht anders b i s t .

    Ich möchte Dir rückmelden, dass ich an dem „du bist…“ deiner Bekannten erkenne, dass sie aggressiv und destruktiv ist, so schwierig es auch für mich als Außenstehende ist, die Dramatik und/oder Dynamik in Eurem Konflikt richtig einzuschätzen.

    Liebe Grüße
    Nora

  • Ingrid schrieb am 9. Juli 2014

    Liebe Nora,
    ja, genau das ist es, …du bist ..etc. ist die eigentliche Kränkung.
    Ich habe stets gehört“…da wo du herkommst; kannst froh sein, bei uns zu sein und deshalb verhalte dich auch anständig!“ Ich sollte neu erzogen werden. „Was, du kannst singen? was du kannst stricken? was du kannst kochen? Da wo du herkommst, kann man so etwas nicht. Und halt mal deine Klappe, da wo du herkommst, kannst du dich mal zurücknehmen und rede erst, wenn du gefragt bist. Aber dich fragt ja keiner, weil dein Herkommen so primitiv ist“.
    Das waren alles Aussagen meiner Schwiegereltern und des Bruders meines Mannes.
    Wenn ich mich beschwerte, gab er ihnen Recht und lieferte mich ihnen aus.
    Gut, dass das alles vorbei ist. Aber die Erinnerung sitzt noch tief.
    Sammy hat stets ein Wechselbad der Gefühle erlebt, was eine Ausbeutung von Energie ist. Dabei sollte man von einem Partner getragen und nicht ausgebeutet werden.
    Ich hoffe, Symmy, dass das alles bei dir vorbei ist. Good luck!
    Ingrid

  • Tim schrieb am 23. Juli 2014

    Lieber Günter,
    vielen Dank für Ihren Beitrag. Er hat mir gezeigt, dass es zumindest einen Menschen an dieser Stelle gibt, dem etwas aufgefallen ist.
    Bedauerlicherweise muss ich anmerken, dass ich an die von Ihnen bemerkte Ignoranz der Leute im Forum mir gegenüber von klein auf gewöhnt wurde. In der Familie wurde mir in der Regel nicht zugehört, da ich als Jüngster offensichtlich nicht erwachsen genug war, oder weiß der Kuckuck warum. Vielleicht auch deshalb, weil das dann zu der mir zugedachten Rolle des friedfertigen Friedensstifters besser entsprochen hatte, oder einfach weil man es mit mir als Kleinstem am Leichtesten machen konnte.
    Ich bin wohl von Natur aus auch sehr gutmütig und litt als Kind sehr unter den Streitereien bei mir zu Hause. Am Belastendsten waren die Zornesausbrüche und Wutanfälle meiner Mutter, die sich oft gegen meinen Vater richteten. Da wollte ich immer nur eines: dass alles aufhört, Frieden und Ruhe einkehren und die ganze sinnlose Keiferei ein Ende hat.
    Ich denke, dass diese Erfahrung, die sich durch meine gesamte Kindheit (und eigentlich auch Jugend) zieht, der eigentlich Grund ist, warum ich heute in der Situation bin, in der ich bin. Ich bin es einfach so gewohnt, dass man mit mir so umgeht, und deshalb halte ich wohl auch die Situation mit meiner Partnerin weiter aus.
    Im Beruf habe ich schon ähnliche Dinge erlebt, und hier im Forum scheint es aus den von Ihnen, lieber Günter, analysierten Gründen sich ähnlich zu verhalten und passt so richtig in mein Leben.
    Dass das ganze keine Wahrnehmungsstörung meinerseits ist, wurde mir erst vor vier Tagen von einem ehemaligen Lehrer bestätigt, der, wenngleich in einem beruflichen Kontext, zu mir meinte, dass meine aktuelle Situation im Job wieder einmal damit zu tun habe, dass es praktisch sei einen anderen (also mich) „die andere Wange hinhalten zu lassen“, eben weil man davon ausgeht, dass ich mich in Alles füge um des lieben Friedens willen, und wahrscheinlich hat er da Recht.
    Frage mich nur manchmal, wie der Ausweg für mich tatsächlich ausschaut. Einen Selbstmord traue ich mir nicht zu, aber an manchen Tagen habe ich das Gefühl, ich wäre froh, wenn diese ganze Scheiße einfach vorbei wäre. Vermutlich will ich das nicht wirklich, aber ich würde gerne einfach in Ruhe und Frieden mein Leben so leben wie es mir gefällt solange noch Zeit dazu ist bzw. würde ich gerne in meinem Leben außerhalb meines Berufs auch ganz gerne vorkommen und nicht nur dazu da sein, die unstillbaren Bedürfnisse eines anderen Menschen zu befriedigen, der wohl erst dann Ruhe gibt, wenn sie mich komplett ausgehöhlt und geleert hat und von mir nichts mehr übrig ist. Sogar meinen Beruf soll ich wegen ihr teilweise aufs Spiel setzen (und ich bin weder Soldat noch in sonst einem gefährlichen Beruf tätig) indem ich (heimlich natürlich) gegen meinen Eid handle. Wie kommt man da raus?

  • Ingrid schrieb am 23. Juli 2014

    Hallo Tim,
    es gibt nur ein Entrinnen aus dieser Misere: Trennung! Ich weiß, die kriegt man auch nicht unbedingt hin, wenn man der „Friedensstifter“ ist.
    Aber du musst mit dir auch Frieden stiften. Nur so wirst du selbst stark genug, um dich von all den Menschen – vor allem von ihr – sich abzuwenden, die dir nur schaden. Denke daran, du hast nur das eine Leben und das ist zu kostbar, um es zu vergeuden, geschweige denn, es wegzuwerfen wegen anderer wertloser Menschen.
    Das habe ich mittlerweile alles gelernt und fühle mich unendlich frei.
    Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – so heißt es in der Bibel. Gemeint ist, dass du dich zuerst lieben sollst, um dich dann erst den anderen zuzuwenden.
    Mach eine Therapie – oder fahre einfach ans Meer und lasse dich vom Wind durchpusten. Tut auch sehr gut.
    Und dann – weg von ihr und zu dir selbst.
    Kopf hoch – du schaffst es!
    Ingrid

