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Aktuell

Von – 27. April 2011

Tourismus versus ruhiges Wohnen

Kontroverse Debatte über Feste und „Events“ in der Innenstadt

In Frankfurt ist viel los, vor allem in der Innenstadt: Feste, Museen, Geschäfte und Kneipen lassen keine Langeweile aufkommen. Aber ist die City auch zum Wohnen noch attraktiv? Darüber wurde bei einer Veranstaltung der Evangelischen Stadtakademie engagiert und kontrovers debattiert.

Viele Anwohner und Anwohnerinnen erzählten von zuviel Lärm und Rummel direkt vor der Haustür: Wieviel „Events“ verträgt die Frankfurter City, ohne dass die Wohnqualität geopfert wird? Foto: Ilona Surrey

Zum Beispiel die Spielhalle in der Fahrgasse, die 24 Stunden am Tag geöffnet hat. „Das ständige Ein- und Ausgehen sorgt für Unruhe rund um die Uhr“, klagte ein Anwohner. Auch von den Straßenmusikanten, die von morgens bis abends immer dasselbe spielen, sind viele genervt. Eine Dame aus der Limpurger Gasse sagte, der Lärmpegel während des Weihnachtsmarkts sei kaum zu ertragen. Vor allem, wenn Leute auf Parkplatzsuche ständig mit ihren Autos herrumrangieren. Eine hitzige Debatte löste die Sportveranstaltung „Ironman“ aus. Wer am Mainufer wohnt, fühlt sich während des Marathons regelrecht „eingesperrt“. Publikum und Verkaufsstände blockieren dann die Wege direkt vor der Haustür, und „es ist einfach kein Durchkommen mehr“.

Vor allem am Thema Römerberg scheiden sich die Geister. Dass das Finale des Ironmans gerade dort stattfinden muss, raubt vielen, die hier wohnen, die Nerven. „Auch für Demonstrationen muss dieser Platz immer wieder herhalten“, wurde kritisiert. Allerdings sei der Römer als „Wahrzeichen Frankfurts“ mit seiner charakteristischen Dreigiebelfront nun einmal genau der Ort, von dem die Medien berichten wollen, entgegnete Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus- und Congress-GmbH. Matthias Muncke vom Umweltamt bestätigte, dass Baustellen, geänderte Verkehrsführungen, die Belieferung von Geschäften morgens früh oder die Müllentsorgung in der Nacht für großen Unmut sorgen. Lärmgrenzen gebe es nicht, denn „Grenzwerte müssen politisch verhandelt werden“. Wichtig seien aber nicht die gemessenen Dezibel, sondern „dass Sie nachts schlafen können“, so der Vertreter des Umweltamts. Frankfurt hat eine „Infrastruktur der kurzen Wege“ erklärte Andrea Braunberger-Myers von der Paulsgemeinde, deshalb ziehe es viele Leute in die Innenstadt. Jeder müsse Kompromisse eingehen, aber es müssten auch die Anliegen der Anwohner berücksichtigt werden, und die Wohnqualität dürfe nicht leiden, so die Pfarrerin. Alles in allem hat sich die Situation ihrer Einschätzung nach bereits verbessert. Die 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt im Jahr 1994 habe damals noch eine „geschädigte Altstadt“ hinterlassen. Inzwischen seien bessere Regelungen getroffen worden. Braunberger-Myers schlug einen „runden Tisch“ unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger vor, um gemeinsam über Veranstaltungen zu diskutieren.

Klar ist, dass die Traditionsfeste in der City weiter stattfinden werden. Auch weil sie das Image der Stadt fördern. „Der Ironman wird sogar in den USA übertragen“, betonte Feda. Tourismus sei wichtig, und das neue Historische Museum sowie die bevorstehende Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft würden wieder viele Menschen anlocken.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 27. April 2011 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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