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Von – 1. Oktober 2010

Kaum noch Zeit für Konfi

Gemeinden reagieren mit neuen Konzepten auf Ganztagsschule

Die Schule dringt durch die verkürzte Gymnasialzeit immer weiter in den Nachmittag vor. Im vollgeplanten Terminkalender der Jugendlichen ist es nicht ganz einfach, noch Raum für den Konfirmandenunterricht zu finden.

Konfi-Kurs mit Pfarrerin Lisa Neuhaus in der Petersgemeinde im Nordend: Nachmittags um fünf ist nach einem langen Schultag die Lust auf „noch mehr Unterricht“ bei den 13- und 14-Jährigen nicht sehr groß. Foto: Rolf Oeser

Ihr vergangenes Konfirmandenjahr sei oft auch stressig gewesen, erzählt etwa die 14-jährige Leonie. „Um pünktlich von der Schule zum Konfirmandenunterricht zu kommen, musste der Lehrer uns etwas früher aus dem Unterricht entlassen. Anschließend ging’s dann kurz nach Hause und direkt weiter zum Hockeytraining.“

Ihr Kurs hat in der traditionellen Form stattgefunden: am Dienstagnachmittag für eineinhalb Stunden. So würden es viele Gemeinden gern beibehalten. Aber die Kurse müssen inhaltlich überarbeitet werden, „auch weil die Schüler sich ja nach einem Schultag dann am Nachmittag nicht mehr besonders gut konzentrieren können“, erläutert Pfarrerin Lisa Neuhaus. Sie hält den Konfirmandenunterricht in der Petersgemeinde bedingt durch den Nachmittagsunterricht erst spät, um 17 Uhr. „Ich versuche dabei, wenig Unterricht in der klassischen Form anzubieten, sondern auch Zeit zum Chillen einzuplanen“, sagt sie.

Alternativen zum klassischen Unterrichtsmodell sind gefragt, denn „noch mehr Schule“ wirkt wenig anziehend auf die Jugendlichen, die schon einen langen Schultag hinter sich haben. Erlebnispädagogische Aktivitäten sind eine Möglichkeit. So besuchten die Konfis aus der Luthergemeinde einen Hochseilgarten. Doch nicht alle Inhalte können auf spektakuläre Weise vermittelt werden.

In den Gemeinden Unterliederbach und Höchst versucht Pfarrer Holger Kamlah, auf die Möglichkeiten der Jugendlichen einzugehen: „Die Konfirmanden können wählen zwischen Unterricht am Dienstag- oder am Donnerstag­nachmittag. Er findet dann an dem Tag statt, an dem die meisten können.“ Die Dornbuschgemeinde wiederum hält den Konfirmandenunterricht nur 14-tägig an Dienstagen ab, dafür dann aber zwei Stunden statt eineinhalb.

Zusätzlich zu dem wöchentlichen Kurs gibt es in den meisten Gemeinden auch einige Konfi-Samstage oder -Freitage mit Projektarbeit. Ganz auf Samstage auszuweichen, ist aber auch nicht wirklich eine Alternative. „Schließlich ist das der einzige freie Tag für die Pfarrer und meistens auch für die Kinder“, erklärt Pfarrerin Neuhaus. Für die wöchentliche kurze Einheit spricht in ihren Augen auch, dass man sich regelmäßig sieht, was eine gewisse Kontinuität gewährleistet.

Anders praktiziert das seit diesem Jahr die Gemeinde Fechenheim. Der Konfirmandenunterricht findet hier in Blöcken statt: zu Beginn des Schuljahres fährt die Gruppe zunächst für drei Tage auf ein Einführungsseminar. Der Hauptblock von sechs Tagen folgt dann in der Woche nach Ostern, also in den Schulferien. Ergänzt wird dieses Programm von monatlichen lockeren Treffen, bei denen gemeinsame Aktivitäten im Vordergrund stehen. Das soll den Zusammenhalt der Gruppe gewährleisten. Vorbild standen dabei die skandinavischen Länder, die schon länger Erfahrungen mit Ganztagsschulen haben.

Die Eltern haben die Änderungen größtenteils positiv aufgenommen, es gibt aber auch Zweifel. „So sehen die Kinder sich hauptsächlich in den Blöcken, das ist so geballt. Außerdem verlieren sie eine Woche Freizeit“, wendet Sabine Mommert ein. Ihre Tochter Franziska ist zurzeit Konfirmandin in Fechenheim. Dass sie für die Konfirmation eine Woche ihrer Osterferien „opfern“ muss, sieht die Konfirmandin selbst allerdings nicht so tragisch: „Man hat ja den Rest der Ferien Freizeit. Fahrten sind lustiger als normaler Unterricht, man kann sich gut konzentrieren, aber hat trotzdem Spaß.“

Für Pfarrerin Lieve Van den Ameele zeigt sich an der Bereitschaft, einen Teil der Freizeit zu opfern, auch der Stellenwert der Konfirmation: „Wenn man etwas will, sollte es einem auch etwas wert sein. In diesem einen Jahr sollte die Konfirmation schon an erster Stelle stehen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Oktober 2010 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Sara Wagner ist Mitglied der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt" und Studentin der Kulturwissenschaften.