  • Tim schrieb am 11. August 2014

    Hallo Ingrid,
    vielen Dank für deine positive und aufmunternde Antwort – ich weiß das zu schätzen!
    Ich stimme dir auch vollkommen in deiner Interpretation des Doppelgebots der Liebe zu. Aber wie du selbst sagst, für den „Friedensstifter“ ist so eine Trennung äußerst schwer, selbst wenn ich erkannt habe, dass ich selbst zunächst einmal schauen muss, dass es mir gut geht. Vor allem fällt mir das nach so einer langen Zeit schwer, einen echten Schlussstrich zu ziehen, weil knapp 15 Jahre sind eben eine so verdammt lange gemeinsame Zeit. Zwei Dinge stehen mir dabei zusätzlich im Weg: Zum einen träume ich immer wieder davon, dass sie dann hier alleine dasteht und einfach nicht klar kommt mit „der bösen Welt“ hier und ohne mein Hilfe und Unterstützung aufgeschmissen ist. Wenn ich mir dann noch vorstelle, wie schlecht es dann ihr noch dazu irgendwann geht, wenn der Zug für Kinder endgültig abgefahren ist und sie doch so gerne Kinder hätte, dann wird mir übel und schwindelig. Ich weiß, dass klingt wieder einmal total paradox und schizo und ist es auch irgendwo. Zumal ich mir darüber im Klaren bin, dass das Thema Kinder auch so bald durch ist, wenn sich nichts verändert. Aber was soll ich machen? Ich kann ja schlecht den Rest meiner Persönlichkeit und Identität opfern, nur damit ich so zu ihr passe, dass endlich gemeinsame Kinder möglich sind! Zum anderen kommt erschwerend zu der ganzen Angelegenheit der Umstand hinzu, dass ich sie tatsächlich nicht verlassen kann, und zwar weil ich nicht gehen kann, denn unsere Wohnung gehört mir. Ich müsste sie sozusagen „rausschmeißen“, und genau das bring ich nicht übers Herz ohne dass es mir ganz bricht. Hätten wir eine gemeinsame Wohnung zur Miete, wäre die Sache womöglich einfacher. Ich müsste nur für mich eine neue Wohnnung suchen und könnte einfach gehen. Aber so? Ich habe es leider nie gelernt jemanden rauszuschmeißen. Unbekannte, klar, da wäre das kein Problem, weil die würden ja gar nicht erst in meine Bude hineinkommen. Aber noch so vielen Jahren jemanden auffordern die Sachen zu packen und zu gehen? Und das, wo ich nach wie vor dieses völlig irrationale und nicht nachvollziehbare Gefühl habe, ich könnte ja doch irgendetwas machen um die Beziehung zu retten?
    Ich denke, Ingrid, du weißt leider wovon ich rede und wie ich das alles meine. Eine Therapie habe ich auch schon hinter mir, aber leider hat die halt nur eines gebracht, nämlich dass ich gemerkt habe, dass es zumindest noch ein paar Stellen in mir gibt, die offensichtlich dennoch das eigentlich richtige Empfinden haben und dass nicht ich es bin, mit dem etwas nicht stimmt, sondern meine „Partnerin“

  • Ingrid schrieb am 13. August 2014

    Hallo Tim,
    das was du schreibst, ist mir sehr vertraut. Auch ich hatte tausend Gründe, mich nicht zu trennen. Da war der gemeinsame Sohn, das teure Haus, für das ich soviel gearbeitet hatte und ihm nicht allein überlassen wollte, die Angst, allein zu sein, das Leben nicht in den Griff zu bekommen, die Scham vor den Eltern, die Angst vor Armut. All diese „Gründe“ haben mich von einer Trennung abgehalten.
    Die Wahrheit war aber: ich war so total abhängig, wie ein Alkoholiker vom Stoff.
    Erst als mein alkoholkranker Bruder an Blutkrebs zu früh verstarb, bin ich wegen der Trauer in eine psychiatrische Klinik gegangen, in der festgestellt wurde, dass ich ebenfalls abhängig sei – von einem teuflischen Ehepartner. Hier hat man mir den ersten Schritt gezeigt.
    Es war ein langer Weg zu mir und zur Befreiung.
    Ich denke, dass auch du abhängig bist von deiner Partnerin und liebend gerne sie behalten würdest in Harmonie und gegenseitiger Liebe und Achtung.
    Leider wird dies nicht eintreffen, weil sie halt ist, wie sie ist. SIE müsste in eine Therapie. Denn DU bist in Ordnung. Sie wird sich nicht dazu entschließen. Denn solche Menschen erkennen sich nicht.
    Hoffentlich findest du bald einen tollen Therapeuten (davon gibt es auch nicht so viele), der dir den Weg zur Befreiung öffnet. Gehen musst du ihn allein. Und der ist steinig und mühsam und birgt immer wieder einen Rückfall.
    Ich denke, du bist noch jung genug, um einen neuen Weg einzuschlagen. Ich weiß, du schaffst das.
    Und noch ein Rat: Liebe sie weiter, denn du kannst ja nicht anders. Aber opfere dich nicht. Du hast auch eine Verantwortung dir selbst gegenüber.
    Alles Gute wünsche ich Dir und viel Kraft.
    Ingrid

  • Tim schrieb am 12. September 2014

    Hallo Ingrid,
    vielen Dank nochmal für deine passenden Worte.
    Ich weiß, dass du mit dem, was du sagst, Recht hast. Ich weiß auch, dass es meine Verantwortung mir selbst gegenüber ist, hier endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Intellektuell ist mir das irgendwie klar. Du hast auch Recht mit deinem Ratschlag therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber wie du selbst schon erlebt hast, es ist wohl ein großer Schritt von der Einsicht in die eigene Abhängigkeit hin zu einem Weg aus der Sucht.
    Was mich an mir selbst erschreckt, dass ich zusätzlich seit mittlerweile mehr als zwei Jahren Verhaltensweisen eines Alkoholikers an den Tag lege. Momentan bin ich wohl zwar noch nicht alkoholabhängig, weil ich zu bestimmten Zeiten es gezwungenermaßen auch ohne Alkohol aushalte. Aber dennoch fällt mir auf, dass ich ähnliche Dinge mache, wie mein Vater früher. Meine Partnerin ist eigentlich schon immer am rummeckern, wenn Alkohol getrunken wird. Das ist sozusagen eines ihrer Lieblingsthemen. Es wird genau kontrolliert, wer wann und wo wieviel trinkt. Erst im Urlaub beobachtete sie auf dem Schiff eine uns unbekannte Familie. Vater und Mutter hatten während des Abends gemeinsam zwei Flaschen Wein gelehrt. Was für ein Verbrechen. Wenn ich es wage, in ihrer Gegenwart mehr als ein Glas zu trinken, hängt schon der Haussegen schief. Eigentlich schon nach dem ersten Glas, weil ich stinke ja dann unerträglich nach diesem „Scheiß-Alkohol“. – Ich habe früher, bevor ich meine Partnerin kannte, eigentlich ein recht entspanntes Verhältnis zu dem Thema. Täglich getrunken habe ich nicht, manchmal sogar mehrere Wochen gar nicht, wenn’s mir nicht geschmeckt hat. Dafür aber bei manchen Gelegenheiten wie Feiern durchaus auch mal zwei oder drei Halbe Bier. An die Male in meinem Leben, wo ich betrunken war, kann ich mich jedenfalls noch gut erinnern, und mehr als 5-10 Mal war das nicht.
    Seit knapp zwei Jahren (mit Unterbrechungen) aber nun mache ich es wie mein Vater: Gegen Abend stürze ich heimlich schnell zwei Wodkamischgetränke hinunter, auch wenn das gar nicht so schmeckt, nur wegen der Wirkung um „runterzukommen“ und den Abend auszuhalten. Das merkt sie natürlich nicht, weil Wodka macht keine Fahne. Dann wird unter ihren spitzen Anmerkungen während des Abendessens noch schnell ein Bier gestürzt und später, wenn sie selbst dann vor mir im Bett ist, noch der eine oder andere Whisky. Dann bin ich genug betäubt, um selbst ins Bett zu gehen.
    Daher weiß ich auch, dass ich etwas ändern muss, weil ich sonst wirklich in ein paar Jahren auch noch körperlich krank werde, zumal die Dosis Alkohol irgendwann nicht mehr ausreichen wird und ich irgendwann mehr trinken werde, was ich eigentlich nicht möchte, nur um meine Situation erträglich zu gestalten. Das kann es eigentlich nicht sein.
    Es ist, wie du sagst, Inge, ich habe auch eine Verantwortung mir selbst gegenüber. Ich hoffe sehr, dass es mir bald gelingt, diese auch endlich wieder wahrzunehmen. An Tagen wie heute fällt das besonders schwer. Ich musste mir wieder einmal anhören, dass ich ausschaue wie ein Clown mit meiner Kleidung, und dass die anderen alle mir das nur nicht ins Gesicht sagen würden. Ich weiß aber, das stimmt nicht. Sie wiederholt nur das, was meine Mutter früher auch schon immer meinte. Ich kleide mich sehr bewusst und weiß, dass mich viele so cool finden, anderen es nicht gefällt. Aber ein Clown???
    Überdies musste ich mir anhören, wie unzuverlässig und unfähig ich sei, weil ich nicht bereit war, umgehend einen Kurzbesuch zum Kaffeetrinken bei Verwandten zu beenden, der sowieso nur noch ca. 20 Minuten dauern sollte, und schnell nach Hause zu hetzen um für sie eine Internetrecherche zu starten, zu der ich aber auch kaum Zeit gehabt hätte, weil ich nämlich nach genau diesen 20 Minuten zu einem Frisörtermin hätte weiterfahren müssen. Also schnell mal zu Tode hetzen, weil sie meint, dass die Internetrecherche lebenswichtig und unaufschiebbar ist, auch wenn die Zeit dafür eh kaum ausgereicht hätte: Nach Hause fahren, PC hochfahren, dann schnell, schnell schauen. Ja, ja, und wenn ich schlau gewesen wäre, hätte ich ja daran denken können, dass wir noch ein IPad haben, mit dem das dann schneller gegangen wäre.
    Wie gesagt, intellektuell verstehe ich vollkommen, dass das alles total bizarr und absurd ist. Ich hoffe, ich finde die Kraft, das endlich auch emotional soweit gebacken zu kriegen, dass ich etwas verändern kann.

