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Von – 12. Februar 2012

Muslimische Seelsorge

Ausbildung mit Unterstützung der Kirchen

In Frankfurter Krankenhäusern gibt es jetzt auch muslimische Seelsorgerinnen und Seelsorger – fünf Frauen und vier Männer sind dafür ehrenamtlich unterwegs. Möglich gemacht hat das ein entsprechender Ausbildungskurs, den die christlichen Kirchen und der Verein Grüner Halbmond (eine Art muslimische Diakonie) gemeinsam verwirklicht haben. Das ist ein in ganz Deutschland einzigartiges Pilotprojekt.

Moustafa Shahin, der Vorsitzende des Grünen Halbmondes, sagte bei der Feier zum Kursabschluss, viele Anfragen von Kliniken hätten deutlich gemacht, dass es einen Bedarf an islamischer Seelsorge gibt. Zwar besuchten auch bisher schon Imame kranke Menschen und leisteten ihnen mit Gebeten Beistand. Echte Seelsorge gehe jedoch weit darüber hinaus. Zumal die Mehrzahl der Imame zeitlich völlig überlastet sei. Professionelle Seelsorge habe im Islam bisher kaum eine Rolle gespielt, sagte Shahin. Deshalb sei er froh, hier „von Deutschland gelernt“ zu haben.

Um die Ehrenamtlichen auf ihre Aufgabe vorzubereiten, hatte sich Shahin an den evangelischen Seelsorgeausbilder Pfarrer Winfried Hess gewandt, der Lehrsupervisor bei der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie ist. Hess und sein katholischer Kollegen Rainer Frisch haben die Ehrenamtlichen insgesamt 220 Stunden lang in Gesprächsführung und Umgang mit Konflikten geschult, in die psychologischen und juristischen Grundlagen der Seelsorge eingeführt und bei ihren Praxisstunden begleitet. Den theologischen Ausbildungsteil, zu dem Glaubensfragen sowie religiöse und kulturelle Besonderheiten gehören, übernahmen Imame aus unterschiedlichen Konfessionen.

Gabriele Scherle, Pröpstin für Rhein-Main, gestand bei der Feier ihre anfänglichen Zweifel ein, „ob sich ein christliches Seelsorgekonzept so einfach auf den Islam übertragen lässt“. Unter anderem habe sie befürchtet, dass hier ein „Religionsmix“ entstehen könne. Derlei Vorbehalte seien von den beteiligten Seiten im Vorfeld diskutiert und schließlich ausgeräumt worden. Inzwischen könne sie es nur begrüßen, dass die Kooperation zustande kam, sagte Scherle. Die Ausbildung zu islamischer Krankenhausseelsorge leiste „einen Beitrag zum Frieden in der Stadt und der Gesellschaft“.

Pflegedienstleiterin Dagmar Lavi vom Hospital zum Heiligen Geist ist überzeugt, dass die Krankenhäuser von der Präsenz islamischer Seelsorge sehr profitieren werden. Für kranke Menschen sei es extrem wichtig, Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu haben, aber den Pflegekräften fehle dazu die Zeit.

Schon jetzt ist klar, dass es einen Folgekurs geben wird, für den sich bereits zahlreiche Interessentinnen und Interessenten gemeldet haben.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 12. Februar 2012 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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