Sie ist die jüngste Kirchengemeinde der Stadt: Im April 2004 wurde die Riedberggemeinde gegründet, um den Menschen in dem neuen Frankfurter Stadtteil eine Glaubensheimat zu geben. Damals entstanden gerade die ersten Reihenhäuser im Quartier Bonifatiusbrunnen, die evangelische Gemeinde traf sich in einem Kirchenzelt an der Straße Zur Kalbacher Höhe. Der Blick auf die Kuppe des Riedberges war noch unverstellt, Bauern bestellten Mais- und Weizenfelder, und nur langsam rückten die Bagger und Kräne voran.
Dass hier auch eine Kirche gebaut werden soll, hatte der Evangelische Regionalverband Frankurt schon früh beschlossen. Schließlich würden einmal 15.000 Menschen am Riedberg wohnen. 2010 ist dann auf dem zentral gelegenen Bauplatz an der Riedbergallee der Grundstein gelegt worden, am 27. März wird alles fertig sein und Einweihung gefeiert. Vor allem viele junge Eltern warten darauf, denn sie haben die Taufe ihrer Kinder zurückgestellt, weil sie das Tauffest nicht im Container feiern wollten. „Wir müssen fünfundzwanzig Taufen abarbeiten“, schmunzelt Pfarrerin Kirsten Emmerich. Zusammen mit ihrer Kollegin Dagmar Balser teilt sie sich die seelsorgerischen Aufgaben am Riedberg.
Etwa 850 Mitglieder zählt die Gemeinde heute, mit 350 hat sie vor sieben Jahren angefangen. Wenn erst einmal alle geplanten Einfamilienhäuser und Mietwohnblocks stehen, wird sich die Zahl noch einmal verdoppelt haben. Viele junge Familien wohnen hier, entsprechend voll sind die Krabbelgruppen, die Kindertreffs und die „Kinderkirche“ am Sonntag. Ein Filmclub, Flötenkreis und Kinderchor ergänzen das Angebot. Die Erwachsenen singen in einem Chor, sehen sich beim Gottesdienst, oder dem „Ökumenischen Dienstag“.
Das neue Kirchenhaus liegt direkt an der neuen U-Bahn-Haltestelle Riedberg, nur ein kurzes Wegstück vom Einkaufszentrum entfernt. Es ist ein schlichter, weiß getünchter Bau mit Spitzdach, einem sakralen Kirchenraum und Gemeinderäumen. In Sicht- und Hörweite liegt die Kindertagesstätte der Gemeinde, die „Ginsterhöhe“ mit achtzig Krabbel- und Kita-Plätzen. Damit nimmt die lange Zeit des Herumziehens ein Ende – sie hat der jungen Gemeinde viel Energie und Kreativität abverlangt, aber auch Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt.
„Wir haben mit dem Kirchenzelt im Tal angefangen, sind hochgewandert zur Grundschule und haben dann die Container auf dem Grundstück des neuen Gymnasiums bezogen. Jetzt fehlt uns nur noch das kleine Stück zum Gipfel“, sagt Helena Malsy, Mitglied im Bauausschuss des Kirchenvorstands. Dankbar sei man auch dafür, dass die Verantwortlichen bei ihrem Entschluss geblieben seien, am Riedberg eine eigene Kirche zu bauen, betont Dietrich Jörn Weder, der Vorsitzende des Kirchenvorstands. Anders war es nämlich auf katholischer Seite: Das Bistum Limburg hat trotz vorhandenem Bauplatz die Pläne aus Spargründen erstmal auf Eis gelegt. Aber unter den Menschen am Riedberg, so Pfarrerin Emmerich, gebe es „den ausgeprägten Wunsch nach gesellschaftlichem Leben im Stadtteil.“