  • Ingrid schrieb am 12. September 2014

    Hallo Tim,
    wenn du direkt mir mir schreiben möchtest, ruf die Homepage
    http://www.foerderverein-kiju-badsassendorf.de aufl Hier kannst du unter „Kontakt“ deine e-mail-adresse angeben. Ich werde dir direkt antworten.
    Ingrid

  • Norbert schrieb am 28. Dezember 2015

    Ich möchte mich hier als Mann zu Wort melden, der unter einer verbal aggressiven Partnerin leidet. Mir haben die Bücher von Patricia Evans die Augen geöffnet (auch die englischen), nachdem wir wirklich viel Zeit und Geld in Paartherapien investiert haben.
    Aufschlussreich war ein Paar-Workshop, an dem man von seiner Kindheit erzählen sollte: ich habe so viel geweint bei ihren traurigen Erzählungen – sie jedoch gar nicht. Sie sagte zum Paartherapeuten: „Warum weint der denn jetzt ?“ – Er: „Er weint die Tränen, die Du noch nicht weinen kannst“ … Das war wohl der erste Hinweis auf eine Traumatisierung.
    Dann ging es weiter – mehrere Trennungsversuche meinerseits in einem Jahr. Sie wollte mich immer wieder zurück (und finde sie ja noch immer unwiderstehlich) und wir probierten es noch einmal. Schließlich (sie ist in einem Sozialberuf tätig), willigte sie ein, eine Traumatherapie zu beginnen – ich rechne ihr das hoch an.
    Trotzdem: nach den ersten Sitzungen merke ich keine Veränderung. Wenn wir streiten verletzt mich am meisten ihre Unterstellungen, dass ich in Wirklichkeit feindselige Motive habe.
    Über mich selbst – als „ideales Opfer“ – habe ich viel durch das Lesen der Bücher von Alice Miller („Das Drama des begabten Kindes“) und durch „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann gelernt: das typische Opfer ist dort der „depressive Typus“ – während der verbale Täter höchstwahrscheinlich der „schizoide Typus“ ist – lesenswert!
    Ich weiß wirklich nicht mehr, wie weiter. Ich möchte ihr eine Trennung auf Zeit vorschlagen, bis ihre Therapie abgeschlossen ist. Vielleicht schreib ich danach nochmals.

    Liebe Grüße Norbert
    ( http://verbale-gewalt.blogspot.com )

