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Von – 17. März 2011

Gottesdienst wann anders

Sonntags um zehn ist für viele Menschen nicht die beste Zeit für einen Gottesdienstbesuch. Doch auch Veränderungen sind ein Wagnis.

Die traditionelle Gottesdienstzeit stammt noch aus einer landwirtschaftlich geprägten Welt: Weil die Bauern auch sonntags ihr Vieh füttern mussten, wurde der Gottesdienst auf halb zehn oder zehn Uhr am Vormittag gelegt. Heute muss kaum jemand noch Vieh füttern, dafür verbringen viele Singles, aber auch Familien keinen Sonntag mehr wie den anderen. Warum also nicht erst um elf Uhr Gottesdienst für die Langschläfer oder am Abend, damit man tagsüber Zeit für einen Ausflug hat? Warum nicht auch mitten in der Woche?

Pfarrer Fred Balke-Nagel beim Gottesdienst in der Philippuskirche. Im Riederwald hat der Kirchenvorstand die Gottesdienstzeit jetzt dauerhaft vom Vormittag auf den Nachmittag verlegt. Foto: Rolf Oeser

Die Gottesdienstzeiten sollten sich den gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen, umgekehrt funktioniert es nicht. Allerdings ist das nicht so einfach, warnt Gabriele Scherle, Pröpstin für Rhein-Main: „Gemeinden, die das versucht haben, mussten teilweise schmerzhaft erfahren, dass weder neue Zielgruppen gewonnen werden konnten, noch die alten die neue Zeit angenommen haben. Damit war der Gottesdienstbesuch dann ruiniert. Deshalb muss eine Gottesdienstzeitverlegung sehr sorgsam mit der Gemeinde kommuniziert und vorbereitet werden.“

Eine radikale Veränderung hat jetzt der Kirchenvorstand der Philippusgemeinde im Riederwald vorgenommen, dessen Mitglieder im Schnitt 35 Jahre alt sind. Zusammen mit Pfarrer Fred Balke-Nagel hat der zweitjüngste Kirchenvorstand Frankfurts den Sonntagsgottesdienst von 10 Uhr auf 17 Uhr verlegt. „Es ging einfach nicht mehr, die Kirche war Sonntagsmorgens fast ganz leer“, sagt Balke. Jetzt kämen zwar nicht wesentlich mehr Menschen, aber die Stimmung sei anders.

Das hänge auch damit zusammen, dass der Gottesdienst nun von der Kirche in die kleinere und gemütlichere Kapelle verlegt worden ist. „Hier komme ich fast gar nicht mehr zum Predigen“, erzählt Balke-Nagel. „Kaum habe ich einen Psalm vorgelesen, geraten wir schon ins Diskutieren. Das ist für mich anstrengender als früher, aber auch sehr schön.“

Beschwert habe sich niemand über die Änderung. Einigen älteren Gemeindemitgliedern habe die späte Uhrzeit wegen des kalten Winters zu schaffen gemacht, aber der sei jetzt ja vorbei.

„Ich wünsche der Philippusgemeinde sehr, dass sie mit ihrem 17-Uhr-Gottesdienst Erfolg hat“, sagt Pröpstin Scherle. „Und ich wünsche mir gerade in der Innenstadt eine größere zeitliche Bandbreite von Gottesdienstzeiten. Es ist schade, dass es nur an vereinzelten Sonntagen Abendgottesdienste gibt und auch um 11 Uhr oder 11.30 Uhr nur wenige Möglichkeiten, in einen evangelischen Gottesdienst zu gehen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 17. März 2011 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".