Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 2. April 2012

Jesus in der Hölle, ganz relaxed

Viele Bilder alter und moderner Meister beschäftigen sich mit religiösen Themen. Ein Besuch im Städel ist daher eine gute Möglichkeit, den Konfirmationsunterricht zu ergänzen.

Im Städel gibt es viele Bilder, die religiöse Themen aufgreifen: Jugendliche aus Königstein, Dahlheim und Rüsselsheim lernten einige davon beim „Konfitag“ in Frankfurt kennen. Foto: Stephanie von Selchow

„Das Bild heißt ‚Jesus Christus in der Unterwelt‘“, erklärt Ludwig Hecker den anderen Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Immanuel-Gemeinde in Königstein. Die 13- und 14-Jährigen stehen im Städel vor einem Bild von Emil Nolde. „In der Mitte“, fährt Ludwig fort, „sieht man Jesus, das da unten sind wahrscheinlich die toten Seelen. Das Bild hat uns in dem Raum hier irgendwie am besten gefallen.“

Im Rahmen eines Konfirmandentags im Städel haben Jugendliche aus Königstein, Rüsselsheim und Dahlheim das Bild eines alten Meisters und eines modernen Künstlers genauer kennengelernt. Sie haben erlebt, wie David Schnell, Stadtkirchenpfarrer für das Museumsufer, den religiösen Gehalt eines Bildes erklärt, und Chantal Eschenfelder, die die Abteilung Bildung und Vermittlung im Städel leitet, es aus kunsthistorischer Sicht erläuterte. Dann haben sie sich in Kleingruppen selbst ein Bild zur Betrachtung ausgesucht und schließlich noch ein „Religionsquiz“ im Liebieghaus gelöst. Jetzt präsentieren sie sich gegenseitig die Ergebnisse ihrer Bildbetrachtung.

Nach Ludwig Heckers kurzer Vorstellung erklärt Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer, dass Jesus vor seiner Auferstehung den Toten in der Unterwelt gepredigt hat. „Deshalb heißt es im Glaubensbekenntnis ja auch: Hinabgestiegen in das Reich des Todes“, sagt sie. „Das Bild ist also sozusagen ein begehbares Glaubensbekenntnis. Und wie sieht Jesus darauf aus?“

„Relaxed!“ ruft jemand aus der Gruppe. „Jesus relaxed in der Hölle.“ „Ja“, sagt Pfarrerin Stoodt-Neuschäfer und lacht, „das wäre auch ein guter Titel.“

„Uns ist zu dem Bild ja nicht so viel eingefallen“, meint Ludwig Hecker. „Aber Frau Neuschäfer weiß echt viel und bringt uns bei, genau hinzugucken.“ Die Pfarrerin arbeitet in ihrem Unterricht viel mit einer Jugendbibel, die mit moderner Kunst bebildert ist. „Ich habe meine Konfirmanden hier angemeldet, weil ich möchte, dass sie lernen, Kunst zu entziffern und innere Bilder gegen den Ramsch entwickeln, von dem wir heute alle umgeben sind“, erklärt sie.

„Viele Jugendliche aus meiner Gruppe sind zum ersten Mal im Städel“, erzählt Pfarrer Volkart Guth von der Stadtkirchengemeinde Rüsselsheim. „Hier bekommen sie einen Zugang zu Kunst und erleben religiöse Inhalte anders.

Jamie Nickels aus seiner Gemeinde hat ihrer Gruppe „Das Martyrium des heiligen Laurentius“ präsentiert. „Mir gefallen die Bilder hier“, sagt sie. „Und die Geschichten, die da drauf zu sehen sind“, ergänzt ihre Freundin Dorina Hufer. „Dieser schwebende Engel hier zum Beispiel, der Laurentius wohl von Gott geschickt wird.“

Der Konfirmandentag im Städel wird zweimal im Jahr für Gruppen aus dem ganzen Gebiet der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau angeboten und von der EKHN-Stiftung gesponsert. In den Gemeinden ist er so beliebt, dass er bereits Stunden nach der Bekanntgabe der Termine ausgebucht ist. „Cooler Ort“, findet auch Ludwig Hecker, als die Jugendlichen schließlich auf der breiten Treppe vor dem Museum stehen. „Da gehe ich bestimmt nochmal hin.“ Seine Kleingruppe grinst. „Hey, Alter“, sagt einer, „relax!“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 2. April 2012 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".