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Aktuell

Von – 1. Oktober 2010

Sozialamt bezahlt Grabplatten

Kirchendezernent: Keine erneute Änderung der Friedhofsordnung

Das Sozialamt wird in Zukunft nach einer Meldung des Presse- und Informationsamtes der Stadt Frankfurt nicht nur die Kosten für eine anonyme Bestattung, sondern auch die der „nächst günstigeren Grabart“ übernehmen. Dies ist eine der konkreten Folgen der Kritik der Kirchen an der im August in Kraft getretenen neuen Friedhofsordnung.

Wie „Evangelisches Frankfurt“ berichtete, ist es seither verboten, dass Angehörige und Pfarrpersonen bei einer anonymen Bestattung anwesend sind. Damit will das Grünflächenamt Kosten und Arbeitszeit einsparen. Der Frankfurter Kirchendezernent Uwe Becker (CDU) hatte die Kritik zurückgewiesen. Es sei zu tolerieren, wenn Menschen anonym bestattet werden möchten, sagte er dem Evangelischen Pressedienst. Dass die Friedhofsordnung wieder geändert wird, ist daher nicht zu erwarten. Pröpstin Gabriele Scherle entgegnet auf die Argumentation der Stadt, dass heute selten der Wunsch nach Anonymität hinter dieser Wahl stehe: „Unserer Erfahrung nach wählen die meisten Menschen diese Bestattungsart, weil sie ihren Angehörigen keine Arbeit aufhalsen wollen oder die Kosten nicht tragen können.“

Scherle begrüßt die neuen Richtlinien des Sozialamts, auch die Kosten für ein Rasenreihengrab zu übernehmen. Dabei wird die Urne unter einer Grabplatte beigesetzt, was heißt, dass keine Grabpflege nötig ist. Pfarrer Holger Kamlah, der die evangelische Kirche in der Friedhofskommission vertritt, gibt allerdings zu bedenken, dass ein Antrag beim Sozialamt nötig sei, damit die Kosten für die Grabplatte, mindestens 300 bis 400 Euro, erstattet werden. Viele Menschen könnten den Gang zum Sozialamt aber scheuen, befürchtet Kamlah.

Eine andere Möglichkeit sieht er in der „individualisierbaren anonymen Bestattung“, die in der neuen Friedhofsordnung in Paragraf 21 vorgesehen ist. Sie werde schon heute bei Verstorbenen ohne Angehörige angewendet – als Grabstätte mit schlichtem Holzkreuz, das nach etwa einem Jahr verwittert. Allerdings gebe es diese Möglichkeit bislang nur auf dem Friedhof Heiligenstock. Gut wäre es, wenn das auf allen Frankfurter Friedhöfen möglich sei. Jedenfalls sei die Bereitstellung von guten, bezahlbaren und einfach zu wählenden Alternativen zur anonymen Bestattung die beste Lösung. Nur dann könne man davon ausgehen, dass eine anonyme Bestattung wirklich nur von den Menschen gewählt wird, denen es wirklich um Anonymität geht.

Für Pröpstin Scherle ist das Ganze vor allem ein seelsorgerliches Problem: „Bei Gott sind ja alle Menschen aufgehoben, ob sie ein Grab haben oder nicht. Aber für die meisten Angehörigen ist es viel schwieriger auszuhalten, als sie es sich vorher denken, wenn sie keinen Ort für ihre Trauer haben.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Oktober 2010 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.