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Von – 2. April 2012

Emotionale Wogen

Bach, Liszt und Reubke auf der Schuke-Orgel

„Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ war ein Konzert überschrieben, das, so der Kantor der Dreikönigsgemeinde in Sachsenhausen, „inhaltlich kräftezehrend“ ausfallen sollte. Dies galt indes nicht für das Auftaktwerk, Johann Sebastian Bachs berühmte Fantasie und Fuge g-Moll, komponiert in der norddeutschen Phase des barocken Übervaters, die Andreas Köhs mit großem gestalterischem Elan und improvisationsfreudig interpretierte.

Die immensen Möglichkeiten der Schuke-Orgel mit ihrem prächtigen und vielfältigen Registerwerk nutzte der Meisterorganist dann bei Franz Liszts titelgebendem Opus „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“, mit dem der Komponist eine persönliche Lebenskrise zu bewältigen versuchte. Im Entstehungsjahr des Werks, 1883, verlor er seine Tochter und hatte andere Schicksalsschläge zu bewältigen. Die klanggewordene Trauerarbeit manifestiert sich in einer aufwühlenden Tondichtung, die von absteigender Chromatik und düsteren Moll-Akkorden geprägt ist, und einer beklemmenden Tondichte. Das auf ein fürs Klavier komponiertes Präludium zurückgehende Werk aktivierte die Sinne der Zuhörenden, indem sie dunkle Klangwogen mit hellen Farbtupfern vermengte.

Ähnliche, emotional berührende Wogen rief die anschließende Vertonung des 94. Psalms von Julius Reubke hervor, einem Schüler von Liszt, der nur 24 Jahre alt wurde. Es ist eine veritable Rarität im kirchenmusikalischen Repertoire. Köhs gelang es vortrefflich, die klangliche Binnenspannung der Komposition herauszuarbeiten. Der so genannte „Rachepsalm“ verlangte die komplette Registerstärke der Barockorgel. Ein Konzert, das bei tiefer Frömmigkeit auch eine reinigende Kraft abstrahlte.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 2. April 2012 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

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