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Von – 3. Juni 2012

Dreifaltigkeit – Konfirmanden erklärt: zum Sonntag Trinitatis

Horst Peter Pohl ist Pfarrer in der Dreifaltigkeitsgemeinde und Dekan im Dekanat Frankfurt-Süd. Foto: Rolf Oeser

Stellt euch vor, es gäbe ein Fest und keiner wüsste es. Traurige Angelegenheit.

Die Kirche feiert heute auch ein Fest.

Jetzt sagt nicht „Wissen wir doch, deshalb sind wir ja hier“. Ich meine nämlich nicht die Konfirmation. Ich meine den Sonntag Trinitatis.

Nie gehört, werden manche sagen. Wer soll das sein? Dabei ist die Hälfte der Sonntage nach diesem Sonntag „Trinitatis“ benannt. Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit heißt das übersetzt.

„Wie“ – sagen jetzt vielleicht welche, die englisch können und den Film „Matrix“ oder „Matrix reloaded“ gesehen haben und sich an die schöne Freundin von Neo erinnern: Trinity – das heißt Dreifaltigkeit?“

Vielleicht sollten wir lieber Trinity sagen, das klingt nicht so fürchterlich altmodisch und fremd wie Trinitatis.

Aber dann wüssten wir immer noch nicht, was die Christen heute feiern. „Mach du das“, haben Ulrike und Reinhold zu mir gesagt: Du bist doch Pfarrer in der Dreifaltigkeitskirche. Erklär du das den Leuten. Ich will es versuchen.

Wäre das nicht toll, wenn unter den Gästen, die heute zu Besuch kommen und ihre Geschenke bringen, alles Geschenke für dich, weil du da bist und konfirmiert wirst, wenn unter all diesen netten Besuchern, plötzlich eine Fee hereinkäme, eine gute und dir zuflüsterte: „Drei Wünsche hast du frei“.

Jetzt sag nicht: 100 Euro, einen Fernseher und ne Playstation.

Damit hättest du die Chance verspielt. Überleg dir was, was du für dein Leben wirklich brauchst, etwas was du dir nicht selbst geben kannst oder wenn du mal verdienst, dir leisten kannst.

Wieso hat man eigentlich in solchen Märchen immer drei Wünsche frei? Warum nicht zwei oder sagen wir mal vier?

Es wäre trivial. 2 oder 4 sind gewöhnliche Zahlen. Nur manchmal wird die zwei zu einer außergewöhnlichen Zahl, wenn sich zwei Menschen zusammentun. Oder wenn man plötzlich feststellt, dass ein Mensch, den man zu kennen glaubte, zwei Seiten hat.

Wenn wir drei sagen, meinen wir immer Vollendung. Im Guten wie im Schlechten. „Aller guten Dinge sind drei“. „Drei Dinge braucht der Mann“ hat einmal mit großem Erfolg eine Tabakfirma geworben: Feuer, Pfeife…

Wenn wir etwas dreimal sagen, dann hat das eine besondere Bedeutung: „Ich sag dir das jetzt zum dritten und letzten Mal.“ Oder: „Ich musste dreimal rufen, bis du endlich gekommen bist.“ Wie lächerlich würde das klingen: Ich habe fünfmal gerufen…. Wenn einer sagt: ich zähle bis drei, dann wissen wir, was die Stunde geschlagen hat.

Es steckt etwas Endgültiges, Abschließendes in diesem „dreimal“. Man kann es nicht mehr steigern. Klarer geht es nicht mehr. Die höchste Stufe unserer Ausdrucksmöglichkeiten ist erreicht.

Die Dreifaltigkeit Gottes. Der Begriff gefällt mir besser als Dreieinigkeit. Ich stelle mir das manchmal vor, wie einen Umhang mit drei Falten. Oder etwas zum Auseinanderfalten. Was dann drei Seiten hat, jede anders und die doch zusammengehören.

Dass das geht, haben wir ja schon in der Geometrie gelernt. Ein Dreieck, das drei Seiten hat und doch eins ist. Ein Raum, der eine Länge, eine Weite und eine Höhe hat und doch eins ist.

Oder in der Geographie. Eine kleine Quelle, ein Bach, ein Fluss. Jedes völlig anders. Und doch ein und dasselbe.

