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Von – 18. Mai 2012

Insgesamt 333 Jahre Ehrenamt

Erwin Tonn engagierte sich für die Vernetzung der Diakonie

Foto: Rolf Oeser

Erwin Tonn hat einmal ein Diagramm gezeichnet, auf dem zu sehen ist, welche ehrenamtlichen Tätigkeiten er wie lange parallel ausgeübt hat: „Wenn man das alles zusammenrechnet, kämen insgesamt 333 Jahre dabei heraus“, sagt der rüstige 91-Jährige und schmunzelt: „Aber so alt bin noch nicht mal ich.“

Erwin Tonn ist im vorigen Jahr mit der silbernen Ehrennadel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ausgezeichnet worden – und das war nur die letzte in einer langen Reihe von Auszeichnungen: Erhalten hat er bereits das Bundesverdienstkreuz, die Ehrenurkunde des Diakonischen Werkes in Deutschland für sechzig Jahre kirchlich-diakonische Dienste, und das Kronenkreuz in Gold der Diakonie, um nur die wichtigsten zu nennen.

1921 in Schneidmühl in der Provinz Grenzmark Posen/Westpreußen geboren, erlebte Erwin Tonn als junger Mann den Zweiten Weltkrieg, Gefangenschaft und Heimatvertreibung. Aus der Gefangenschaft konnte er nach Frankfurt fliehen, wo sein jüngerer Bruder lebte. Kurz nach seiner Ankunft traf er am Hauptbahnhof zufällig Pfarrer Arnold Schumacher, der damals den Verein für Innere Mission leitete. Die beiden kannten sich von der Kriegsmarine. Schumacher fragte ihn, ob er bei der Gründung eines Evangelischen Hilfsdienstes dabei sein wollte – dem Vorläufer des Diakonischen Werks. Kurz darauf fing Tonn als Angestellter bei der Kassen- und Finanzverwaltung des Hilfsdienstes an.

42 Jahre lang blieb die evangelische Kirche sein Arbeitgeber. Tonn war dankbar, dass er „ein Dach über dem Kopf“ hatte, dass seine Eltern den Krieg überlebt hatten, und dass er schon so bald wieder eine Arbeit fand. Für all das wollte er „etwas zurückgeben“ und engagierte sich deshalb schon bald auch in seiner Freizeit für die Diakonie.

Sein erstes Ehrenamt war bei der Bahnhofsmission, wo in diesen Anfangsjahren vor allem Flüchtlingen geholfen wurde. „Ich habe einfach immer getan, was notwendig war“, fasst Tonn seine Motivation zusammen. Vor allem die Vernetzung der diakonischen Arbeit war ihm ein Anliegen, dafür ließ er sich in viele Ausschüsse und Gremien wählen. In der Andreasgemeinde in Eschersheim, wo er lebt, war er Vorsitzender des Diakonieausschusses und führte den Diakonie-Sonntag ein, an dem jeweils ein Vertreter einer diakonischen Einrichtung zum Predigen eingeladen wurde.

In seinem Heimatvertriebenenverein ist der inzwischen zweifache Urgroßvater immer noch aktiv. Und er geht noch regelmäßig zum Gottesdienst in der Andreasgemeinde. „Ich fühle mich wohl in Frankfurt, obwohl ich immer noch kein Hessisch spreche“, sagt er. „Und ich freue mich über die schönen Auszeichnungen, die ich für meine ehrenamtlichen Tätigkeiten bekommen habe. Aber ich hätte das auch so getan, ganz ohne besondere Ehrung – wie viele Menschen in der Kirche, die sich für andere einsetzen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 18. Mai 2012 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".