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Aktuell

1. Juli 2009

„Keine Parallelgesellschaften in Deutschland“

„Parallelgesellschaften“ wie in den USA, wo ethnische Minderheiten in bestimmten Stadtvierteln bis zu vierzig Prozent der Bevölkerung stellen, gibt es in Deutschland nach Ansicht des Berliner Soziologen Hartmut Häußermann nicht. Selbst in Berlin-Kreuzberg hätten nur 25 Prozent eine türkische Herkunft. In Frankfurt gibt es zwar Viertel mit hohem „Ausländeranteil“, jedoch aus vielen Nationen und Kulturen, die untereinander sehr verschieden sind.

Bei einer Podiumsdiskussion in der Evangelischen Akademie Arnoldshain zur Frage „Behindern Migrantenviertel die Integration?“ ging es um Häußermanns These, dass ethnische Segregation Kontakte zu Einheimischen nicht verhindere. Von „Parallelgesellschaft“ könne man sprechen, wenn wichtige Strukturen sich doppeln: soziale Netzwerke, Medien, Sportvereine, politische Organisationen oder gar Rechtsinstitutionen. Dies sei in Deutschland nicht auszumachen. Zwar ziehen Migranten und Migrantinnen bei ihrer Ankunft zunächst in Viertel, wo Landsleute sie unterstützen. Kontakte würden dann aber meist auch mit Einheimischen geknüpft.

Einen „Skandal“ nannte es Pfarrerin Esther Gebhardt, die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbands, dass viele Jugendliche nicht die Chance hätten, eine Lehrstelle zu finden. Diese Perspektivlosigkeit sei es, die zu sozialen Problemen und Kriminalität führen könne. Das gelte auch für deutsche Jugendliche. Auch die Täter von Erfurt und Winnenden hätten keine Perspektive für ihr Leben gesehen. Gebhardt verwies auf den Lernbetrieb der evangelischen Kirche in Eschersheim, wo Jugendliche, die den Hauptschulabschluss nicht geschafft haben, nachqualifiziert werden. „Die Gesellschaft muss aber an dieser Stelle noch viel mehr Ideen und auch Geld investieren“, so Gebhardt.

Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg unterstrich, dass in Frankfurt 170 Nationen leben und zwei Drittel aller Neugeborenen einen Migrationshintergrund haben. Integration sei da nicht nur eine Aufgabe der Migranten, sondern der ganzen Gesellschaft.

p(autor). Stephanie von Selchow

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Juli 2009 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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