  • micha schrieb am 18. März 2016

    Ich bin ebenfalls nicht ohne Grund auf diese Seite gestoßen – eine existenzielle  Suche nach Lösungen.Beim Lesen Eurer Schilderungen bin ich fast noch mehr verunsichert.
    Ich finde  mich sowohl in den Beschreibungen der gewaltbetroffenen Frauen wieder – als auch meinen Mann in der Haltung Tims.
    So formuliert , würde ich als Frau Tim sofort bedauern, verstehen und in Schutz nehmen- wie ich auch meinen Mann, bei seinen ähnlichen  Schilderungen über seine begabte „unnütze“ erste Frau , in den Schutz genommen habe und nun aber 1:1 das selbe zu sagen und fühlen scheine, wie sie tat. Dem tüchtigen zahlenden  Mann also  unrecht tun. Als ob Geld und Putzen eine Frau glücklich machte.
    Da Tim recht pauschal schildert und nicht verdeutlicht , was seinerseits zu der Haltung seiner Partnerin geführt hat – aber von Frauenseite die Schilderungen ebenso einseitig sind,(geht ja auf diesem Weg auch schlecht konkreter )  geht es mir mit Beidem mulmig. 
    Ich kann den Mann, dem ich mein Ja- Wort gegeben habe, schwer öffentlich anklagen – obwohl er alle beschriebenen Register zu ziehen scheint , die auf das Bild eines handfesten  Psychopathen passen ( und in mehreren Tests sich selbst als solchen – wohl für uns  beide unerwartet und entsetztend  –  als solchen diagnostiziert hat – und mich zu 100 % nicht! ). Immer suche ich , was ich noch tun könnte. Mein Problem ist, dass ich auch körperlich krank geworden bin und ziemlich ausgeliefert.
    Das macht die Situation brisant. Was würde ich in einer solchen Situation besser überleben? Attacken und unterlassene Hilfeleistung oder Trennung und ebensoviel  Abhängigkeiten und Ausgeliefertsein , dann von  vielen gutmeinenden Menschen, die aber gar nicht einschätzen können,  was wirkliche effektive Hilfe wäre.
     Mein Mann  “ funktioniert “ perfekt  öffentlichkeitswirksam und ist gern das  cartative Opfer einer kranken Frau – die um milde Gaben bettelt.
     „Ich habe deine Bitte erhört – so sprich „( O Ton). Ich habe Angst, dass alles noch schlimmer wird, wenn ich Hilfe hole. In der Regel erhält er dadurch, was möchte
    Die Erfahrung zeigte es schon wiederholt.
    Zudem ist es für mich schwer, jemand anzuklagen, der so ist, weil er eigentlich ohnmächtig der eignen Biografie gegenübersteht und dir Welt in mich hineinpersonifiziert. 
    Einfach, weil ich selbst auch nicht für mich wollte , dass wenig eigentlich Hilfe bräuchte und bedingungsloses Verständnis – dass jemand mit mir so tut.
    Bei uns ist es aber so, dass mein Mann mir verbietet,  auch nur ein Wort der Reflexion ins Feld zu führen.
    Mit dem ganzen Register: Verdrehen negieren schreien fortlaufen erpressen beschimpfen lügen verwirren und dann pflegen putzen kochen waschen – was er gar nicht müsste ,würde bei uns sie Aufgabenteilung der Verantwortung und Konfliktlösung gleichgewichtet sein.
    Ich koche putze wasche zu
    nämlich gern , das erdet  mich,   aber ich kann einfach nicht
    a l l e s. 
    Also das gesamte Spektrum, samt den existenzieller Folgen  psychischer wirtschaftlicher  Natur für mich.
    Das Blöde ist – aufgrund der vielen liebevollen Schwüre , habe ich hart ein Lebenskonzept aufgebaut , das nur zu zweit gelingt.
    Und da ich familienlos, ist   es mein Leben – von dessen Organisation und Struktur er aber  zweifellos profitiert und sie genießt – solang ich sie alleine biete, stehe ich sehr schlecht da.  Trotz meiner  „Superkonzeption“ reicht gelingt es mir nicht , wirtschaftlich auf gleiche Höhe ihm  zu kommen – und das Ganze  scheint – je mehr es zu gelingen scheint,(selbst heimlich nicht )umso mehr Angst zu machen und  boykottiert zu werden.
    Da keine Vereinbarung gilt („was geht mich mein Wort von gestern an, wenn du …“), war  leider  ich die Erste ,die  nach einigen Jahren erschöpft davon,  verzweifelt ohnmächtig  brüllend ,  leere Flachen zu Boden  schmiss und (meine eigenen) Sachen zerdebberte und ihn schlussendlich , (nach einer Operation in Frührente,   einen Umzug organisierte und sitzend oder kriechend mit durchführte ) und um ihm zu zeigen, dass es mich  als wollender -und vor allem fühlender- Mensch auch gibt und ich etwas gesagt habe -ihn auch ohrfeigte und an den Haaren riss.
    Das hat sein  Kindheitstrauma verstärkt und bestätigt – und ab da war die Opfer- Täter -Rollenverteilung erst recht klar.
    Da ich extrem entsetzt über er mich war – und das Gefühl hatte – daran  zerbrechen zu müssen, den Menschen den ich lieben wollte , so  behandeln zu können, habe ich mehr und mehr zurückgehalten. Ein heftiger Stau. Auch körperlich.
    Ab da schien es aber, als fordere er eben das heraus und je mehr  ich mich bis zur körperlichen Ohnmacht hin beherrsche – desto mehr scheint es ihn zu reizen , just das zu provozieren.
    Ja, die Aussagen sind tatsächlich : wenn du mich liebst stirbst du für mich… – die Jahre darauf verliefen von seiner Seite aus in fast täglicher Provokation und je mehr ich die Worte verwendete, die er vorschrieb  ( weil er so empfindlich sei) je mehr ich verdiente , je weniger ich irgend etwas von meinen Empfindungen oder auch gesundheitlichen Befinden sagte , desto rücksichtsloser und anspruchsvoller wurde er. “ ich muss mich nicht ändern, nicht reden nicht zuhören.
    Ich hab keine Probleme, aber  du hast… du bist. …
    Also Tim- ich will deinen Druck nicht schmälern – aber es ist ja schon schwierig, vor Beratern den Gesamtkomplex zu entwirren und zu klären – wieviel mehr in einem Forum.
    Mein Mann feixt deshalb  oft : wer hat denn sie Zeit und das Interesse das zu durchschauen?Mir glaubt jeder, dir Keiner. …
    D a s aber glaube ich ihm sofort. Denn ich bin trotz der Erfahrungen ja immer selbst  noch geneigt,  ihm zu glauben (er ist auch durch ein charmantes hilfsbereites Wesen und eine starke Familienlobby vor  der er sich aber auch ebenso  fürchtet , geschützt ). Letzendes verliere ich aber  auch bei einer Trennung alles und er ginge – wie auch aus erster Ehe ( von der EX ist er rehabilitiert, weil er dort Jahre später  “ seine Fehler und Schuld  zugegeben hat ) , mit mehr heraus, als er gekommen ist.
    Mein einziger Gedanke ist, mein sakrales Versprechen zu Entwicklung des andern statt Verurteilung ernst zu nehmen-  .ja, er sagte  bis vor einigen Jahren ehrlich, dass er wisse, wie es wirklich sei,  aber wenn ee es ansehen müsste , dann würde er sich umbringen oder stürbe. Dann solle ich  lieber selbst sterben- wenigstens in Form von Aufgabe meiner hart und ehrlich erarbeiteten Existenz.
    Heute negiert er alle Ansagen- obwohl er sie ständig bei so formuliert  und auch  fast alle einst selbst- gewussten Tatsachen von seiner Seite aus. Es ist zum Wahnsinnig- werden .
    Ich weiß auch selbst nicht , ob ich an seiner Stelle  noch den Mut aufbringen würde,  da hinzusehen.
    Aber er ist auch nicht bereit, eine Trennung so kreativ zu gestalten,  dass ich in meiner Existenz abgesichert bin .
    Wer sagte hier im Forum,  von 2500, mtl. ? Das wäre ein  klasse Grundeinkommen. Soviel bräuchte es gar  nicht. (Aber es gäbe bei uns  tatsächlich Möglichkeiten – es anders den jeweiligen Notwendigkeiten entsprechend abzusichern) .
    Ich fände aber eine echte  Lösung darin- und das stresst ihn am meisten – in einer biografischen gemeinsamen Betrachtung in gegenseitiger Betroffenheit – die Gefühle des andern in sich selbst zu erleben;  um  zu erkennen,  was falsch lief- und auszuhalten dass der andere einem etwas zu verzeihen hat – und das in Dankbarkeit zu verwandeln.
    Aber just das geht nicht. „Wir reden entweder zu dritt, dass dir endlich der Kopf zurecht gerückt wird – oder zu zweit, wenn du sagst dass du an allem Schuld bist  und ansonsten nimmst du mich wie  ich bin. Und änderst dich oder ich gehe-  dann kannst du sehen wo du bleibst“ (nämlich vor lauter Existenzkampf isoliert und erschöpft ohne  Möglichkeit etwas davon loswerden,  was wirklich war) .

