Frankfurt ist nach Ansicht des pensionierten Ministerialdirigenten Horst Viehmann ein „bundesweit fast einzigartiges Schlaraffenland“ in Sachen Täter-Opfer-Ausgleich. Seit zwanzig Jahren betreibt der Evangelische Regionalverband eine solche Vermittlungsstelle, die bei einer Straftat den Ausgleich zwischen Opfer und Täter sucht, ohne dass der Fall vor Gericht geht. Als damaliger Leiter des Referates Jugendkriminalität hatte Viehmann dieses Projekt mit vorbereitet. Dreißig Jahre im Bundesjustizministerium hätten ihm klar gemacht, „dass Strafen keinen Frieden schaffen“. Viele Täter würden Strafe lediglich als Rache empfinden, während sie aus Sicht der Opfer meist zu milde ausfalle, sagte Viehmann.
Die Vorstandsvorsitzende des Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt, betonte bei der Jubiläumsfeier, es entstehe ein „Gewinn für alle Beteiligten”, wenn man Tätern die Chance gebe, ihre Beweggründe zu erklären, und den Opfern Gelegenheit, die Ursachen zu begreifen und Genugtuung zu erhalten.