Gideon Greif vermittelt den Holocaust
Gideon Greif, Jahrgang 1951, ist ein freundlicher Mann mit sanfter Stimme. Man kann ihm gut zuhören, auch wenn er über Themen spricht, die schwer zu ertragen sind. Die Todesfabrik Auschwitz-Birkenau etwa, und wie jüdische Häftlinge dazu gezwungen wurden, die erstarrten Leichen von Männern, Frauen und Kindern aus der Gaskammer zu holen und in Verbrennungsöfen zu werfen.
„Ich fühle mich oft schlecht dabei, wenn ich davon so technisch erzähle, aber ich habe keine Wahl, denn es war eine Fabrik des Todes“, sagt Greif. Eine Woche lang hat der israelische Historiker und Pädagoge in Frankfurter Schulen über die nationalsozialistische Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas berichtet. Seinen einzigen Vortrag für Erwachsene hielt er in der Maria-Magdalena-Gemeinde in Sachsenhausen. Pfarrer Volker Mahnkopp hatte Greif eingeladen, über sein Buch „Wir weinten tränenlos“ zu sprechen. Es enthält Interviews mit Überlebenden der „Sonderkommandos“, die von der SS-Lagerleitung zur Arbeit in den Gaskammern gezwungen wurden.
„Sie wollten nicht erzählen, sie wollten nicht bekannt werden“, sagte Greif. Von den etwa 2200 Häftlingen der Sonderkommandos hätten überhaupt nur 110 überlebt. Mit seinen Vorträgen möchte Greif mehr Bewusstheit über den Holocaust erzeugen, vor allem bei der Jugend. Seine Vorträge stimmt er deshalb auf die einzelnen Altersstufen ab.
Pfarrer Mahnkopp, der die Vortragsreise organisiert hat, ist überzeugt, dass Greif die Jugendlichen erreicht. „Er moralisiert nicht, er arbeitet mit vielen visuellen Materialien, und jeder kann Fragen stellen.“