     Manchmal denke ich auch, ich träume das alles nur. Auch bei uns würde vieles anders, lebte seine Familie nicht. Aber er hat viele  Kinder und Geschwister….( “ ist doch ein gutes Damoklesschwert. „) und das ist es allerdings. Auch wenn er die Familie,  kommt er in  Not, nicht bemüht , sondern mich.
     Da ich meinen alten langjährig betrauten  Freundeskreis tatsächlich so verloren habe – wie es in der  enpowerment -Seite beschrieben ist – halte ich ihn panisch von dem mühsam aufgebauten Neuen Netz fern. Was dort auch natürlich auch  befremdlich wirkt. Er kennt sie neuen Freunde  nicht – aber fürchtet sie nun potentiell so, wie ich wohl
     seine Familie und Kollegen  fürchten soll. Nur , ich belaste nicht ein junges Netz mit Problemen, denen schon das Alte nicht gewachsen war.
    Freunde sind halt Freunde und haben ihr eigenes System . Die Verantwortung dafür erschöpft die Kapazitäten in der Regel.
    Wäre ich noch 40 , sähe das wohl anders aus. Auch meine Kraft ist erschöpft. Und ich erlebe mich nur im Beruf (hart errungen weil ich nicht Rentnerin  sein wollte) noch  als mich selbst. Aber auch das dort aus gesundheitlichen Gründen zunehmend weniger.
    Fazit für sie Ideallösung:
    Betrachtung der Gesamtenwicklung durch beidseitig emotional  beherrschte Kommunikation,Interesse für sich selbst, wie den Andern,  um zu lernen und verzeihen um wertzuschätzen – sich selbst wie den Andern.
    Das ursprüngliche
    “ Ja , ich will „…
    Wenn aber Einer die  Zerstörung will, mit der Begründung:“
    Ich kann nicht und will nicht,  aber du musst“ weil das einfacher ist und
    der Verlust verlockend einseitig wäre, dann braucht es viel Wunderglaube, Hoffnung  und harte Arbeit mit auch selbst.
    Ich finde es eine Zwickmühle der Gefühle.
    Ja, ich könnte auch alle Kraft verwenden,  um mit den selben Mitteln zu kämpfen – auch aus Angst jetzt, statt aus Vertrauen. Dann wäre ich „endlich“ so wie er- und wirklich hart und “ schuldig“.
    Und hätte mich aber  selbst auch damit in Frage gestellt. Ich bezweifle sehr,  dass mir oder meinem Mann oder irgendwem damit wirklich geholfen wäre. Es scheint mir nur  wie ein Rollentausch.  Ich gehe mit existenziellen Einbußen daraus hervor und werde mir ebenso wesensfremd,  wie ich zu werden fürchte ,wenn ich das auch nur  noch kurze Zeit mit ihm ertrage .
    Und er behält Alles, samt seinem gespielten Bild und der Machtsucht.
    Vor Jahren begann ich nach einer Std- langen „Sanktion“ erschöpft flüsternd den Satz:
    “ Wenn du gewinnst …“
    Zu meiner Überraschung vervollständigte er ihn :“ dann verlieren wir beide – ich weiss…“
    Aber der ewige Machtkampf und Streit scheint eine leere Stelle bei ihm zu füllen- oder etwas bei sich umgehen zu können,  was er evtl . fürchtet. Ich frage mich sogar , ob dir Tatsache,  eine Frau zum Stöhnen und Wimpern gebracht zu haben , nicht eine Art fehlgeleiteten Stolz erzeugt und teil des „Spasses“ ist.
    Wie dem auch sei. Macht gehört nicht und ein Miteinander auf Augenhöhe – und wer oben ist, empfindet es wohl immer als Sturz und sich als Verlierer , wenn er auf auf Augenhöhe steigen soll. Und trotzdem scheint es dort oben auch  ziemlich einsam zu sein. 
    Wunder und Beten…mehr fällt mir nicht ein – und gerade das wird sehr sehr schwer ….
    Plötzlich wird Gott sehr wichtig ….
    Bitte entschuldigt die vielen Tipp -und Formulierungspatzer .
    Ich habe leider keine Ahnung, ob so ein Schriftmarathon dem Rahmen eines Forums überhaupt zumutbar ist..
    Es ist das erste Mal….
     Ich bin sehr erschöpft nach x-  durchwachten Nächten. Tränen gibt es nicht – ich habe längst gelernt (leider) sie in relativ  nüchternen Worten zu weinen. Auch vor ihm .
    Und im Moment fühle ich nur , dass es an dieser Stelle gut tat sie zu weinen  – auch wenn ich diese langen Zeilen mit ziemlicher Selbstüberwindung nun  ins Netz stelle. Es macht Angst. Nicht vor ihm. Irgendwie verletzt es immer auch einen Selbst, vom Andern so sprechen zu müssen, selbst in heftigster Not. Es ist sehr verzweifelnd,  dass einem Nichts besseres einfällt, um nicht zu ersticken.

    Liebe Grüsse an alle Mitbetroffenen…

    Micha
     

     

     

  • Ingrid schrieb am 19. März 2016

    Hallo Micha,
    ja so ist es, Es macht Angst und verletzt immer auch einen Selbst, vom Anderen so sprechen zu müssen, Doch die Not zwingt einen manchmal dazu. Wie schön wäre es, wenn die Beziehung nicht vergiftet wäre. Aber wenn doch, hilft nur noch „Trennung“. Ich habe es selbst Jahrzehnte lang durchgehalten. Bin jetzt innerlich frei, obwohl ich immer noch mit ihm lebe. Aber er ist ein zahnloser Tiger geworden. Ich lebe jetzt mein Leben, bin ehrenamtlich tätig und bekomme viel Anerkennung und Lob. Was brauche ich das Lob von ihm? Kann er sowieso nicht von sich geben.
    Wenn ich mich von ihm trenne, bin ich finanziell arm dran. So habe ich mich arrangiert. Wünsche dir viel Mut zum eigenen Leben.
    Ingrid

