Pfarrerinnen verändern das Berufsbild
Die alte Gleichung „Je wichtiger das Amt, desto weniger Frauen“ trifft heute in der evangelischen Kirche in dieser Einfachheit nicht mehr zu, konstatierte Ilona Nord. Die frühere Pfarrerin der Riedberggemeinde, die jetzt Juniorprofessorin für Praktische Theologie an der Universität Hamburg ist, sagte beim hessen-nassauischen Pfarrerinnentag in Frankfurt, es sei aber wichtig, die erkämpften Ressourcen zu verteidigen und zu nutzen. In hohen Führungspositionen gebe es auch in der evangelischen Kirche noch eine Männerdominanz.
Pfarrerinnen hätten für viele Menschen eine hohe Glaubwürdigkeit, so Nord, was unter anderem auch daran liege, dass sie tendenziell ein anderes Amtsverständnis hätten als ihre männlichen Kollegen. Während Pfarrerinnen einer aktuellen Umfrage zufolge ihre Arbeit vor allem als „Dienst“ begriffen, sprächen Pfarrer öfter von „Amt“. Nach evangelischem Verständnis stehe das „Priesteramt“ aber allen Gläubigen zu, Pfarrerinnen und Pfarrer unterscheiden sich von anderen nur durch ihren „Beruf“. Den damit verbundenen Auftrag zur öffentlichen Verkündigung koppele die Evangelische Kirche in Deutschland weder an die Person noch an das Geschlecht. Weltweit sehe das jedoch anders aus: Auch viele protestantische Kirchen akzeptierten Frauen bis heute nicht als Pfarrerinnen.
Doch trotz aller Gleichberechtigung seien auch in Deutschland noch Klischees tief verankert. So kursiere die Rede von einer „Feminisierung des Pfarrberufs“, also die Befürchtung, das Pfarramt könne durch den hohen Frauenanteil (derzeit gut dreißig Prozent) an Ansehen verlieren.
Nach Ansicht der Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp habe sich auch in der Kirche die Hoffnung nicht erfüllt, dass sich die männerdominierte Kultur der Institutionen durch die Präsenz von Frauen automatisch verändert. Es sei deshalb notwendig, dass Frauen die gewünschten Veränderungen im Amtsverständnis aktiv einfordern.