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Von – 28. November 2011

„Es gibt viele Arten von Einsamkeit“

Da ist die hochbetagte Frau, die schon seit Monaten krank im Bett liegt. Da ist der alte Mann, dessen Frau nach 52 Jahren Ehe gestorben ist. Da ist die 40-Jährige, ­deren Liebesbeziehung wieder einmal zerbrochen ist, und die jetzt genug hat von den Männern. Da ist der 50-Jährige, der seine Arbeit verloren hat und bei den ­Hobbys seiner Freunde nicht mehr mithalten kann. Und seine Kollegen vermisst er auch. Da ist die Frau, deren Mann so viel arbeiten muss, dass sie sich wie eine Alleinerziehende vorkommt. Da braucht jemand viel Raum für sich selbst, sehnt sich aber dennoch nach anderen Menschen. Oder jemand ist neu in der Stadt und muss viel arbeiten.

„Es gibt viele Arten von Einsamkeit“, sagt Angelika Detrez, Pfarrerin in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad. „Man kann sie auch als Bindungslosigkeit beschreiben, als Orientierungslosigkeit und Ziellosigkeit. Es ist aber ein Urbedürfnis des Menschen, sich mit anderen zu verbinden und auszutauschen. Das kann auch eine starke innere Verbindung sein, die vielleicht über das Telefon aufrecht erhalten wird, oder eben eine innere und äußere Verbindung im gemeinsamen Tun.“

Jemandem, der krank, sehr alt oder behindert ist, hilft es vielleicht, wenn ihn jemand besucht und ihm zuhört, mit ihm spielt oder von der Welt draußen erzählt – nicht umsonst haben viele Kirchengemeinden Besuchsdienste, die solche Besuche von Ehrenamtlichen organisieren. Ein anderer, dessen Partner gestorben ist, muss vielleicht lange Trauerarbeit leisten, bevor er sich anderen wieder richtig zuwenden kann. Eine, deren Beziehungen immer wieder zerbrechen, braucht vielleicht Gespräche, um die Angst vor weiteren Verletzungen zu überwinden und neue Perspektiven zu entwickeln. Jemand, der wenig Geld hat, braucht Orte, an denen er andere trifft, bei denen es darauf nicht ankommt.

„Ich kenne auch viele Leute, die alleine leben, aber über ein soziales oder kulturelles Engagement mit Menschen verbunden sind“, erzählt die Pfarrerin. Wer jemanden zum Reden sucht, kann immer auch den Pfarrer oder die Pfarrerin anrufen. „Manchmal reicht es schon, wenn man weiß, da und dort könnte ich hingehen”, sagt Angelika Detrez. In Niederrad gibt es in der Adventszeit jeden Mittwoch um 17.30 Uhr Gesprächsandachten in der kleinen Kirche, Kelsterbacher Straße 41. Da werden Bilder an die Wand geworfen, in denen es zum Beispiel um „Mut“, Trost“ oder „Hoffnung“ geht.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 28. November 2011 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".