  • Juliette schrieb am 7. April 2016

    ..auch ich(38) erlebe täglich eine seelische Gewalt. Mein Freund(38) hat mich so oft für „verrückt“ erklärt. Zuerst hat er mich mit Liebesentzug und Ignoranz bestarft.. manchmal bis zu 1ner Woche. Wenn er werktags früh ins Bett geht (20.30Uhr) musste ich den Fernseher ausstellen. Ein Film konnte ich nie bis zum Ende schauen. Zuhause aber auch bei Freunde hat er mir das Reden verboten, hat mich stark gedemütigt und über mich schlecht gesprochen. Er macht mich auch für alles mögliche Verantwortlich gemacht. Ich muss immer für Zwei denken und wenn ich dann einmal was vergessen habe War die Hölle los. An Vereinbarungen hat sich mein Partner absolut nicht gehalten. Die Eifersucht war extrem, jeder Freund aber auch manche Freundinnen wollten was von mir. Viele Freunde blieben daraufhin fern, wer war Schuld, ICH. Ein Mittagsschlaf War auch nicht möglich, da dann mit Absicht die Türen auf und zu geschlagen wurden. Wenn mein Freund vom arbeiten nach Hause kommt, pumpt mein Herz wie wild.. im Sommer renne ich ganz wild durchs Haus und gucke ob auch wirklich alle Fenster geschlossen sind, denn wenn auch nur eine Mücke in irgendeinem Zimmer fliegt ist lauter Terror. Er liegt seit ungefähr 2 Wochen im Krankenhaus. Obwohl er nicht Zuhause ist macht er TERROR. Ich habe mich dann weil ich völlig am Ende war einer Arbeitskollegen (die eh schon immer was ahnte) anvertraut. Bis zu dem Zeitpunkt war mir absolut nicht bewusst was mit mir geschah. Das Reden war für mich wie eine BEFREIUNG. Mein Freund hat mich extrem kaputt gespielt.. so sehr das ich mir professionelle Hilfe suchen muss. Am Freitag schaue ich mir eine Wohnung an und bei gefallen werde ich so schnell wie möglich verschwinden. Ich liebe meinen Freund abgöttisch und kann mir ein Leben ohne ihn bis jetzt fast gar nicht vorstellen.

    Ich bin nach 9 langen Jahren mal wieder auf ein Osterfeuer gewesen…. ich habe so lange keine lachenden, gut gelaunten und tanzenden Menschen gesehen…….ich habe vergessen wie schön das Leben eigentlich ist. Manchmal kann man in einer Beziehung einsamer sein………..

  • Ingrid schrieb am 14. April 2016

    Hallo Juliette,
    ein Mädchen mit einem so schönen Namen hat etwas anderes im Leben verdient, als stets misshandelt zu werden.
    Nimm die Wohnung und dann nur WEG!!!
    Du denkst, du liebst ihn, nein, du liebst ihn nicht, ER hat dich abhängig gemacht. Auch seine Art, dich in seiner Gewalt zu haben. Lauf, so schnell du kannst. Du rettest damit nur dein eigenes Leben. Was ER macht, soll dir wirklich egal sein. Und wenn ER dir nachrennt, bleib stehen und lass ihn über deine Beine stolpern, damit er auf die Fresse fliegt. Was anderes hat ER auch nicht verdient.
    (Ich habe IHN groß geschrieben, weil du ihn so groß machst. Er ist nicht groß, er ist winzig klein). Ich habe das alles hinter mir. Bin immer noch bei ihm – aus finanziellen Gründen – oder auch, weil ich immer noch abhängig bin? Jedenfalls tut er mir nichts mehr. Er hat begriffen, dass er der kleine Wicht ist und ich die GRÖßTE. Nur Mut, du schaffst es.

  • Tim schrieb am 12. September 2016

    Liebe Micha,
    ich habe lange überlegt, ob ich hier nochmal etwas posten soll. Da ich mich hier aber indirekt angegriffen gefühlt habe, tue ich es doch.
    Ich kann dein Leid in deiner Beziehung durchaus nachvollziehen und nachempfinden, widerspreche aber ganz klar deiner Idee, ich wäre wie dein Mann. Wenn du hier von meiner „Haltung“ sprichst, muss ich sagen, es geht nicht um meine Haltung, sondern um Tatsachen, die ich erlebt habe und weiterhin erlebe. Ich mache meiner Frau keine Vorwürfe, dass sie unfähig sei, oder nichts könne, oder Ähnliches. Es geht vielmehr u.a. um die Tatsache, dass sie mich auf vielfältige Art und Weise manipuliert und v.a. missbraucht. Sie ist nicht die arme Frau, die jahrelang ihrem Mann den Haushalt gemacht und die Kinder versorgt hat, während der ein Säufer war und sie geschlagen und betrogen hat. Ich will mich nicht wiederholen und verweise auf meinen allerersten Eintrag vom 1. April 2013. Ich beschreibe hier Tatsachen. Es geht nicht darum, dass ich mit ihrer Art der Haushaltsführung unzufrieden wäre, sondern darum, dass ich das über viele Jahre alles völlig alleine gemacht habe, und zwar nicht gefühlt, sondern tatsächlich. Tatsächlich habe ich noch viele weitere Arbeiten für sie übernommen (siehe oben).
    Es geht auch nicht darum, dass ich der gönnerhafte Großverdiener wäre, der klassisch männlich einfach seine Frau nicht wertschätzen kann, sondern darum, dass ich über viele Jahre hinweg trotz gutem Gehalt gegen ein permanent klammes Portemonnaie und überzogene Konten, auch mit Nebenjob, angekämpft habe. Dafür gibt es Gründe: u.a. z.B. gewaltige Telefonrechnungen zwischen 260.- und 360.- Euro monatlich (klar, wenn ich Radiologe wäre, wären das Peanuts, bin ich aber nicht!), die durch Auslandsgespräche ihrerseits zustande kamen (eindeutig, tatsächlich und nachweisbar).
    Nach wie vor muss ich mir leider die Frage stellen: wo ist ihr Beitrag zu unserem gemeinsamen Leben??? Ich weiß nur eines: ihr Konto ist überprall gefüllt, meine zwei Konten sind überzogen. Tatsache. (Aufgrund meines Wunsches nach Anonymität kann ich hier leider nicht meine Kontoauszüge zum Beweis posten).
    Sie verdient seit mittlerweile längerer Zeit ca. das Eineinhalbfache des deutschen Durchschnittseinkommens und trägt zu unserem gemeinsamen Leben 0,00.- Euro bei. Sie ist noch nicht einmal bereit, die Kosten für ihre Autoversicherung zu übernehmen. Tatsache, keine Haltung meinerseits. Auf dieses Thema hin angesprochen, war sie schockiert zu erfahren, dass ihre Autovollkaskoversicherung 90 Euro pro Monat verschlingt. Ihre einzige Antwort war: „Ja dann melde ich das Auto ab.“ Hat sie aber nicht getan, und ich bezahle fleißig weiter.
    Urlaub letztes Jahr: Meine Konten waren mal wieder z.T. überzogen, wegen Renovierungsarbeiten. Meine Forderung: „Du verdienst auch, bitte zahl unseren Urlaub mit.“ Ihre Antwort: „Ich hab doch schon die Ferienwohnung bezahlt, was willst du noch?“, grinste frech, und zahlte nix weiter. Tatsache. Ihre Investition waren 1000 Euro in die Ferienwohnung, ich bezahlte 3400 Euro für Auto, Fahrt dorthin, Essen, etc. und war mal wieder schön im Minus. So viel zum schnöden Mammon.
    Im Übrigen findet weiterhin der von mir beschriebene Psycho-Terror statt. Heute: sie wollte, dass ich mir eine Email durchlese und mit ihr diskutiere. Nicht so schlimm, normalerweise. Es war aber mal wieder bereits 23:30 Uhr, und daher hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Sie zeigte mir aber nicht gleich die betreffende Mail, sondern fing an zu springen und sich Querbeet durch alle möglichen Dateien und Bilder zu klicken, was mich nervte, weil das alles Dinge waren, die weit weg von dieser Mail waren. Ich wendete mich daraufhin dem Fernseher zu, bekam zu hören, ich solle mich gefälligst für das interessieren, was ihre Arbeit betrifft, und ich sei ein Arschloch, könne sie am Arsch lecken, sie würde alleine schlafen und sich eine Wohnung suchen und ausziehen, wenn ich nicht bereit wäre ihr zu helfen. Nun ja, man kann mir ja vieles vorwerfen, aber ich habe ihr nun wahrlich mehr als nur genug geholfen (siehe meine alten Einträge) – auch das sind alles Tatsachen und keine Haltung meinerseits. Ich bin hier am Rechner gesessen und habe geschwitzt für sie und für sie Sachen korrigiert und redigiert, stets mit der berechtigten Angst verbunden, am Ende statt Anerkennung, Wertschätzung und Dankbarkeit Schimpf (wörtlich!!!) und Schande zu erfahren. Hilfe ihrereseits für mich? Fehlanzeige. Da war nichts. Wenn ich Hilfe brauchte, wenn es mir schlecht ging, waren manche KollegInnen mehr für mich da als sie: mir ging es einmal körperlich wirklich schlecht (nicht gefühlt, sondern nachgewiesenermaßen) und litt unter erheblichen Schmerzen. Ihr Interesse während dieser Zeit galt aber zuallererst ihren beruflichen Plänen, was ich noch ok gefunden hätte, war aber stets verbunden mit Vorwürfen an mich, ich würde mich nicht genug anstrengen um für sie einen Job zu finden. Die von mir für sie verfassten Bewerbungen seien eh Scheiße, und überhaupt sei all das nicht genug. Das ist überhaupt das Problem – egal, was ich tue, es ist nie genug und wird auch nie genug sein.
    Dankbarkeit ihrerseits gibt es immer nur dann, wenn sie mal wieder glaubt, sie habe irgendeine todbringende Krankheit. Dann heißt es immer pauschal, ich solle ihr doch bitte alles vergeben. Was das aber konkret sei, kommt nie zur Sprache. Schon gleich gar nicht, wenn die Todesangst wieder überwunden ist. Dann herrschen wieder Arroganz, Hochmut und gnadenlose Selbstbezogenheit.

