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Von – 12. Februar 2012

„Glauben in die Welt holen“

Ergriffenes Schweigen herrschte im Saal des Frankfurter Diakonissenhauses, als die Theologin Claudia Schröter mit Gedichtzeilen von Dietrich Bonhoeffer ihren Vortrag über das Leben und Werk des Theologen beendete, der noch im April 1945 auf persönlichen Befehl von Adolf Hitler von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. „Bonhoeffer überzeugt, weil seine theologischen Grundsätze und sein Glauben in engem Zusammenhang zu seinem Leben stehen.“

Schröter ließ das Bild eines Menschen entstehen, dessen Glauben in unruhigen Zeiten reifte. Aufgewachsen in einer wohlhabenden und kinderreichen Akademikerfamilie, wandte Bonhoeffer sich der Theologie als Studienfach zu. „Er fiel unter den Theologiestudenten als kritischer Kopf mit wenig Bindung zur Kirche auf“, beschreibt Schröter diesen Lebensabschnitt. Doch ein Studienaufenthalt in Rom prägt ihn tief, und Bonhoeffer erlebt die Spiritualität einer geeinten Weltkirche. „Ich fange an, den Begriff Kirche zu verstehen“ schreibt er nach Hause. Fortan beschäftigt ihn, was eine im Glauben lebendige Kirche ausmacht.

Bonhoeffers feste Überzeugung war es, dass die Nachfolge Christi nur in der Welt zu leisten sei. Das brachte ihn seit 1933 immer stärker in Gegensatz zum nationalsozialistischen Regime. Er ist empört, dass auch die evangelische Kirche einen „Arier-Paragraphen“ einführt. Bonhoeffer bildet illegal im Auftrag der nazikritischen „Bekennenden Kirche“ angehende Pastoren aus und schließt sich 1938 dem Widerstandskreis um seinen Schwager Hans von Dohnanyi, Wilhelm Canaris, Hans Oster und anderen an.

„Bonhoeffer lebte seinen Glauben in absoluten Grenzsituationen des menschlichen Lebens“, beschreibt Schröter diese letzten Lebensstationen Bonhoeffers. Bis zuletzt hätten seine Fragen um das Verhältnis von Kirche und Staat gekreist und darum, wie „der Glaube in die Welt geholt werden“ könne. Sein unvollendetes Werk an Schriften und Briefen habe Wirkung auf Generationen von Theologen gehabt.

Das Programm der „kulturellen Donnerstagsvorträge“ im Diakonissenhaus im Nordend, Cronstettenstrasse 57–61, steht unter www.diakonisse.de im Internet.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 12. Februar 2012 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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