Gebhardt warnt vor Nützlichkeitsdenken
Besorgt darüber, dass Thilo Sarrazin mit seinen Thesen auch in der evangelischen Bevölkerung teilweise große Zustimmung erhalte, hat sich die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt, geäußert. Vor der Regionalversammlung, dem Frankfurter Kirchenparlament, sagte Gebhardt im September, es sei notwendig, diese Debatte zu führen, „ihr weder auszuweichen noch sie durch moralische Verdikte zu unterdrücken.“
Klar wandte sich Gebhardt dagegen, Menschen nach ihrer gesellschaftlichen Nützlichkeit zu bewerten: „Als Christen vertreten wir die Auffassung, dass jeder Mensch wertvoll ist.“ Die diakonischen Einrichtungen der evangelischen Kirche wendeten sich „oft genau diesen Menschen zu, deren ‚Wert’ für die Gesellschaft leicht in Frage gestellt wird, etwa Obdachlose oder Illegale“.
Wer mit Verweis auf genetische Disposition den Unwert ganzer Ethnien oder Bevölkerungsgruppen reklamiere, müsse „sich nicht wundern, wenn es morgen dann auch alte, kranke oder sozial schwache Menschen trifft“, warnte Gebhardt. Bei der Diskussion um die Kosten im Gesundheitswesen klängen solche Erwägungen bereits an.