  • Tim schrieb am 12. September 2016

    Kleiner Nachtrag:
    @Ingrid
    Vielen Dank für dein persönliches Gesprächsangebot damals. Ich konnte es leider nicht annehmen, da ich zum einen meine Anonymität nicht aufgeben wollte und zum anderen dir nicht persönlich ‚zu nahe treten‘ wollte. Du bist offensichtlich ein sehr hilfsbereiter, lieber Mensch, und das wollte und will ich nicht ausnutzen. Mir ist bewusst, dass es genau deshalb auch Dinge wie Telefonseelsorge oder auch Psychotherapie gibt, damit eben nicht Helfer (wie du, und wie ich es wohl auch bin), immer wieder in einen Strudel hinabgezogen werden. Hier auf dieser Seite halte ich das aufgrund der Anonymität für eher unproblematisch.
    Trotzdem nochmals danke!

  • Katja Iljkic schrieb am 7. Februar 2017

    Tja, wenn ich das hier so lese…..
    denke ich „Willkommen im Club“!
    Mein Mann und ich kennen uns seit fast 20 Jahren. Vor 17 Jahren sind wir dann zusammen in ein Reihenhaus gezogen. 2002 kam dann unsere Tochter und wir heirateten. Er war schon einmal verheiratet, wenn auch nur kurz und hat einen Sohn, der nun mittlerweile 26 ist. Unsere Tochter wird 15. Zunächst war alles ganz gut. Nach der Hochzeit, wurde es aber immer mehr anders. Ich arbeitete nach der Geburt unserer Tochter nicht. Er ist selbständig, verdient ganz gut und meinte, ich solle zu Hause bleiben. Ich erledigte immer seinen Bürokram und kümmerte mich um Papiere, Aufträge, Verträge etc. Das konnte er nie. Er ging auf die Baustelle und machte die Arbeit. Doch immer wertete er mich herab. Meinte, was ich denn schon leisten würde. Ich würde schön zu Hause sitzen und sein Geld ausgeben. Von ihm leben, sein Auto fahren und in seinem Haus leben. Naja, es waren aber immer Höhe und Tiefen in seiner Selbständigkeit, die ich regelte und alles am laufen hielt. Aber das war immer nix und selbstverständlich. Nach der Geburt war ich zu fett, zu nichts nütze und ein schmarotzer. Freunde und soziale Kontakte sollte ich nicht haben. Freunde würden sich nur freuen, wenn es einem schlecht ging. Befreundete Mütter waren ihm ein Dorn im Auge und etwas unternehmen wollte er nicht, außer zu seinen Eltern gehen. DA hing dann die ganzen Jahre das Hochzeitsfoto der ersten Frau, weil die ihm einen Sohn geboren hatte. Na toll. Jahrelang Lieblosigkeit und Ignoranz. Nix zum Geburtstag, nix zu WEihnachten……….. zu sowas wie Hochzeitstag oder Valentinstag……….. unnütz. Aber Sex, den wollte er, weil er immer sagte „wozu habe ich eine Frau, da kostet es ja nix“. Gleichzeitig aber immer meine Figur verspottet. Vor zwei Jahren ging ich dann los, berappelte mich und suchte mir einen Job. Zunächst 15 Stunden, dann eine halbe Stelle im öffentlichen Dienst (ich bin ganz stolz, die bekommen zu haben) und nun momentan 75%. Ich kaufte mir ein eigenes Auto. Und immer machte er weiter. Kein Gruß, wenn er heim kam, nix. Immer nur Gemecker, Sachen wie „Du schaffst das eh nicht alleine! Du kannst ohne mich nicht! Nimm Deine Tochter und geh (hat sie auch gehört, täglich, was ihr Papa da sagt) Such dir ne Wohnung, wir müssen uns trennen. Letztes Weihnachten war schrecklich. So da habe ich beschlossen zu gehen, mir eine Wohnung gesucht. Ziehe momentan um. Nun heult er! Er heult richtig. Er kann nicht alleine sagt er. Ohne mich wäre er ein nichts. Ich könne nicht gehen. Er würde mich lieben.

    Ich habe damit abgeschlossen. Ich kann nicht mehr. In mir ist alles tot. Nun bearbeitet er immer unsere Tochter mit Schuldgefühlen. Sie solle doch was machen. Interessiert sich auf einmal für ihr Hobby, für Ihre Tiere (die er immer schrecklich fand). Möchte mit ihr Filme gucken, sogar bei ihr schlafen. Sie kann mit der plötzlichen Zuneigung und Fürsorglichkeit nichts anfangen. Sie ist völlig durcheinander. Deshalb müssen wir schnell in die neue Wohnung umziehen.
    Er jammert wie ein Kind. Aber er hat mich so lange seelisch getreten und geschlagen, dass in mir alles tot ist. Alles. Nix mehr da!

