Andrea Berkler setzt in Eschersheim auf Eigenproduktionen
Als Besucher der Andreasgemeinde in Eschersheim staunt man beim Blick in den Aushang des Gemeindekastens nicht schlecht: Eine „biblische Weinprobe“ ist da angekündigt. Beim Austausch mit anderen Gemeinden und Veranstaltern und beim Experimentieren mit ungewöhnlichen Formen ist Kantorin Andrea Berkler offen und für vielfältige Ideen aufnahmebereit.
In einem anderen Punkt allerdings nicht: Was die musikalische Gestaltung in der lauschig im Grünen gelegenen Gemeinde betrifft, setzt Berkler ausschließlich auf Eigen- und Gemeindeinitiative: „Ich möchte hier nicht einen Gastspielbetrieb haben“, stellt die seit 29 Jahren in der Andreasgemeinde tätige Kirchenmusikerin klar. Die Musik bei allen Projekten, Konzerten, Familiengottesdiensten und Taizéfeiern liegt in ihrer Hand. Neben der gemeindeeigenen Kantorei, die für die musikalische Gottesdienstgestaltung verantwortlich ist, betreut Berkler auch Flötenkreise für Erwachsene und Kinder, einen Gitarrenkreis, ein Kammermusik-Ensemble und einen Seniorenchor.
Besonders stolz ist die Musikerin, die neben der Orgel auch das Glockenspiel virtuos beherrscht, auf die Arbeit mit Kindern. „Kinder wachsen durch die Musik in Geschichten und Themen des Glaubens hinein“, ist sie überzeugt. „Singen verbindet, fördert gerade bei Kindern Intelligenz und soziales Verhalten.“ Passionsspiele und Musicals, beispielsweise „Peterchens Mondfahrt“ oder „Oliver Twist“, sind in den letzten Jahren mit viel Engagement auf die Beine gestellt worden. Die Fotos im Eingangsbereich der Kirche zeigen die Begeisterung der Mitwirkenden. Besonders glücklich ist Berkler über die Tatsache, dass viele sehr junge Menschen ihr musikalisches Talent in der Gemeinde entwickeln und über Jahre hinweg bis ins Alter von jungen Erwachsenen ausbauen.
Bei der Musikauswahl präferiert Berkler Alte Musik, vor allem den Frühbarock-Komponisten Heinrich Schütz, aber auch Johann Sebastian Bach. Konzertante Aufführungen von Mozart-Messen und Mendelssohn-Werke liegen ihr ebenso am Herzen. „Die ganz modernen Werke allerdings sind nicht so meine Sache“, sagt die Musikpädagogin.
Überzeugungsarbeit im Kirchenvorstand musste sie leisten, damit die Renovierung der gemeindeeigenen Hillebrand-Orgel realisiert wurde. Dann aber hat die Gemeinde mit hohem finanziellen Aufwand in ein Instrument von hoher Qualität investiert. „Das Handwerkszeug muss stimmen“, betont Berkler.
Mit seiner inzwischen 25-jährigen Tradition fast schon ein Klassiker ist das alljährliche Adventssingen in der Andreaskirche, deren dunkle Fenster eine gewisse Feierlichkeit im Kirchenraum entstehen lassen. Bis zu 200 Menschen singen dann gemeinsam unter Berklers Leitung vierstimmige Kanons – und wie viel Spaß ihr das Dirigieren macht, merkt man ihr einfach an.