Für den Vorstellungsgottesdienst habt ihr Bilder gemalt: Wie Gott für mich ist. Jedes auf ein Dreieck und jedes war anders. Wir haben festgestellt: Für Gott lässt sich nicht nur ein Bild malen. Das haben die Christen schon ganz früh festgestellt und drei Bilder gemalt. So ist unser Gott haben sie gesagt.

Ich stelle mir vor, eine Fee käme und sagte: Du darfst dir wünschen, wie Gott sein soll. Drei Wünsche hast du frei.

An einem Tag wie heute, an dem ich glücklich bin und dankbar, an dem die Sonne scheint, da würde ich sagen: Ja, Gott, du bist groß. Du hast alles wunderbar gemacht. Ich würde mich freuen an den Blumen, an dem schönen Essen. Wenn ich ans Meer komme oder in die Berge und ich jedes Mal wieder staune. Wenn ein Kind auf die Welt kommt und ich die winzigen Händchen sehe und das Lächeln. Wenn aus Kindern junge Leute werden, die bisher gesund durchs Leben gegangen sind, ja dann sage ich. Danke Gott. Das ist ein Gott, wie ich ihn wünsche. Manchmal nennen wir Gott dann Vater, Mutter, Schöpfer.

Manchmal ist mir gar nicht so zumute. Da habe ich Angst vor etwas, was auf mich zukommt. Da ist jemand weggegangen, der mir sehr lieb war. Ich bin aufgewühlt und traurig. Manchmal höre ich von Katastrophen, die ich in ihrem Ausmaß gar nicht begreife. Wenn die Natur auf einmal nicht schön ist, sondern zerstörerisch, da kann ich keinen Gott brauchen, dem ich danken muss. Dann wünsche ich mir einen Gott, der mich erlöst von dem Bösen.

Manchmal verzweifle ich an der Welt. Will, dass sie anders wird. Dass Menschen anders miteinander umgehen, sich als Menschen behandeln. gleich und wertvoll, will dass Gerechtigkeit herrscht. Dann bin ich froh, dass ich einen Gott habe, der mir das vorgelebt hat und mir den Weg zeigt, wie man verantwortlich und den Menschen zugewandt leben kann. Ja, Gott war selbst Mensch, sagen wir dann, hat gelebt, gelitten, gekämpft, geliebt. Das ist ein Gott, wie ich ihn mir wünsche.

Und manchmal spüre ich, dass Gott tatsächlich in mir ist, nicht irgendwo weit weg im Weltall und nicht irgendwo weit weg in der Vergangenheit, sondern in mir drin etwas, das mich trägt und Raum und Zeit vergessen lässt. Dann bin ich selbst stark und liebevoll, dann ruhe ich in mir oder gerate in Begeisterung. Das ist ein heiliger Geist, sagen wir dann manchmal. Der belebt, bewegt, der begeistert uns. Gott wir lieben dich.

Also: Hätte ich drei Wünsche frei, ich würde mir Gott so wünschen. Und wie bei den Märchen von der guten Fee, wo man am Schluss merkt: Ich habe, das was ich wirklich brauche zum Leben, so ist es jetzt auch. Der dreifaltige Gott, den wir manchmal Vater, Sohn und Heiliger Geist nennen, der ist das alles und gibt uns das alles. Genial.

Was ich auch genial finde, ist, dass Gott nie allein ist. Was für eine Vorstellung, ein Gott, der einsam irgendwo thront. Oder ein Mensch, der von allen Menschen verlassen ist, oder eine Begeisterung, die niemanden ansteckt. Gott in sich ist Gemeinschaft, lädt uns alle ein und ich bin sicher, er ist froh, euch bei sich zu haben.

Teil einer Predigt zur Konfirmation am Sonntag Trinitatis.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 3. Juni 2012 in der Rubrik Gott & Glauben, Meinungen, erschienen in der Ausgabe .

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Horst Peter Pohl ist Pfarrer in der Dreifaltigkeitsgemeinde - City-West, Rebstock und Europaviertel - sowie kommissarischer Stadtdekan. Er bloggt auch unter nichtallzufromm.blog.de.