  • Ingrid schrieb am 18. Februar 2017

    Hallo Katja,
    Chapeau, dass du den Absprung geschafft hast. Gehe deinen Weg weiter und schaue nicht zurück.
    Ja so sind se, diese kleinen fiesen Zwerge, die sich aufspielen müssen, um sich groß zu fühlen.
    Mir ist es genauso ergangen bis zu dem Zeitpunkt, als meine Mutter starb und ich in eine psychiatrische Behandlung kam. Erst hier hat man mich auf die Kleinheit meines Mannes aufmerksam gemacht, der sich stets (zusammen mit seinen „Nazi-Eltern“) größer gemacht hat als er ist.
    Ich lebe immer noch mit ihm zusammen, doch er hat sich um 360 Grad gedreht, nachdem ich ihm gezeigt habe, wer er ist und wer ICH bin. Zur Zeit bin ich schwer erkrankt. Er ist mir jetzt Stütze und Hilfe (na bitte, geht doch!) Und dennoch empfinde ich für ihm nicht mehr als für einen Bekannten. Mein Freund ist er immer noch nicht. Dazu fehlt ihm das Einfühlungsvermögen. Hat er einfach nicht. Glücklich bin ich immer noch nicht, aber ein bisschen erträglicher ist mein Leben geworden. Zum Weggehen fehlte mir einfach auch der Mut (und das Geld). Aber du hast alles richtig gemacht. Bleib dabei und lass ihn ruhig jammern. Der liebe Gott hat hierfür den gerechten Ausgleich geschaffen. Du bis jetzt auf der richtigen Seite. Toll. Alles Gute weiterhin.

    Ingrid

  • Petra schrieb am 13. März 2017

    Dieser Artikel hat für mich alles verändert. Nach 23 Jahren der Qual fand ich diesen Artikel (das ist jetzt 2,5 Jahre her) und erkannte zum ersten mal, was in meiner „Ehe“ überhaupt abgeht. Dass nicht ich es bin, die spinnt, die zum Psychologen muss (ich habe diverse Therapien hinter mich gebracht, natürlich immer ohne Erfolg), wie mir immer suggeriert wurde. Am Ende habe ich es nur noch ertragen, indem ich Psychopharmaka genommen habe. Günstigerweises hatte ich einen „netten“ Arzt, der mir diese Dinge immer wieder verschrieben hat. Festzustellen, dass ich misshandelt werde, war für mich ein unglaublicher Schock und ich habe danach tatsächlich noch 1.5 Jahre gebraucht, um die Trennung durchziehen zu können. Wir haben zwei gemeinsame Töchter und nicht zuletzt habe ich durch sie die Kraft gefunden, das ganze durchzuziehen.
    Und doch muss ich mir immer wieder selbst bestätigen, wie entsetzlich diese Zeit war und wie sehr ich beschädigt bin. Ich fange nun über Innenweltarbeit an, wieder zu mir zu finden und ein Selbstwertgefühl aufzubauen. Und wenn ich wieder anfange zu denken, dass ich es gar nicht wert bin, dass mir jemand hilft und dass alles gar nicht so schlimm war, lese ich diesen Artikel und erlaube mir, mir einzugestehen, dass ich therapiebedürftig bin und dass mir das auch zusteht. Es ist wirklich beängstigend, wie sehr das eigene Selbstwertgefühl über die Jahre zu Staub zertreten wird, so dass man sich noch nicht einmal mehr zugesteht, dass man es wert ist, geholfen zu bekommen.
    Aber jetzt, wo ich mit meinen Kindern allein lebe, geht es uns allen gut, auch die Kinder leben auf, sind fröhlich und haben mir ihrem Vater nicht viel am Hut. Der hat tatsächlich erst durch die Trennung kapiert, was er mir angetan hat und ist jetzt nett, zuvorkommend, höflich. Als hätte er es nicht lange vorher merken können. Da aber mein Hass und meine Wut auf ihn inzwischen in vollkommene Gleichgültigkeit übergegangen sind, kann ich ihn guten Gewissens aus meinem Leben heraushalten. Wie es aussieht, finde ich auch so langsam wieder den Mut, mich neu auf einen Partner einzulassen, diesmal auf einen richtigen.
    Danke für diesen Artikel!

  • Dési schrieb am 10. April 2017

    Hätte ich diesen Blog doch bereits vor Jahren gelesen, dann hätte ich gewusst, dass nicht ich verrückt bin, sondern gewissermaßen mein damaliger Mann. Das Schlimme ist, dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkt so abgestumpft war, dass ich nicht mehr wusste, was noch „normal“ ist. Meine Familie hat sich gegen mich gestellt weil er nach außen völlig anders wirkte. Kaum war die eigene Haustür zu, ging es los, auch wenn Besuch da war und wieder gegangen war, die Hölle brach aus für mich. Nach der Scheidung etc. komme ich endlich zur inneren Ausgeglichenheit und freue mich über jeden Menschen, den ich neu kennen lerne. Aber es braucht nur ein falscher Satz gesagt zu werden und ich werde noch immer unglaublich wütend. Das ist also noch nicht fertig bei mir. Dazu kommt auch das Bedauern, so viele Lebensjahre verschwendet zu haben, um die Familie zusammen zu halten – so ein Quatsch!
    Vielen Dank für den Artikel und auch die Menschen, die hier geschrieben haben.

  • Ingrid schrieb am 19. Juni 2017

    Hallo Dési,
    ja, das ist es, viele Jahre verschwendet. Das ist es, was ich heute bedaure. Ich bin immer noch bei ihm. Er ist allerdings „handzahm“ geworden. Doch Respekt und Achtung kann er immer noch nicht. Ich gehe einfach darüber weg, nicht ohne ihn darauf hingewiesen zu haben. War von Mitte Januar bis Ende Mai lebensbedrohlich erkrankt. In dieser Zeit hat er sich rührend gekümmert. War ganz großartig. Großartig? Nein, es war eigentlich selbstverständlich. Nur, von ihm hatte ich es nicht erwartet. Nun denn, heute denke ich, mach das Beste draus. Es wird nicht anders, er kann ja nicht anders. Hätte beizeiten gehen sollen.
    Wünsche euch allen eine wirklich glückliche Zeit und eine neue glückliche Partnerschaft. Wer weiß?

  • Ingrid schrieb am 19. Juni 2017

    Hallo Tim,
    danke für deinen „Kommentar“ auf der Homepage unseres Vereins. Ich bin da etwas irritiert. Ist die Frau von der du schreibst noch immer die „alte“? oder ist sie neu. Ich wusste nicht, dass sie Muslima ist.
    Für dich gibt es nur eine Hilfe :GEHEN!!! Auch du schaffst es. Wenn sie gehen will, lass sie gehen.
    Wünsche dir dazu viel Kraft. Und – gehe doch einfach mal in die Kirche, dort bekommt man eine Kraft gespendet, die man sonst nirgends bekommt.

    Alles Liebe
    Ingrid