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Von – 28. November 2011

Engagement für Wohnungslose

Helmut Helbich gründete die „Teestube“ in Niederrad

Foto: Ilona Surrey

Als die Niederräder Teestube zum ersten Mal öffnete, kam niemand. Heute, 26 Jahre später, ist die Einrichtung mit regelmäßig dreißig bis vierzig Gästen eine Institution. Nicht nur wohnsitzlose Menschen kommen hieher, sondern generell Menschen mit wenig Geld oder auch Rentnerinnen und Rentner. Offensichtlich schätzen sie die Atmosphäre, den Kuchen, den Raum für Gespräche.

Zu verdanken ist das Helmut Helbich. Als er vor fast dreißig Jahren in der Zeitung über die Situation von Obdachlosen las, beschloss er, etwas zu unternehmen. Er brachte das Thema in den ökumenischen Arbeitskreis Niederrad ein, einen Koordinationskreis der örtlichen Kirchengemeinden, und organisierte eine Podiumsdiskussion. Im Anschluss daran meldeten sich acht potenzielle Mitarbeiterinnen für ein Projekt „Teestube“. Ein Raum im Gemeindezentrum der damaligen Zachäusgemeinde war bald gefunden. Ein für alle machbarer Rhythmus auch: Alle 14 Tage wollten drei bis vier Mitarbeiterinnen Kaffee, Tee und Kuchen ausgeben.

Helbich, der im Hauptberuf Personalleiter war und sich in seinem Unternehmen auch um die Auszubildenden kümmerte, hat es geschafft, das Team von 15 Ehrenamtlichen zusammenzuhalten. Immer noch arbeiten Menschen mit, die von Anfang an dabei waren, so wie der heute 69 Jahre alte Gründer selbst.

Außerdem ist es ihm gelungen, das Thema „Wohnsitzlose“ in der Niederräder Öffentlichkeit wach zu halten. Jedes Jahr fließen etwa 2000 Euro an Spenden, hinzu kommen viele selbst gebackene Kuchen. Als Ergebnis einer weiteren Podiumsdiskussion im Jahr 1991 wurde unter dem Motto „Wohnprojekt Hoffnung“ ein Fonds gegründet, der ehemals wohnungslose Menschen bei der Ausstattung einer neu bezogenen Wohnung finanziell unterstützt. „Wir wollten den Teufelskreis ‚Ohne Wohnung keine Arbeit‘ durchbrechen“, erklärt Helbich. Seither wurden insgesamt 57?000 Euro an 153 Antragsteller ausgezahlt. Das Diakonische Werk und die Caritas vermitteln die Hilfen. „Einfach toll, dass das funktioniert“, sagt Helbich.

Sein eigenes beharrliches Engagement scheint er dabei fast zu vergessen. Lieber setzt er – getreu seiner Vorstellung von Nächstenliebe – Machbares wirksam um. So wie kürzlich, als er einem Teestubengast einen von einer Mitarbeiterin ausrangierten Fernseher vorbeibrachte, nachdem dieser erzählt hatte, dass seiner kaputt gegangen war. Gefreut hat sich Helbich auch über die je 1000 Euro Preisgeld, die er 1995 für die „Teestube“ und 2008 für das „Wohnprojekt Hoffnung“ mit dem Senfkorn-Preis der Caritas bekommen hat.

Die sorgfältige Dokumentation seiner ehrenamtlichen Arbeit hat Helbich kürzlich der „Bibliothek der Alten“ zur Verfügung gestellt, die im historischen Museum die Geschichte Frankfurts abbildet.­ Darauf ist der bescheidene Niederräder sogar ein bisschen stolz. „Der Leiter der Bibliothek war sofort überzeugt, dass unser Wohnsitzlosen-Projekt modellhaft ist. So können wir auch wieder neue Multiplikatoren gewinnen.“

Aber Helbich hat auch ein Privatleben. Heute Nachmittag will er die Zwillinge hüten, die eine seiner beiden Töchter im Juli geboren hat. Sie lebt mit ihrer Familie im selben Haus wie Helbich und seine Frau: „Es ist zu schön, die Enkel jeden Tag zu erleben.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 28. November 2011 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".