Street Gallery: Ulrich Mattner fotografierte das Bahnhofsviertel
„Kaum irgendwo liegen Asset und Eros enger zusammen als in unserem Bahnhofsviertel“, sagt Ulrich Mattner. Der Künstler lebt seit Jahren mitten drin, kennt das Bahnhofsviertel wie seine Westentasche. Seit sechs Jahren fotografiert er den Stadtteil am Schnittpunkt zwischen Finanzwelt und Rotlichtmilieu. Entstanden ist daraus eine Fotoausstellung an acht zentralen Punkten, eine Milieustudie mitten im „Milieu“.
Der Rundgang beginnt im English Theatre. Die auf Fotos abgebildeten Wohnhäuser stehen in krassem Kontrast zu den aus ihnen emporsteigenden futuristisch-gläsernen Hochhäusern der Banken. Portraits zeigen Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels, wie zum Beispiel den „Wurst-Willi“, der jeden Abend vor dem Bordell „Crazy Sexy“ seine Würstchen verkauft, oder Ilona vom Leierkasten, die in Orlandos Schuhladen rosa Pumps mit schwindelerregend hohen Absätzen anprobiert. Nächster Haltepunkt ist „Pik-Dame“, eine Animierbar, die in ihrem Schaufenster Inneneinsichten ins Bordell zeigt. Weiter geht es über die Station Commerzbank zur Kaiserpassage. Zu sehen sind Momentaufnahmen vom Straßenstrich, von einer alten Frau, von schlafenden Obdachlosen.
Über das Diakoniezentrum „Weser5“ erreicht man den Endpunkt, das Stadtteilbüro in der Moselstraße. Die Fotos können bei „Souvenir Frankfurt“ in der Kaiserpassage käuflich erworben werden, der Erlös geht an das Diakonische Werk der evangelischen Kirche für die Arbeit in „Weser5“, der Anlaufstelle für obdachlose Menschen im Bahnhofsviertel. Mattner verbrachte dort im vergangenen Jahr den Heiligabend, fotografierte für sein nächstes Buch, und war so begeistert von der Arbeit, dass er beschloss, Street-Gallery zugunsten dieses Projektes als Event umzusetzen.
Die acht Stationen sind jetzt noch bis zum 18. Mai zu sehen. Von Mitte Juni bis zur Bahnhofsviertelnacht Ende August werden die Arbeiten dann auf drei mal fünf Meter großen Stoffen gedruckt an den Fassaden des Bahnhofsviertels gezeigt (www.street-gallery.com).