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Aktuell

Von – 1. Februar 2010

Kirchenplakate: VGF gibt nach

Nach dem Konflikt um das Weihnachtsplakat der evangelischen Kirche hat die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) ihre Richtlinien geändert: In Zukunft ist religiöse Werbung nicht mehr prinzipiell verboten, sondern es wird der Einzelfall geprüft.

Dürfen Religionsgemeinschaften Werbung in Bussen und Straßenbahnen machen? Mit einem strikten Nein hat die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) diese Frage bisher beantwortet – und im Advent einen Auftrag der evangelischen Kirche abgelehnt („Evangelisches Frankfurt“ berichtete). Daran entzündete sich eine Diskussion über die Frage, auf welche Weise Religionsgemeinschaften im öffentlichen Bereich präsent sind oder sein sollen.

Die Entscheidung der VGF hatte nämlich zur Folge, dass im Advent zwar überall kommerzielle Werbung mit allerlei Weihnachtsmotiven zu sehen war, die Kirchen aber daran gehindert wurden, auf den religiösen Ursprung des Festes hin­zuweisen – das abgelehnte Plakat hatte die Aufschrift „Es steckt mehr dahinter.“

Pfarrerin Esther Gebhardt, die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, kritisierte, dass hier „unter dem Deckmantel der Neutralität die Spuren der Religionen aus der Öffentlichkeit getilgt“ werden sollten. Dies sei „ein falscher, bequemer Weg“, der den Konflikten, die sich aus einer weltanschaulich vielfältigen Gesellschaft ergeben, aus dem Weg gehen wolle. Aber nicht nur die Kirchen, auch zahlreiche Politiker und Politikerinnen – darunter Oberbürgermeisterin Petra Roth – kritisierten die Entscheidung der VGF.

Am Ende musste Verkehrsdezernent Lutz Sikorski, der die harte Linie zunächst unterstützt hatte, einlenken: Die schwarz-grüne Koa­lition einigte sich nach kontroversen Debatten darauf, dass man in Zukunft von Fall zu Fall entscheiden will. Vorbild ist dabei die Stadt Berlin, die mit diesem Vorgehen schon seit Jahren gute Erfahrungen machte. So sei gewährleistet, dass öffentliche Werbeflächen nicht nur von kommerziellen Unternehmen, sondern im Sinne der Gleichbehandlung auch von weltanschaulichen Gruppierungen und Verbänden genutzt werden können. Missionarische Werbung oder solche, die andere Religionen herabsetzt oder gar zum Religionsstreit aufwiegelt, wird jedoch auch weiterhin nicht akzeptiert.

 

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Februar 2010 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.