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Von – 17. April 2012

Bei Abzocke ist Unhöflichkeit Notwehr

Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt". Foto: Ilona Surrey

„Ja“ sagt der alte Mann am Telefon und nochmal „Ja“. Ganz richtig verstanden hat er den Anrufer, ja nicht, der schnell und mit fröhlicher Stimme auf ihn einredet. Aber natürlich möchte er ein Gewinnlos zugeschickt bekommen, mit dem er viel Geld gewinnen kann. Nicht nur für sich, auch die Familie kann es ja auch gut gebrauchen. Und schon hat er mit seinen „Jas“ einen verpflichtenden Kaufvertrag über ein Lotterielos abgeschlossen, für das er zahlen muss, ohne richtig zu wissen, wie ihm geschieht.

Gewinnspiel-Vertreter sind sehr geschickt darin, arglose, gerade ältere, oft auch einsame Menschen zu überrumpeln, indem sie ihnen viel Geld oder ein Haus, Reisen oder Autos zu versprechen, wenn sie ein Los kaufen. Oder mit Hilfe von Briefen, die Gewinne ankündigen, wenn man vorher an einer Verlosung teilnimmt, für die man aber erst einmal „Gebühren“ zahlen muss.

Auf diese Weise wird man immer wieder mit kleineren Beträgen zur Kasse gebeten, während man auf den großen Gewinn hofft. „Ich habe einmal ein Gewinnschreiben gesehen, in dem stand: Sie gehören ja nicht zu den Menschen, die sich vor Gewinn fürchten, oder?“, erzählt Edith Schmidt-Westerburg, die Leiterin der Evangelischen Suchtberatung. „Das ist doch gemein, wie da mit der Bescheidenheit der Menschen gespielt wird. Diese Firmen wissen genau, welche psychologischen Knöpfe sie drücken müssen.“

Verbreitet ist auch so genannte Gewinnspielwerbung, die potentiellen Kundinnen und Kunden hohe Gewinne aus vermeintlich offiziellen Lotterieziehungen verspricht. Diese Gewinne sind immer an eine Warenbestellung geknüpft. „Dann bestellen die Menschen Dinge, die sie gar nicht gebrauchen können, zahlen viel Geld dafür und sehen natürlich nie einen Gewinn“, sagt Schmidt-Westerberg. Stattdessen werden sie erst recht mit Gewinnspiel-Post bombardiert, denn die Firmen sind vernetzt und tauschen Adressen aus.

Was kann man tun? „Ich rate dazu, extrem vorsichtig und misstrauisch zu sein, wenn jemand anruft und sagt, man habe viel Geld gewonnen“, sagt  Schmidt-Westerberg. „Auf keinen Fall darf man Bankdaten durchgeben oder zu irgend etwas Ja sagen.“ Am Besten sei es, das Gespräch schnell zu beenden.

„Ja, da bleibt nur eins: Unhöflich sein und sofort auflegen“, rät auch Pfarrer Wilfried Steller aus Fechenheim, dessen Vater mit Gewinnspielwerbung bombardiert wurde.  Auch Gewinnspiel-Post sollte man am Besten sofort wegwerfen, auf keinen Fall sollte man etwas bestellen und auf den großen Gewinn hoffen. Denn der kommt nie, während aber das eigene Portemonnaie immer leerer wird. Wer unsicher über die Natur derartiger Post ist, kann auch bei der Verbraucherzentrale anrufen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 17. April 2012 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".