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Aktuell

1. Oktober 2009

Kinder und Jugendliche trauern anders

Die Mutter ist gestorben. Eine Schwester, der Bruder oder der Vater. Die Beerdigung ist vorbei, die Familie wieder unter sich, das Leben soll weitergehen. Wenn da nur nicht diese Leere wäre. Das Kind zieht sich in sich zurück, wird vielleicht sogar krank. Die Eltern wissen nicht, wie sie darauf reagieren sollen und kämpfen mit ihrer eigenen Trauer.

Kinder trauern oft anders als Erwachsene: In einem Moment spielen sie vielleicht glücklich mit einem Ball, im nächsten Moment hocken sie tieftraurig auf dem Boden – sie springen in die Trauer hinein und wieder heraus. Anders als Erwachsene können Kinder ihre Trauer meist nicht mit Worten oder Tränen ausdrücken, sondern verarbeiten sie vielleicht in einem Spiel. Eltern sollten Trauer als etwas Natürliches und Notwendiges akzeptieren, das seine Zeit braucht. Sie sollten offen und angstfrei damit umgehen und ihre Kinder in dieser chaotischen Zeit ihres Lebens begleiten und stützen. In ihrem Buch „Ronja Räubertochter“ hat die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren auf den Punkt gebracht, wie wichtig gemeinsam trauern ist: „Sie saßen da und hatten es schwer. Aber sie hatten es gemeinsam schwer und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht.“

Es „gemeinsam schwer haben“ können Kinder seit Oktober auch in einer kostenlosen Gruppe bei „Lacrima“, dem neu gegründeten Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche der Johanniter Unfallhilfe Rhein-Main. In der Gruppe können Kinder zusammen malen, singen, spielen oder auch mal schreien, um so ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. „Für Jugendliche ist es noch wichtiger, dass sie mit Altersgenossen zusammentreffen, die Gleiches erlebt haben“, erklärt Oliver Pitsch, Regionalvorstand der Johanniter. „Sie tauschen sich intensiv untereinander aus, fühlen sich oft besser verstanden als von Erwachsenen.“ Deshalb soll bald auch eine Outdoor-Gruppe für Jugendliche entstehen, in der sie etwa auch boxen können, um Wut abzubauen.

Während der Gruppenarbeit für Kinder und Jugendliche finden gleichzeitig Gesprächstrauerkreise für Eltern statt. Die Gruppenarbeit dauert meist ein Jahr. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werden noch gesucht. Ebenso wie Betroffene können sich Interessierte direkt an die Johanniter Unfallhilfe wenden, Telefon: 069 366006600.

p(autor). Stephanie von Selchow

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Oktober 2009 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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