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Aktuell

1. Oktober 2009

Einsatz gegen die Armut gehört zum Kerngeschäft

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Spätestens seit der Ökonom Muhammad Yunnus im Jahr 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist die Idee der Mikrokredite in aller Munde. Eigentlich stammt sie aus dem Umkreis kirchlicher Dritte-Welt-Arbeit. Die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft „Oikocredit“ (siehe Bericht auf Seite 1) arbeitet seit Jahrzehnten nach diesem Prinzip: Lokale Initiativen in Asien, Afrika und Lateinamerika durch Kleinkredite in die Lage zu versetzen, sich selbst zu helfen.

In letzter Zeit ist es allerdings ruhig geworden um das christliche Engagement für die Ärmsten dieser Welt. In den siebziger Jahren gab es noch in fast allen Kirchengemeinden Gruppen, die sich für arme Länder engagierten, die regelmäßig Basare oder Spendenaktionen organisierten und lebendige Partnerschaften mit Menschen in Indien, in Ghana, in Guatemala und anderswo pflegten. Dahinter stand auch das Bewusstsein, dass wir in einem reichen Land leben und dass es uns, materiell gesehen, um Längen besser geht als den Menschen anderswo. Die „Dritte-Welt-Gruppen“, die damals zur selbstverständlichen Ausstattung fast aller Kirchengemeinden gehörten, setzten sich auch politisch mit der Verstrickung der westlichen Länder in eine Weltwirtschaft auseinander, die durch ungerechte Strukturen Armut und Not hervorbringt.

Natürlich gibt es auch heute noch den einen oder anderen Eine-Welt-Laden und das eine oder andere Spendenprojekt. Zum „Kerngeschäft“ scheint das aber nicht mehr zu zählen. Die Ehrenamtlichen brechen weg, Nachwuchs ist schwer zu finden. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir uns in Deutschland heute „ärmer“ fühlen. Soziale Sicherungssysteme werden abgebaut, und auch die Kirchengemeinden haben Geldsorgen. Sie müssen Gebäude abgeben und hauptamtliche Stellen einsparen. Da sammelt man lieber für den eigenen Kirchturm oder die neue Orgel.

Doch damit schwindet auch ein Stück Glaubwürdigkeit. Dass der Einsatz für die Armen dieser Welt ein elementarer Bestandteil des christlichen Engagements ist, darüber dürfte wohl kaum ein Zweifel bestehen. Sicher, vieles davon ist bei professionellen Organisationen wie zum Beispiel Oikocredit in guten Händen. Aber das kann das Engagement der einzelnen Christen und Christinnen und der Ortsgemeinden nicht ersetzen. Wer immer nur um sich selbst kreist, hat keine Strahlkraft. Das Interesse für arme Länder ist deshalb nicht nur eine moralische Pflicht. Es kommt auch dem kirchlichen Leben selbst zugute.

p(autor). Antje Schrupp

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Oktober 2009 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe .

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